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Salon Littéraire | Lisa Spalt : T-U-L-P-E _3
Konnte Tulpes Handeln also gelingen …
Konnte Tulpes Handeln also gelingen – und das aus einer starken Handlungsposition heraus – dann nur unter der Bedienung identifingierenden Erfahrens. Tulpe ist Tulpe, das ja. Aber Tulpe muss wahrscheinlich irgendwann erfahren, was ihr Begriff ist, muss warten, welche ihre Mittel sind, vor allem aber wo und wofür sie steht. Ist Tulpes Erfahrung ihr Leben? Auf der Matritze welchen Wertesystems kann ihr Leben werden? Zählt nicht vornehmlich ihr Erfolg auf dem Gebiet der sanktionierten geschlechtlichen Liebe, zählt für sie nicht vornehmlich, einen Partner abzukriegen, bevor ihre Fortpflanzungsfähigkeit versiegt, bevor ihre Liebe damit zur Perversion wird, um also endlich mit diesem Abgekriegten auf natürliche Weise alt zu werden, während derselbe seinen zweiten Frühling erlebt, seine Fortpflanzungsfähigkeit weiter übt, da seine Liebe immer noch anderweitig benötigt, mit Nachwuchs gesegnet und niemals unnatürlich wird? Tulpe geht, dies alles bedenkend, ran. Sie weiß, sie muss sich so sehen lernen, wie sie von anderen gesehen werden will, und Tulpe siezt sich daher probeweise. Tulpe versucht sich in einem Role Playing Game (RPG) und Sie wird das später unter Identifiktion verbuchen. Weil das nach Lebenserfahrung klingt sagt Tulpe wie andere F-Wörter auch, wenn man sie nur ausreichend beiläufig ausspricht. Ja, auf diese Weise angesprochen, werden Sie einen ganz anderen Bezug zu sich kriegen versichert sich Tulpe. Und sie macht das für ein nicht zu vernachlässigendes Seminary-Sümmchen.
- Tulpe fragt: Soll Tulpe mit Tulpe handeln?
- Darauf SIE: Im Dorf, auf der Hälfte der Länge des Weges vom Gasthaus zum Haupttor nach Wyzima, gibt es eine Bäuerin. Eine Bäuerin ist mit einer Tulpe rumzukriegen.
- Tulpe: Tulpe ist die Identität als Gleichstellung zugunsten Tulpes biographischer Aktion?
- SIE: Tulpe kriegen Sie im Tausch gegen eine Wildblume von einer Stadtbewohnerin.
- Tulpe: Tulpe findet sich also im Blumenhandel?
- SIE: Im Tausch von Leiche, an Kreuzung liegend.
Ungefähr auf diese Weise schließt Tulpe ihren Ausflug in die Virtualität ihres Charakters ab. Sie wird bei ihrer Tulpenfindung womöglich über Leichen gehen müssen und so weiter und so fort, eben anstatt von anstatt. Das Feld der Identifingierung sagt Tulpe das ist der freie Markt. Asbach uralt brüllt Tulpe, schleudert sich mit armwerfender Geste aus sich heraus, sie kann sich noch währenddessen als absolut peinliche Geste erfassen. Yes, Tulpe weiß, wie man den eigenen Mundgeruch mit der vorgehaltenen Hand testen kann, sie wendet dieses Feature auch an, da es nach dem letzten Ausruf so penetrant zu stinken scheint. Ach, Tulpe hatte eben etwas ganz anderes zu werden vorgehabt. Sie stellt ihren Handlungscharakter leider nur genau so fest, wie es Ihnen, wie sie sagt, gerade so passt. Ja, Tulpe war ja gerade noch ganz auf Renergie Morpholift Repositioning eingestellt, auf Kreuzungen von Darwin-Hybrid-Tulips und auf all sowas, aber warum eigentlich nicht, wenn Sie es nun mal so wollen, blablabla. Und ab. Mit Abbrev. Viatur Trav. Zweig. JPG […] Und am Ende gerädert raus beim Hotel Tulpe in Halle, Ecke Kaulenberg/Alte Promenade, oder beim Hotel Tulpe am Fuße der Hohen Salve in Tirol bzw. im Golden Tulip all over the world und das gleich all inclusive und das all noch zu definieren et cetera. Im Vorgarten jedenfalls jetzt schon Haltung als zaghaftes Zuhausegefühl, als Green des Stängels in Stammzellen geliebt, als Wollen den Charakter beschäftend et cetera … Eine Tulpennatur sind Sie! (We so usually talk about a tulip, when a woman presses her vagina against the face of an unconscious man, you understand?) Oh, customize your avatar before hitting the virtual dancefloor. Bitte was? Na, dank recht schön, Freud, für diesen Zimmersymbole erschließenden Tulpenschlüssel. Dann also mal alle Bäuerinnen anklicken, die da so rein- und rausgelaufen kommen! Rein und raus, alter Hut! Überhaupt, Tulpe will sich wirklich unbedingt ein wenig Identität einhandeln, richtig old fashioned, das Pflänzchen. Tulpe war überhaupt noch nie die Bäuerin. War ja noch nie WIZIMA Treuhand, Dietlikon, Bettstenstraße 11 gewesen, aber warum nicht? Hängt doch alles zusammen, sind doch alles mögliche Relations!
(Definition: A tulip is a special type of joint … Eine Tulpe ist eine spezielle Form von Gelenk …
… which looks like a regular joint … das aussieht wie eine reguläres Gelenk …
… but with a sack of marijuana on the end of it … aber am anderen Ende des Dings sitzt Maria Johanna …)
Warum denn aber nicht ein tulipwalker sein? Ein pink-links-liberal-kommunistischer Baum-umarmender, anti-amerikanischer Umweltnazi-Peacenik?
Warum eigentlich nicht ein tulip sniper werden? Rote Tulpe, die mit einem Tommy Gun bewaffnet ist. Schießt auf niemanden. Hat eine angenehme Stimme.
Warum aber nicht tulipan? TUEP der versucht, Hare Krishna zu sein, alle verbotenen Substanzen der Welt verteufelt und noch nie in seinem Leben ein Tier gegessen hat.
Und Franz Riepl, IRRE PFLANZE, FARNPILZER, FEZ-PLAN et cetera? Ja, Tulpe findet bei näherem Hinsehen immer wieder Hinweise auf einen geheimen, einfach alles erklärenden Bauplan. Irgendeinen Grundstoff, der sowohl mit dem ständig sein Denken wechselnden Kopf (oder der den Kopf wechselnden wechselnden Bedeckung des Kopfes: Fez, Tülbent et cetera) als auch mit dem Vegetabilen in Zusammenhang stehen muss. Etwas, das noch nicht einmal in Grundstoff und Grundplan ausdifferenziert ist, das allen Verwandlungen zugrunde liegt. Wenn ich gestorben bin sagt Tulpe bin ich allem Anschein nach aus einer Kopfbedeckung entstanden, werde aber Pflanze sein. Warum also nicht?
Franz (16 Daumen hoch, 27 runter): anderes Wort für Profilneurotiker. (Sei nicht so ein Franz, was Deine Größe betrifft, es ist nicht die Größe, die zählt.)
Franzi (8 Daumen hoch, vier Daumen runter): verrückter Arsch, spontane Person, lustig und sensibel, lächelt immer.
Warum aber nicht Mongolin fragt Tulpe imstande, eine mit dem Wort TULPA verbundene Vorstellung als eine Art Produktionsmaschine für Lebewesen zu benutzen. Vergleiche dazu Alexandra Tulipe-Néel: Sie brachte das Wort (the noun) Tulpa um 1920 herum nach Europa, erzählte, sie habe als eine tibetische Nonne (a tibetan nun), die sie geworden sei, die Tulpa eines kleinen Mönchs erzeugt, welcher sich dann allerdings so schnell und so deutlich von ihr abgetrennt hatte, dass sie ihn töten musste. Die Mongolen produzieren Lebewesen sagt Tulpe aus dem Gedanken-Rohstoff, welcher bekanntlich überhaupt nichts kostet, aus ihren inneren Monologen, die sowieso täglich zur Produktion und Aufrechterhaltung der eigenen Konsistenz absolviert werden müssen, Perpetuum Mobile. Und wir dürfen davon sprechen, dass bei dieser Art der – zum Beispiel landwirtschaftlichen – Produktion das Volk sowohl den Rohstoff als auch die Arbeit liefern würde können. Die Tulpa könnte also, zur Erzeugung von essbaren Pflanzen und Tieren angewendet, durchaus ein Ausweg aus der Problematik der Weltnahrungsknappheit sein.
Tulpe, Tulpe wirft Julien Tulipe de la Mettrie die Arme, ein Händeringen zeitgemäßerer Art dieses verblichenen Autors, der um heutige Lesende wirbt Tulpe, klar, sie ist ja die Pflanze Mensch schlechthin. Klar, Tulpes Wurzel ist logisch (natürlich) ein analysierender Verdauungsapparat, welcher das Gehirn ernährt. Ja, ja, da ist ja der Mensch, da ist ja die Pflanze zeigt la Tulipe auf den Kopf hinter seinem Gesicht sehen Sie doch, dass beide – und das miteinander – identisch sind.
Ach, für Sie bin ich doch nur mault Tulpe das Schoßhündchen Natur. PET mault Tulpe, die gewissermaßen zum Inventar des Shops gehört, in den wir zurückkehren, da unsere Natur heutzutage natürlich fließend Englisch spricht, auch wenn sie den Blumentopf im Fenster nie verlässt. Eine bessere Begründung gibt es nicht. Lupe, das Hündchen kläfft unsere Tulpennatur, welche sich zunehmend gegen den Menschen in uns wehrt Sie nähern sich mir auf kolonialistische Weise. Sie dringen schamlos in meine Tulpen-Materie, benutzen meine Tulpen-Rede, welche Sie die Natur Ihres Handelns erfahren lässt, auf die alt bekannte, elegante, schamlos mit großen Tieren wie exotischen Mustern flirtende Art: mild wild. Sie holen mich in Ihre allgemein verständliche Sprache zurück, über Ihren Vintage-Safari-Style. Und ich denke langsam bedeutet die Tulpe, die das Fenster meinem Spiegelbild einschreibt, für mich. Sie sollten beginnen, Respekt vor meiner Natur zu zeigen, ich denke sagt Tulpe ernsthaft Sie sollten anfangen, Ihre Natur zu siezen.
<<Die Niederländische Versicherungsgesellschaft Paerel Leven bietet Tabakkonsumenten bei Pensionsversicherungen einen Rabatt von 20%. In den Genuss der Vergünstigung kommen nur Kundinnen, die glaubhaft machen können, dass sie weit wenigstens fünf Jahren mindestens 10 Zigaretten täglich rauchen. Die Raucherinnen können so ihre Lebensjahre (laut Statistik ca. 8 Stück davon) direkt gegen bares Geld eintauschen, das ihnen während der verbleibenden Jahre genussfördernd zur Verfügung steht. Oh, what’s better than roses on your piano ? It’s tulips on your organ …>> (Quelle: Der Standard, 26./27. April 2008)
Hey, sind Sie ein Unkraut-Typ, sind Sie ein Blüte-des-Dingsbums-T-U-E-P? Ja, der Wert des Wesens: eine Frage von Angebot und Nachfrage, nicht wahr? So stellt es sich dar. Ist es ein Glück, dass sich Tulpe von Natur aus relativ langsam vermehrt? Tulpe: <<Die Frage ist, ob das für immer so bleiben muss, ob ich mich für immer so langsam vermehren werde. Bin ich erotischer, wenn ich mich rar machen möchte? Bin ich begehrenswerter, wenn ich außer Kontrolle gerate? Sind Erotik und Kontrollverlust gleichzusetzen?>> Ich möchte wirklich zu gerne wissen, was ich eigentlich sein will seufzt Tulpe nämlich: Soll ich den Underdog geben, geb ich den DINK [1]. Ach, sollte ich mich, um meine Bestimmung zu erfahren, mit der Natur der Acker-Winde identifizieren? Ein kleines Role Taking wäre meiner Entwicklung vielleicht durchaus förderlich. Aber was wird aus Ihnen? Schließlich habe ich mich entrüsten Sie sich während Ihrer nun tatsächlich zähen Entwicklung mit äußerster Mühe in Ihre Natur eingefühlt. Ja, Sie empfinden wahrscheinlich bei dem Gedanken, dass ich – Sie sozusagen mit mir reißend – in jemand anderen schlüpfe, etwas unpassend Sexuelles. Nun, ich, Tulpe, vermehre mich als Acker-Winde über die Blüte, nutze aber, wenn sich die Chance bietet, eben auch die Methode vegetativ, nämlich dann, wenn meine Würzelchen – beispielsweise durch Sie – aufs Gemeinste zerbrochen werden. Und an dieser Stelle kommen Sie mir natürlich mit dem Lustprinzip, fragen, ob nicht, was der Erhaltung der Art dient, irgendwo auch mit einer Lustempfindung gekoppelt sein müsse. Sie fragen sich womöglich, ob Sie nicht sexuelle Handlungen an mir, der masochistisch sich windenden Pflanze, begehen, wenn Sie versuchen, mich durch das Zerreißen meiner Wurzeln zu killen. Ja, ich bin Ihre Rede, ich denke wie Sie. Artübergreifende Unzucht mit dem unmündigen Pflanzenkinde? He, wie alt bin ich eigentlich? Verspüre ich eigentlich Schmerz, wenn Sie mich aus meinem Drecksloch zerren? Und ist dieser Schmerz, falls ich ihn denn spüre, nicht Teil der mir von der Natur gegebenen Lust? Ist dieser Schmerz also tatsächlich Teil meiner Vermehrungssucht? Wäre ich demnach nicht schlichtweg pervers, wenn ich mir eine schmerzlose Teilung in meinen photosynthetischen Träumen erdächte? Na, wie weit ist es denn nun mit unserer Einfühlung her? Werde ich als Acker-Winde eine Chance haben, die natürliche Auslese durch Sie, meine kulturell gebildeten Lesende, zu überleben? Werden Sie mich einfach aussortieren? Es ist doch, ehrlich, das Kreatürliche an mir, die Natur, die Sie stört, meine Fähigkeit, ohne Rücksicht auf Kollateralschäden zu handeln, Ihre Theorie ohne Gewissensbisse vom Markt zu verdrängen, mir die Grundlagen Ihrer Tomatenzucht einzuverleiben, bevor Sie noch Tomaten pflanzen konnten.>>
(Und so interpretieren verschiedene Weisen von Aufblühen und Verwelken die Bewegung von Tulpes Spazierengehen, stoppt der Blickfang des Fächer-Ahorns Tulpes bewegliches Sehen, deutet das Um-die-Wette-leuchten winterlich zitternder Beeren den Lauf des Pumas auf Tulpes Cotton-Cat-Tee-Shirt, und mit starren Halmen setzt das Riesen-Pfeifengras kupfergoldene Akzente …)
Und Tulpe, respektive Ihr innovatives Wrinkle Restoring System, Reproduktionskapazunder, vor allem wirksam als Concentrate Night Pearl-Dings, lässt Weizenfelder im Bagel wogen, lässt trockenes Holz knistern in braunem Tütenpapier, überm Tulpe-Kamin klickt die Bambusdeko, und sie klimpert – welches Wort wäre hier wohl angenehmer? Ach, nichts kann Sie besser regenerieren als eine ordentliche Portion Natur! Baumwollgewebe von der Materie ziehen, Fett von Fleischfaser-mjam-mjam trennen, und Tulpe produziert sich, Sie schmückend, als Dichternarzisse im naturidentischen TPU-(möglicherweise also thermoplastischen Polyurethan-Dingsbums, hm, Texin-)Outfit, darauf ihr zartes Frühlingsparfum, verduftend zwischen Holzimitat-Objekten rund um Ihren, ihrer selbst sich bewusst werdenden Körper, wow, und der vertieft sich, um Ihnen zu gefallen, in seine Selbst-Organisation, befördert mit Handwörtern kontrolliert biologisch gezüchtete Pflanzen aus Bananenblättergebinden in den lebendig sich fühlenden Innenbehälter, und als Wurzeln in der eigenen Natur wird eine pflanzliche Nahrung begriffen, als Karottenschnitzel, als Rettichstreifen. Man sprießt Tag für Tag aus der Schwarzwurzelscheibe, den Rotkrautschnipseln, den Zwiebelringen, generiert sich aus unscheinbaren Maisgarnituren, gedeiht im Umrührstäbchen Ihres Kaffeebuschprodukts, als gummierte Zellulose der Speisekarte, edel in geblätterte Esche gebunden, als Kokosnuss, Mango und Lychee in 2-Euro-und-10-Cent-Saft-Form, Pflaumenwein (kann in Gestalt von 3 Euro 30 die Besitzerin wechseln), und Sie übersetzen Curry mit Gemüse in sich selbst, und Tulpe nennt Sie einen bombastischen Tag am Strand des indischen Meeres, und die geht da rein als Ihr Denken wie das Futter in den Handschuh, geht rein wie ins Heimtextilienparadies, Taborstraße 18, Wien, zweiter Bezirk, und dann neuerlich Links, neues Nadelöhr …
Hallo, Man schreit Tulpe. Wo Sie einmal ihr Denken besaßen, haben Sie jetzt mich. Schön, mit Ihnen intimer zu werden! Sie machen sich ja langsam sehr selbständig. Sie behaupten ja seit neuestem, Sie verstünden mich nicht? Na, ich bin Ihre Natur, sonst nichts. Und wie wollen Sie mich verstehen? Sie sind ja nur der Geist, den ich aus nichts als aus mir heraus produzierte. Sie vermögen ja nichts, als Zeichen gegen Zeichen zu setzen. Sie glauben ja, sie tauschten diese Tauschvorgänge gegen gültige Definitionen. Sie definieren ja den Begriff Tulpe simultan als Reichtum und Crash, als Leben, Leichtsinn und Fruchtbarkeit, als Verantwortungslosigkeit, die Istanbul und die Niederlande, als unvernünftigen Umgang mit der Gottesgabe Geld, eine Selbsthilfegruppe von Gesichtsversehrten, den Kampf gegen Drogen et cetera, ja, sogar als die Wahre Tauschaktion Liebe. Nun, erinnern Sie sich? Sie begannen zu fragen wo oder was ist meine Natur. Ich legte ich Ihnen in der Sprache der Blumen eine Tulpe in den Mund, sie zu schmecken, Sie aber schoben Sie sich ins Gehirn. Sie entdeckten zwei antibiotisch aktive Glucoside an mir [2], produzierten daraus vorläufig noch ideellen Gewinn. Hirnhälfte und Zwirn! Ich bin Ihr Tulpengedanke. Ich reproduziere mich als Ihre Gehirnwindung, Ihre Natur, die ich bin.
- Wenn Chandlers Katze, die der Autor übrigens beugt sich Tulpe im Wind für seine Sekretärin hielt, ihre Pfote hochhob und etwas länger betrachtete, dachte seine Frau, das Tier wolle eine Armbanduhr haben. Dieser Gedanke war natürlich ich!
- Die Frau verspürt das natürliche Bedürfnis, teure Schuhe zu kaufen? Diese ihre Natur bin natürlich ich, die sie so handeln lässt.)
<<Sie kommen ja aus Ihren Interpretationssystemen nicht mehr heraus sagt Professor Tulpe. Wenn nämlich eine Person so Professor Tulpe zur Patientin wird, dann deswegen, weil sie – für Europa nicht ungewöhnlich – der Meinung ist, ihre Natur habe sie in ihrem sterblichen Körper eingesperrt. Die Patientin bezeichnet diesen Körper dann gern als ihre sterbliche Hülle, als ein Gefängnis, sie beginnt, endlose Wortfolgen zu repetieren, nennt dieses Geplapper Gebete. Eine Empfindung von Empfindungslosigkeit beginnt bald, von ihren Füßen her aufzusteigen, die Patientin erblickt im Spiegelbild ihren Naturbegriff, unter dem sie – Verschiebung! – eine Anzahl von Schierlingsgewächsen versteht. Schließlich beginnen ihre Gehirnzellen, den Gedanken zu produzieren, derselbe Gedanke könne sich von ebendiesen Gehirnzellen trennen und so deren (ihrer eigenen!) Sterblichkeit entrinnen. Symptome eines Auflösungsprozesses zuckt Professor Tulpe mit den Schultern irrationale Standpunkte, religiöse oder okkulte Themen, exzessives Schreiben ohne Bedeutung, Berührungen verweigert, Anzeichen für die Ersetzung von tätigen Gehirnzellen durch den bestehenden, stehenden Text, Katatonie. Sollte die Patientin in diesem Stadium ihren Körper, den sie zunehmend von sich abzutrennen versucht, indem sie ihn Natur nennt, noch länger dazu benutzen, ihn mithilfe seiner selbst mörderischer Absichten zu beschuldigen, wird der Körper beginnen, sie tatsächlich zu töten. Fesseln des Stoffes ruft Tulpe Schlingen schwerer als sein Gelingen, von den Nerven springende Darmbewegung, Horrortipp, Klick … Den mörderischen Gedanken in letzter Sekunde loswerden zu wollen, nützt allerdings dann nix. Das Gift der Reflexion hat bereits vor zu langer Zeit das Zwiebeln riechende Fleisch vom geschwungenen Wort jeder Tulpe getrennt. Es bleiben Handlungen an Namen von Pflanzennamen, Handlungen an nicht existierenden Gegenständen, mit abwesenden Menschen, mit Ursachen in Form von Zwiebelgedanken, Wirkungen am Ort von Tulpenabblättern … >
… und dann starben Sie also, Sie richtiges Lesewesen, Sie unbekannte Art, falscher Sammelbegriff für einzeln Bleibende. Ihr Serienmord erzeugte auf unzulässige Weise die Gruppe der Tulpenopfer. Und so ging ich hin, um deren Geschichte zu schreiben, ging mit Fortschreiten der Story auf meiner, sich in die Vergangenheit der bekannten handelnden Personen verzweigende Spüre zurück, ein Lügehen, klar. Tulpe Killer, Tulpe Gift! Mensch, das konnte doch kein Mensch gewesen sein! Tulpe tat doch keinem Menschen was zu Leid. Dann die Notiz, das Indiz, unterstrichen vom deutenden Index: Tulpe sprach Sie als Raymond Chandlers Katze an. Tulpe sprach Sie an als Raymond Chandlers Perser, na klar! Mit dem Instrument der Vertauschung war die Lösung zu produzieren. Denken Sie nach! Für Katzen kann der Genuss von Tulpen durchaus tödlich sein!
Epitaph:
Die geotrope Begabung der Tulpe erfasste einst den kochenden Mittelpunkt der Erde als UNTEN / OBEN die wartenden Schalen telegraver Sterne, Häute von der Erde aus betatscht. Das Wurzeln bohrte nach dem so genannten Herzen mit dem Finger der Hand um das Streben nach Fassung einer um Lichtjahre entfernten universal wirkenden Metapher. Erst, wenn Tulpe tot IST / WIRD: Zwiebel (in der Erde LIEGEN / im Himmel allerdings SEIN. (Fffft!)
(Eine einzige 600-Grad-Lampe illuminierte Tulpes New-York-Art-Star-Status/wir sagen Tulpes New-York-Kunststern-Standort: Ist Tulpes Sperma 100 000 Dollar wert?)
He, kommen Sie auf den Teppich! Tulpe ist im Himmel. Tulpe ist Geschäftsführerin im HANDY PARADIES, Wien, Neulerchenfelderstraße 21, 16. Bezirk. (Wow, wie die überrollte Handtasche mehr als der tote Körper selbst berührt – denkbar: weil sie der Auflösung des Bewusstseins in den Gegenstand der toten Natur ein Bild gibt?) Na, wollten Sie nicht endlich das nächste Level erreichen? Haben Sie denn gar keine Sehnsucht danach, einen abgebrochenen Kontakt aufzufrischen? Wählen Sie TelUP, das luxemburgische real free Internet, the new inspiration in telephony! Es berät Sie Maude Fettmann, Boulevard Royal 3. He, hören Sie endlich auf, für Gespräche zu bezahlen! Hören Sie endlich auf, von Tulpe nur zu lesen! Hören Sie Tulpes Stimme live, hören Sie, wie sie mit sich selber spricht, hören Sie sie jetzt! Kommen Sie rüber zu Tulpe, in ihre neue Fernsprech-Welt!
[1] – DINK = Double income, no kid.
[2] – Siehe Rudolf Tschesche, Friedrich-Johannes Kämmerer und Günter Wulff vom Institut für Organische und Biochemie der Universität Bonn: Über Glykoside mit lacton-bildendem Aglykon, II. Über die Struktur der antibiotisch aktiven Substanzen der Tulpe (Tulipa gesneriana L.).
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[...] Salon Littéraire | Lisa Spalt : T-U-L-P-E _3 / 3 ; car j’avais justement envie de tulipes ! [...]