Salon Littéraire | Lisa Spalt : Tulpe 3/5 | Bildkarte 2 (Nautilus)

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Salon Littéraire | Lisa Spalt :

Tulpe 3 | Bildkarte 2 (Nautilus)

 

Der Text TULPEN hat seinen Kristallisationskern in der so genannten Tulpenhausse oder Tulpenmanie des siebzehnten Jahrhunderts, in der Frage nach der Gestaltung der Verbindung zwischen der Welt und ihrer Bewertung. Damals wurden Tulpen, deren bizarre Schönheit unter anderem – was allerdings erst 1924 bekannt wurde – davon herrührte, dass ihre Blüten von einem Mosaikvirus teilentfärbt wurden, zum Gegenstand von Geschäften mit Optionen. Man spekulierte somit mit Tulpenzwiebeln, deren Blütenentwicklung (gebrochen oder nicht gebrochen) nicht vorhersehbar war. 1637 platzte die Spekulationsblase, nachdem bereits ganze Häuser um drei Tulpenzwiebeln verscherbelt worden waren.

Was ist schön? Was ist Verzückung, ein Fan, Gläubigkeit? Mit welchen Sätzen schreibt man aufgrund welcher Muster – zum Beispiel der Natur – Wert zu? Welche Formulierung der Natur ersetzt den Begriff von ihr et cetera.

Die Tulpe als ein Shuttle zur bewertenden Natur; es geht darum, mit einem solchen Granum-Spielzeug Auslassungen, Serialisierungen und Blendeffekte der Bewertungsvorgänge prismatisch zu streuen oder vielleicht eine fassungslose Beleuchtung zu strukturieren als eine Art Hand, durch deren Finger man– dem Begriff des immer dem Nutzen folgenden Eindringens in die Natur auf der Spur – sieht. (Lisa Spalt)

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(Nautilus) eigentlich Tiergattung aus der Familie der Perlboote: Dieser Kopffüßler, den Jules Vernes zum Paten für das (weibliche –> siehe Anmerkung 1 zum Artikel Heerstraße) Unterseeschiff des Kapitän Nemo gemacht hat, symbolisierte hier vielleicht die in sich selbst eindringende Reflexion, die, wie Blanchot es ähnlich in Bezug auf das Werk für den Autor formulierte, die Person auslöscht und einander ablösende Fiktionen an die Stelle einer Biografie setzt, die aus einem Nichts (aus niemandem) einen Jemand machen würde. Irgendein Muster aber hält doch, muss gemutmaßt werden, die weißen Flecken fest, die da immer wieder neu beschrieben werden. –> Gehen Sie zur Bildkarte Nautilus

(Oktopus) Der Knochenmann, der aus den Lebewesen heraustritt, erweist sich bereits in der Überprüfung der Hypothese an den Schalentieren als Popanz. Ich greife hiermit Dalís Beobachtung auf, dass jene Tiere ihr Skelett klugerweise außen zu tragen pflegen. Der Tod träte damit als Hohlheit in ihr Skelett hinein (oder fräße das Fleisch aus sich selbst als einem Bratspießchensystem heraus). Das Endergebnis bliebe das Gleiche: Eine Knochenflöte, die sich mit dem Wind zum Abbild einer Gottheit vereinigte. Oder es streichelte die Erde durch die Lücken des Widerstandes, um mit dem Ergebnis einigen Zynismus’ zu demonstrieren, wie sehr sich die Humus gewordenen weichen Teile nach ihrem Pendant sehnten (die vom Virus gemusterte Tulpe als Vorbild zu nehmen). Aber es gäbe doch ein ganzes Heer von Toden mit beamtischen Unterabteilungen und Sondergesandten, die man hier zu identifizieren hätte; den hart durchgreifenden Tod nach der Funktion entweder als Stütze des Lebens oder als dessen Schale oder aber als Absenz, die sich auf sich selbst abbildete, aufzusplittern. Und dann das Bild am Weichtier bitte selbst durchzuspielen.

OKTOPUS

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Lisa Spalt im “Salon Littérire”

Bio- Bibliographie
Winterweiss
T-U-L-P-E _1 ( Nukleus zu TULPEN )
T-U-L-P-E _2 ( Nukleus zu TULPEN )
T-U-L-P-E _3 ( Nukleus zu TULPEN )
TULPE 1/5 | Bildkarte 1 ( Gaumensegel )
TULPE 2/5 | Textkarte 1 – (Ritual)

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Hinweis :

Lisa Spalts Band “TULPEN” wird im Herbst 2010 im Czernin- Verlag erscheinen .

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