||| 16. 6. : Bloomsday Numero 104 .
Statt Dubliner Örtlichkeiten oder gelahrter Phrasen ein schierer Sprachgang ins Reich des Gebärens von Leben und Lesen , vulgo der Parallelführung von Embryonalentwicklung und der Formung der englischen Literatur . James Joyce als behender Zungenredner in Dingen kopulativer Prokreation . Aleatorisch aufgeschlagen das durch die Ziffern “1″ und “4″ indizierte Kapitel . Zitatenschlüssel @ robotwisdom.com .
“Ulysses” , XIV. , aka “Rinder des Helios” | “Oxen of the Sun” , gruppiert um die leicht variierte Nietzsche- Stelle aus “Also sprach Zarathustra ” ( “Von den Freuden- und Leidenschaften” ) :
Einst hattest du Leidenschaften und nanntest sie böse. Aber jetzt hast du nur noch deine Tugenden: die wuchsen aus deinen Leidenschaften.
Du legtest dein höchstes Ziel diesen Leidenschaften ans Herz: da wurden sie deine Tugenden und Freudenschaften.
Und ob du aus dem Geschlechte der Jähzornigen wärest oder aus dem der Wollüstigen oder der Glaubens-Wütigen oder der Rachsüchtigen:
Am Ende wurden alle deine Leidenschaften zu Tugenden und alle deine Teufel zu Engeln.
Einst hattest du wilde Hunde in deinem Keller: aber am Ende verwandelten sie sich zu Vögeln und lieblichen Sängerinnen.
Aus deinen Giften brautest du dir deinen Balsam; deine Kuh Trübsal melktest du – nun trinkst du die süße Milch ihres Euters.
Und nichts Böses wächst mehr fürderhin aus dir, es sei denn das Böse, das aus dem Kampfe deiner Tugenden wächst.
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The air without is impregnated with raindew moisture, life essence celestial, glistering on Dublin stone there under starshiny coelum. God’s air, the Allfather’s air, scintillant circumambient cessile air. Breathe it deep into thee. By heaven, Theodore Purefoy, thou hast done a doughty deed and no botch! Thou art, I vow, the remarkablest progenitor barring none in this chaffering allincluding most farraginous chronicle. Astounding! In her lay a Godframed Godgiven preformed possibility which thou hast fructified with thy modicum of man’s work. Cleave to her! Serve! Toil on, labour like a very bandog and let scholarment and all Malthusiasts go hang. Thou art all their daddies, Theodore. Art drooping under thy load, bemoiled with butcher’s bills at home and ingots (not thine!) in the countinghouse? Head up! For every newbegotten thou shalt gather thy homer of ripe wheat. See, thy fleece is drenched. Dost envy Darby Dullman there with his Joan? A canting jay and a rheumeyed curdog is all their progeny. Pshaw, I tell thee! He is a mule, a dead gasteropod, without vim or stamina, not worth a cracked kreutzer. Copulation without population! No, say I! Herod’s slaughter of the innocents were the truer name. Vegetables, forsooth, and sterile cohabitation! Give her beefsteaks, red, raw, bleeding! She is a hoary pandemonium of ills, enlarged glands, mumps, quinsy, bunions, hayfever, bedsores, ringworm, floating kidney, Derbyshire neck, warts, bilious attacks, gallstones, cold feet, varicose veins. A truce to threnes and trentals and jeremies and all such congenital defunctive music! Twenty years of it, regret them not. With thee it was not as with many that will and would and wait and never do. Thou sawest thy America, thy lifetask, and didst charge to cover like the transpontine bison. How saith Zarathustra? Deine Kuh Trübsal melkest Du. Nun trinkst Du die süsse Milch des Euters. See! It displodes for thee in abundance. Drink, man, an udderful! Mother’s milk, Purefoy, the milk of human kin, milk too of those burgeoning stars overhead, rutilant in thin rainvapour, punch milk, such as those rioters will quaff in their guzzlingden, milk of madness, the honeymilk of Canaan’s land. Thy cow’s dug was tough, what? Ay, but her milk is hot and sweet and fattening. No dollop this but thick rich bonnyclaber. To her, old patriarch! Pap! Per deam Partulam et Pertundam nunc est bibendum!
( Penguin 1992 , 554f )
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Nach Hans Wollschläger :
Die Luft draußen ist geschwängert von regentauiger Feuchte, celester Lebensessenz, glitzernd auf Dubliner Stein dort unter sternschimmerndem coelum. Gottes Luft, des Allvaters Luft, funkensprühende umhüllende nachgiebliche Luft. Atme sie tief in dich hinein. Beim Himmel, Theodore Purefoy, du hast eine tapfere Tat getan und keine Pfuscherarbeit! Du bist, das schwöre ich feierlich, der denkwürdigste Progenitor, keinen ausgenommen, in dieser geschwätzigen, allumfassenden mischmaschigen Chronik. Erstaunlich! In ihr, deinem Weibe, lag eine Gottgeformte, Gottgegebene, vorgestaltete Möglichkeit, welche du befruchtet hast durch dein Weniges von Männerwerk. Hange nur treu an ihr! Diene! Mühe dich weiter, placke dich ab wie ein veritabler Kettenhund und laß die Gelehrsamkeit und alle Malthusiasten zum Henker gehen. Du bist ihrer aller Papa, Theodore. Brichst du zusammen unter deiner Last, da dich die Metzgerrechnungen plagen zu Hause und die Goldbarren (nicht deine!) liegen im Kontor? Kopf hoch! Für jedes Neugezeugte sollst du deinen Chomer reifen Weizens ernten. Sieh, dein Vlies ist betaut. Beneidest du Darby Dullman dort mit seiner Joan? Ein schwatzender Häher und ein triefäugiger Köter sind all ihre Nachkommenschaft. Pah, laß dir sagen! Er ist ein Maulesel, ein toter Bauchfüßler, ohne Kraft und Ausdauer, keinen lumpigen Kreuzer wert. Kopulation ohne Population! Nein, sag ich! Herodes’ Kindermord wäre der richtigere Name. Vegetabilien, fürwahr, und sterile Kohabitation! Gib ihr Beefsteaks, rot, roh, blutend! Sie ist ein altersgraues Pandämonium von Krankheiten, vergrößerte Drüsen, Mumps, Halsbräune, Fußballenentzündung, Heufieber, Liegewundstellen, Hautschwamm, Wanderniere, Derbyshire-Hals, Warzen, Gallenfieberanfälle, Gallensteine, kalte Füße, Krampfadern. Ach hör mir schon auf mit den Klageliedern und Dreißig Seelenmessen und Jeremiaden und der ganzen kongenitalen Totenmusik. Zwanzig Jahre davon, weine ihnnen nicht nach. Bei dir war es nicht so wie bei vielen, die wollten und wohl auch würden und warten und tun’s doch nie. Du sahest dein Amerika, deine Lebensaufgabe und legtest dich ins Zeug als Bespringer wie der transpontinische Bison. Wie spricht Zarathustra? Deine Kuh in Trübsal melkest Du. Nun trinkst Du die süße Milch des Euters. Sieh! Sie bricht hervor für dich im Überfluß. Trink, Mann, einen Euter voll. Muttermilch, Purefoy, die Milch des Menschenstammes, Milch auch der sprießenden Sterne droben, rotglühend in dünnem Regendunst, Punschmilch, wie sie die Aufrührer saufen bei ihren Zechgelagen, Milch des Wahnsinns, die Honigmilch vom Lande Kanaan. Deiner Kuh Zitze war zähe, was? Ja, aber ihre Milch ist heiß und süß und fettmachend. Kein bloßes Geklump, sondern dicke reiche Buttermilch. Auf ihr Wohl denn, alter Patriarch! Pepp! Per deam Partulam et Pertundam nunc est bibendum!
( Suhrkamp 1991 , 595f )
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KLANGAPPARAT
Der betreffliche Klangapparat war bereits gestern on air ( “Spielräume” , 15. 6. , Ö1 ) , doch lassen sich “Spuren von James Joyces Leben und Werk in der Folk-, Jazz-, Pop- und Rockmusik” unter Beiziehung der Diskographie auf Andreas Weigels Heimseite ( nahezu ) mühelos aus den Beständen des häuslichen Musikschranks rekonstruieren : Kommentierte und erläuterte Fassung . Literaturhinweise ! |||