||| WIEN – SCHREIBSCHULEN | LINZ – SETTING FÜR KONZERTRAUM | WIEN – KOLIK AUTOREN LOUNGE | WIEN – GRUNDBÜCHER DER ÖSTERREICISCHEN LITERATUR NACH ’45 | LINZ – LINZER NOTATE 4 / 09 | WIEN – WIE IM SIEBENTEN | WIEN – TESTSTRECKE KUNST | WIEN – MITTEN IN DER GENERALVERSAMMLUNG | KLANGAPPARAT
Oswald Tschirtner : Illustation zu Ernst Herbeck Im Herbst da reiht der Feenwind
(via Ernst Herbeck – English-language translations)
Da möchte man denken , so unmittelbar nach der Buchmesse würde die Literaturmenschheit erstmal nach Luft schnappend hinsinken , doch erweist bereits der Wiener Literaturkalender dieser Woche , dass es ein – ziemlich vielfältiges Leben jenseits von Frankfurt gibt . Und dies , wie in Wien offenbar unumgänglich , einander die Veranstalter das ohnehin begrenzte Publikum für avanciertere Literaturbetrachtung durch terminlich kongruente Programmierung streitig machen .
In dieser Woche stellt eindeutig der Dienstag den sozusagen veranstalterischen Flaschenhals dar . Bzw. das double- bind , da man mit dem Besuch jede andere , gleichzeitige Veranstaltung zwangsläufig verpasst . Asche , schon jetzt , auf unser Haupt .
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WIEN | SCHREIBSCHULEN
Dienstag und Mittwoch widmet man ssich im Literaturhaus dem ewig umstrittenen Thema , inwieweit Literatur lehr- und lernbar sei . Auch hierüber gibt es übrigens einen lesenswerten Aufsatz im bereits erwähnten Handbuch “Literaturbetrieb in Deutschland” ( hg. von Heinz Luwig Arnold und Matthias Beilein – edition text + kritik 2009 ) . In Wien wir jedenfalls eine Studie vorgestellt , welche
der Frage nach den relevanten Wissenskomponenten im literarischen Schreibprozess nachging. Die Entstehung literarischer Werke in actu zu beobachten, offenbart nicht nur die Diskretheit und begrenzte Erfassbarkeit des künstlerisch-praktischen Wissens, sondern auch die radikale Offenheit und Fragilität kreativer Schaffensprozesse.
Im Gespräch mit Michaela Falkner , Verena Rossbacher und Peter Rosei erörtern die StudienautorInnen Tasos Zembylas und Claudia Dürr “die Schwierigkeit der Artikulation von Schreiberfahrungen sowie deren Rolle im Laufe langjähriger Praxis” So jedenfalls steht es im Programm und wir vermögen es in|ad|ae|qu|at leider auch nicht , den Nebel um den zuletzt zitierten Halbssatz zu spalten . Im Fokus steht jedenfalls zunächst das “Literarische Schreiben als diskreter Prozess ” .
Mittwochs geht es dann bereits ab 17 H los mit Marlene Schachingers Vortrag “Von der Kunst, schreiben zu lehren – Möglichkeiten und Grenzen des literarischen Schreibunterrichts” , einem Podium ( ab ca. 18 H ) bzw. der Vorstellung verschiedener Lehrmodelle von und mit Petra Ganglbauer ( Lehrgang Wiener Schreibpädagogik und diverse Werkstätten ) , Gustav Ernst ( Leondinger Akademie für Literatur ) , Christian Ide Hintze ( Schule für Dichtung ) , Günter Vallaster ( Mitherausgeber des Buches “Das literarische Sprachlabor” ) sowie mit Vertreter ( n ) des neu eingerichteten Lehrgangs “Sprachkunst” an der Universität für angewandte Kunst .
An ca. 20 H folgt ein weiteres – diesmal in Kooperation mit der Büchersendung “ex libris” ( Radio Ö 1 ) initiiertes Gespräch über Möglichkeiten und Perspektiven des literarischen Schreibunterrichts .
Mit Josef Haslinger ( Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig ) , dem Literaturagenten Uwe Heldt sowie Hanser- Chef Michael Krüger .
- Von Schreibstuben und Schreibschulen I & II – Literaturhaus Wien – Dienstag , 20. Oktiober 19 H | Mittwoch , 21. Okrober 2009 , 17 H
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LINZ | SETTING FÜR KONZERTRAUM
In einem wohl solitären Zusammentreffen in Linz spielen die verschiedenen Künste einenader buchstäblich in die Hand . Das – “von” hat sich der Komponist ausdrücklich verbeten – mit Christoph Herndler komponierte , mit Markus Scherer “gesetzte” und durch Christian Steinbacher textierte “Setting für Konzertraum” setzt sich nicht nur über die Genres und Zäune der Disziplinen hinweg : In einem von Florian Neuner ausformulierten Essay ( download ) offenbart das Projekt “subjekt / objekt” von Herndler , Scherer und Steinbacher sich in der Tradition der Subvertierungen der hierarchischen Usancen zwischen Komponisten , Dirigenten und “Ausführenden” .
Wer , darf man salopp fragen , wäre in einem solchen konzeptuellen und performativen “Setting” dann noch wessen Subjekt oder Objekt ?
“subjekt / objekt” | Setting für Konzertraum von und mit von Herndler , Scherer und Steinbacher – Linz , Brucknerhaus – Dienstag, 20. Oktober 2009 , 19:30 H
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WIEN | KOLIK AUTOREN LOUNGE
Entspannt , wie es der Zeitschrift , deren Redaktoren und Schriftstellern entspricht , wird im Schauspielhaus die cirka quartalsmässige “kolik.autoren.lounge” etabliert :
mit jungen kolik -Autorinnen und Autoren, die ihre Prosa, Lyrik, Stücke lesen, im Theater. Mit Gesprächen, kleinem geselligen Treiben. Bei Musik, Wasser und Wein.
Diesmal mit den Droschl- Autoren Antonio Fian ( Im Schlaf . Erzählungen nach Träumen ) und Bernhard Strobel ( Sackgasse , Erzählungen ) und “kolik“- Herausgeber Gustav Ernst als Master of Ceremonies .
- kolik.autoren.lounge – Schauspielhaus Wien | Nachbarhaus – Dienstag , 20. Oktober 2009 , 20 H
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WIEN | GRUNDBÜCHER DER ÖSTERREICISCHEN LITERATUR NACH ’45
In der seit Jahren buchstäblich grund- sätzlich und konsequent durchgeführten Ré- Lektüren von bekannten , verkannten oder vergessenen Reihe von “Grundbüchern der österreichischen Literautur nach 1945″ ( ein erster Sammelband liegt bei Zsolnay vor ) wird diesen Mittwoch über ein ganz besonderes Oeuvre gesprochen : Ernst Herbeck , vier Jahrzehnte lang Patient der Landesnervenheilanstalt Gugging , begann auf Anraten des Arztes Leo Navratil seine inneren Wort- Welten zu Papier zu bringen :
Bei einer Visite auf dem Haschhof bat ich Herbeck einmal in das Untersuchungszimmer, legte einen kleinen Zeichenkarton vor ihn hin, reichte ihm meinen Kugelschreiber und sagte: „Bitte Herr Herbeck, schreiben Sie ein kurzes Gedicht mit dem Titel Der Morgen !“ Ich sass neben ihm. Herbeck schrieb: Der Morgen und dann mit Unterbrechungen:
Im Herbst da reiht der
Feenwind
da sich im Schnee die
Mähnen treffen.
Amseln pfeifen heer
im Wind und fressen.
Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee gekommen bin, Herbeck ein Gedicht schreiben zu lassen. Nun lag plötzlich etwas vor mir, das nicht bloß psychopathologisch zu verstehen war; es war ein wirkliches Gedicht.
Damit zählt Ernst Herbeck ( 1920 – 1991 ) zur Gründergeneraion der Künstler von Gugging , deren bildnerischen Arbeiten mittlerweile ein Museum errichtet wurde . Keine Geringere als Friederike Mayröcker wird – im Wechsel mit dem auch als Erzähler namhaften Psychiater Paulus Hochgatterer – aus dem Werk Ernst Herbecks lesen . Die für Ihre “Fallgeschichten” über psychisch prekäre Kreativität ( Sammlung Prinzhorn ) bekannte Germanistin Gisela Steinlechner führt ein und ( gemeinsam mit Klaus Kastberger ) ein Gespräch über das Herbeck’sche Werk .
- “Grundbücher der österreichischen Literatur nach 1945″ : Ernst Herbeck – Literarisches Quartier Alte Shchmiede – Mittwoch , 21. Oktober 2009 , 19 H
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LINZ | LINZER NOTATE 4 / 09
Fast schon legendär , bieten die von Christian Steinbacher im Rahmen der Künstlervereinigung MAERZ seit Jahren vorangetrieben poetischen und poetologischen “linzer notate” eine konsequente Auseinandersetzung mit Texten und Texturen , Themen und Thesen avancierter Literatur . Kommenden Mittwoch sind Gert Loschütz , Michaela Schwentner und ie hier im hiesigen “Salon Littéraire” wohlbekannte Lisa Spalt distinkte Stimmen zu Gast.
- linzer notate 4 / 09 – Künstlervereinigung MAERZ – Mittwoch , 21. Oktober 2009 , 19:30 H
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WIEN | WIE IM SIEBENTEN
Der Literaturverlag Droschl bietet sich – nach zwei Buchvorstellungen aus dem Progamm am Mittwoch im Schauspielhaus – auch am Freitag mit einer Buchpremière aus dem Herbstprogramm an , Wobei der Clou natürlich ist , dass das Literaturhaus “mitten im 7. Bezirk” ein Prosadébut vorstellt , dessen Titel ( und Handlungsort ) ditto “Wie im Siebenten” verspricht .
Wobei Andreas Unterwegers Titel wiederum an die gescheiterte ORF- TV- Soap “Mitten im 8.” erinnert . Und in der Tat könnte die von vorgeblicher Leichtigkeit ( und tatsächlicher Beschwernis ) , einem fiktiven Erstlingsroman und einer letztlich doch scheiternden Bezeihung für ein hübsch selbstbezügliches Buch gelten , wären dann nicht noch Zutaten essayistische Dylanologie hinein praktiziert .
Der Anfang jedenfalls gibt sich federleicht und hätte man dem Buch gerne noch einige Zeit zum Ausreifen gewünscht .
- Buchvorstellung “Mitten im 7.” – Literaturhaus Wien – Freitag , 23. Oktober 2009 , 19 H
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WIEN | TESTSTRECKE KUNST
Im Rahmen eines grossangelegten und interdisziplinären Forschungsvorhabens zu den “Wiener Avantgarden nach 1945” ist für Mittwoch bis Freitag eine Tagung angesetzt , deren Titel “Teststrecke Kunst” höchst treffend den gesellschaftlichen Labor- Charakter avantgardistischer Künste benennt .
Das genaue Programm der in sechs thematische Panels ( “Wiener Grund“ , “Grenzüberschreitungen“ , “Körper und Medium“ , “Arbeit an der Form“ , “Politik der Wiener Avantgarden“ sowie “Erbe und Verrat“ ) gegliederten Tagung sprengt unser in|ad|ae|qu|ates Format , ist allerdings hier schön gegliedert zu besehen .
- Tagung “Teststrecke Kunst” – Österreichische Akademie der Wissenschaften , Theatersaal – Mittwoch , 21. Oktober 2009 – Freitag, 23. Oktober 2009 , jeweils ab 9 H
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WIEN | MITTEN IN DER GENERALVERSAMMLUNG
Zum Auftakt der diesmal zu Wien tagenden Generalversammlung der “Grazer Autorinnen Autoren Versammlung” ( GAV ) gibt es am Freitag eine Sammellesung all Jener , welche im vergangenen Jahr neu in die GAV aufgenommen worden sind . Da grundsätzlich gilt , dass eine Jury die Anträge um Aufnahme in die GAV prrüft ( mit Vetorecht aller Mitglieder ) , darf man gespannt sein auf das Spektrum der als aufnahmewürdig beurteilten Literatur .
Die Liste der Lesenden mag als solche bereits die Diversität , welche die GAV in sich vereint , illustrieren : Wolfgang Bleier , Malte Borsdorf , Helga Cmelka , Karoline Cvancara , Margarita Fuchs , Joseph Gerger , Monika Giller , grauenfruppe , Paul Jaeg , Grzegorz Kielawski , Si. Si. Klocker , Melamar , Michael Mastrototaro , onophon , Kurt Rebol , Bernhard Saupe , Eva Scala , Susanne Schneider , Friederike Schwab , Gerda Sengstbratl , Clemens J. Setz , Roland Steiner und Peter Ian Waugh .
- Lesung Generalversammlung GAV – Literarisches Quartier Alte Schmiede – Freitag , 23. Oktober 2009 , 19 H
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KLANGAPPARAT
Elegant und urban , jazzy und funky , minimal und doch distinkt im Tarieren zwischen akuter IDM und Eighties- Revival legen die mica und electoy von Deviloopment bei symbiont eine achtbare “Pässion” vor . Mit den Tracktiteln “säxy” und “dörty” scheinbar aufs Eindeutige weisend , atmet die musikalisch an den Tag gelegte Kühle eher kalkulierte Distanz . Anzüglichkeiten sind von dieser sehr organisch komponierten Zitiermusik keine zu erwarten .
CLICK TRACK TO LISTEN : 01. säxy ( 06:39 ) | 02. dörty ( 05:19 )
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