Hotel Fauser

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HOTEL FAUSER

An einem 16. Juli geboren , dreiundvierzig Jahre später an einem 17. Juli verunfallt : Da die jounalistische Gedenktagfabrik auf positive Aspekte pocht , ist’s opportuner , an einen “runden” 65. Geburtstag zu erinnern denn an einen zwischenzeitlich zweiundzwanzigsten Todestag . Wobei nicht ganz in unser in|ad|ae|qu|ates Hirn will , wie man guten Gewissens eines Geburtstages gedenken kann , welcher nie erreicht wurde .

Aber da die Toten uns grundsätzlich an Anciennetät überlegen sind – uns ergo überlebend , bleibt nichts , als hier – schlaflos im diffus siffigen Hotel Fauser | zwischen ordentlichen Kalendertagen sitzend – weiter zu versuchen , die geleerte Flasche auf deren Hals zu balancieren .

Im Banne der aus dem Lichtkegel einer einsamen Tischlampe emanierenden Phantome hüten wir also ein ebenso fragiles wie sinnfreies Gleichgewicht . In pathosfreier Äquilibristik entfalten wir ältere Besprechungstexte von Fauser- Titeln , welche ( mit Ausnahme des “Schneemanns” in Print & Audio ) mittlerweile nicht minder legendär wie vergriffen sind . Ein Faktum , das irgendwie passt zur Natrium- Pentobarbital- Stimmung des Hotelzimmers und seiner Einrichtung .

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FAUSER SOUND – GENAU

Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstossen , dann klingt dies – frei nach Georg Christoph Lichtenberg – besonders im Hörbuchzeitalter mitunter hohl . Manchen Interpreten dahingegen ist es – wie Heikko Deutschmann – gegeben , Texte jeder Epoche und jedes Genres zu bewegtem Leben zu wecken , gleich, ob Stendhals “Rot und Schwarz” oder “Die Glocke” Schillers .

Nun ist mit Jörg FausersSchneemann” ( HörbucHHamburg ) ein Klassiker bundesrepublikanischer Pop- Literatur aus des Schauspielers Munde zu vernehmen und merk’s : Auch in die miesen Klitschen , fragwürdigen Bars und Haschhöhlen , wo der Gelegenheitsganove Siegfried Blum seine Schleichgeschäfte treibt , passt sich Deutschmanns Diktion detailgenau ein . Kongenial trifft der Sprecher jenen “Fauser-Sound” , mit welchem der 1987 kurz nach seinem 43. Geburtstag verunglückte Autor die deutsche Erzählkunst konkurrenzlos beschenkte .

Der Kokain- Krimi vom “Schneemann” bescherte Fauser 1981 das , was man den “Durchbruch” nennt , bedeutet literarisch betrachtet aber wesentlich mehr . Die Geschichte vom Minikriminellen , dem der Zufall mit fünf Pfund Kokain ein um ein paar Nummern zu grosses Los in die Hände spielt , ist zugleich minuziöse Milieustudie , Gesellschaftsportrait der beginnenden Achtziger und bestes “abgekochtes“-Genre .

Geschult an der progressiven Beatliteratur wie an den Klassikern Chandler und Hammett , benötigt der Sprachschöpfer Fauser keinen einzigen Anglizismus , um die “amerikanische Anmutung” zu erreichen . Er hat die Schnauze , er hat den Takt , den coolen Blues über das Verblühen der Lebensträume Blums anzustimmen . Wie seine Figur ist der Autor in der Literatur deutscher Zunge ein einsamer Wolf geblieben – und sein Lied eine rare , rau- elegische Melodie . ( more … )

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FAUSER – VERZICHTBAR TRAKTIERT

Live hard , die young” : Wie wenige deutsche Schriftsteller hat sich Jörg Fauser ( 1944 – 1987 ) in Dichtung und Wahrheit dem Motto der amerikanischen Beat Generation verschrieben . Drogen , Bars und schneller Sex takten nicht nur seine zunehmend dem “hard- boiled“- Genre zuneigenden Romane , sondern besonders die ( eben in der Edition des Alexander- Verlags unter dem Titel “Trotzki , Goethe und das Glück” gesammelten ) Gedichte .

Die poetischen Abseitsblicke aus Milieu und Fauna von Bierklitschen , Imbiss- Stuben und billigen Zimmern umgehen zwar Metrum und Reim , bestechen indes durch einen suggestiven Groove , den der selbstbewusste Poet anlässlich von Radioaufnahmen exzellent zur Geltung brachte .

Nun hat sich das Musiker- Duo Detlev Cremer und Jochen Rausch knapp zwei Jahrzehnte nach Fausers Tod über dessen Klangspuren hergemacht und die “trockene” Rezitation mit einigen elektronischen Beats und Akkorden aufgefettet . Wiewohl dies den Popliteraten wohl am wenigsten gestört hätte , mutet dem heutigen Hörer eine solche – auf den zweifachen Retro- Effekt einerseits des “Lost- Generation“- Feelings der 70er , anderseits auf den Sequenzer- Sound der 80er Jahre setzende – Ausschlachtung selektierter Poeme als durchsichtiges Effektkalkül an .

Das einzig Positive . das sich über die musikalisch einfältige Traktierung von Chillout- tauglichen “Fauser-Tracks” ( Random House Audio ) sagen lässt , wäre der Hinweis auf die 1997 von Trikont edierten O- Ton-Materialien : Dort – und nur dort – ereignet sich Jörg Fausers genuiner “Rhythm and Blues” . ( more … )

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KLANGAPPARAT

Zur Aufhebung jeden Zeitgefühls , der akustischen Entortungs bei czz-hoerempfehlunggleichzeitig trancehafter Stimulierung des Hirns ( wofür auch immer ) , trägt eminent die Tonspur bei , welche uns während ausgewiesener zwei Stunden und sieben Minuten buchstäblich in Schwebe hält .

Das Mix , welches DJ Soma unter dem Titel “Twisty” für den Sonic Walker aus wohlbekannter Netlabel- Klangware erstellt hat , sucht seinesgleichen . Da beweist Einer ein feines Händchen in Auswahl , Reihung und taktvoller Überblendung , so dass sich die 27 Einzeltracks in eine Form purer Zuständlichkeit verwandeln .

Hintergründig träufelt der DJ ( s ) eine Message in den solcherart errichteten Klangraum : “This is a definition on how we live ... ” – All dies geschieht fast subliminal . Ein Kenner und Könner an den Reglern , welcher auf”s Erfreulichste von sich abzusehen vermag .

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