||| JELINEKS “NEID” IN EINMALIGER ONLINE- LESUNG | KOLIKSLAM : JUNGE LITERATUR | VISUELL VIRTUELL PARALLEL – DER AUSSTELLUNG 2. TEIL UND LESUNG | ERNST-JANDL-DOZENTUR für POETIK – ALEXANDER NITZBERG | SLAM B | KLANGAPPARAT
JELINEKS “NEID” IN EINMALIGER ONLINE- LESUNG
Man kann sich von dem alpin sich auftürmenden Online- Massiv fürchten , man kann durch eines seiner fünf Grossakapitel surfen oder aber Drucker und Toner den Rest geben , indem man das Äquivalent von angeblich 936 Druckseiten ausdruckt , der Hardware den Rest geben : Elfriede Jelineks Privatroman “NEID” , welcher zu Zeiten seiner Vollendung für keine geringe Ratlosigkeit in den Feuilletons sorgte , sei , – wie die Autorin schliesslich in “einigen Anmerkungen zu NEID” wissen liess – bitte sehr online zu lesen :
Dieser Text mit Namen “Neid“ gehört nicht in ein Buch. Er gehört nicht auf Papier, er gehört in den Computer hinein, dort habe ich ihn hineingestellt, dort habe ich ihn deponiert, dort kann er in Ruhe verderben wie Müll (nur auf Wunsch und mit Hilfe einiger Knopfdrückereien können Sie ihn sich aber holen, wann Sie sollen, solang Sie und soviel davon wie Sie wollen), und bin dann einfach weggegangen. Ich weiß ja, daß der Roman dableibt, auch in meinem eigenen Gerät mit dem Flachschirm. Er ist zur Entnahme frei, der Text, was ich nicht bin. Ich bin nicht frei, schon gar nicht zur Entnahme, wer würde mich auch nehmen, wer würde denn dem etwas entnehmen wollen, was ich sage? ( … ) Ich hätte vieles, das mir zu intim war, niemals in einem Buch schreiben wollen und können. Es soll so schnell verzehrt sein wie ein Hamburger oder eine Leberkässemmel. Es ist zum raschen Verbrauch bestimmt. Holen Sie es sich, wenn Sie wollen, wann immer Sie wollen, in ihr Handy, auf ihren Computer, in Ihr electronic book (nein, sowas haben Sie wahrscheinlich noch nicht, aber bald werden wir es alle haben, alles andre haben wir ja auch gekriegt), wenn Sie zehn Minuten warten müssen, an einer Haltestelle, auf einem Bahnhof, in einer Hotellobby, ein paar Stunden auf einem Flughafen, in einem Lokal. Holen Sie sich einen runter von mir, holen Sie sich etwas von mir runter, überfliegen Sie es, buchstabieren Sie es, kriechen Sie rein, kommen Sie wieder raus oder bleiben Sie drin. Die Sache ist ordentlich gearbeitet und ixmal überarbeitet, aber Sie können es einfach so überfliegen, als wäre das nichts, unter Ihnen, über Ihnen, vor Ihnen: nichts. Sie können es fressen oder sofort wieder wegschmeißen, Sie können alles, Sie haben nichts bezahlt, ich habe mit meinem Leben bezahlt, doch das ist nicht Ihr Problem, Sie können es für eine Sekunde laden und dann gleich wieder rausschmeißen. Das ist ein wunderbares Gefühl, welches ich genieße, obwohl ich gar nicht weiß, was Sie jeweils damit machen und Genuß leider nicht meine Spezialität ist. Aber bitte: nicht ausdrucken.
In einer einmaligen Performance unterzieht sich nun herbert j. wimmer öffentlich der Herausforderung einer Online- Lesung : 60 Minuten lang , mit Laptop und mobilem Netzanschluss , ganz ohne Fallnetz und Überrollbügel : wer die artikulatorische Brillanz des Radiosprechers und Interpreten seiner eigenen Grosstexte kennt , sollte nicht zögern , zu diesem Termin zu eilen . Doppelbödige Bosheiten und sardonische Lust sind nicht ausgeschlossen und verlauten auf des Zuhörers ( m | f ) eigene Gefahr !
-
herbert j. wimmer : Online- Lesung aus Elfriede Jelineks “Neid” – 3raum – Anatomietheater , Beatrixgasse 11 , 1030 Wien – Montag , 10. 5. 2010 , 19:30 H
-
P. S. Übrigens erscheint der in einigen Beiträgen auf “NEID” rekurrierende Band zur Tagung des Elfriede Jelinek- Forschungszentrums “RITUAL.MACHT.BLASPHEMIE – Kunst und Katholizismus in Österreich seit 1945” Ende Juni im Präsens- Verlag und wird am 24. 6. 2010 im project space der Kunsthalle präsentiert .
|||
KOLIK SLAM : JUNGE LITERATUR
In schöner Regelmässigkeit präsentiert die Literaturzeitschrift “kolik” nicht nur im Wiener Schauspielhaus ihrer Autoren ( m | f ) , sondern auch in der “Österreichischen Gesellschaft für Literatur” . Am Dienstag ist es wieder soweit und unter der Moderation von “kolik“- Mitherausgeberin und Ex- Bachmannpreisjurorin Karin Fleischanderl präsentieren sich Bettina Gärtner , Martin Fritz ( siehe Weblog “assotsiationsklimbim” ) und Bernhard Strobel in der ÖGL .
Auf des Letzteren , bei Droschl erschienen Erzählband “Nichts , Nichts” sei mit Nachdruck empfehlend hingewiesen : Die Texte erinnern in Einigem an den ungekürzten Raymond Carver .
-
KOLIKslam : Junge deutschsprachige Literatur – ÖGL – Dienstag , 11. 5. 2010 , 19 H
|||
VISUELL VIRTUELL PARALLEL – DER AUSSTELLUNG 2. TEIL UND LESUNG
Zu der von Liesl Ujvary kuratierten , am Samstag in der FLUSS- Galerie Wolkersdorf eröffneten Ausstellung “visuell virtuell parallel – SchriftstellerInnen fotografieren” läuft Dienstag in der Wiener Galerie “Wechselstrom” der zweite Teil vom Stapel : Mit Fotografien und Lesungen von Liesl Ujvary , Petra Coronato und Christiane Zintzen sowie der dankenswertern Unterstützung des “Literarischen Quartiers Alte Schmiede” . Und einführenden Worten von Martin Breindl .
-
visuell virtuell parallel – SchriftstellerInnen fotografieren : Bilder und Lesungen – Galerie Wechselstrom , 1160 Wien, Grundsteingasse 44 – Dienstag , 11. 5. 2010 , 19 H
|||
ERNST-JANDL-DOZENTUR für POETIK – ALEXANDER NITZBERG
Im Rahmen der “Ernst- Jandl- Dozentur für Poetik” hält Alexander Nitzberg zwei Vorlesungen zum Thema “Mnemosyne und Mnemotechnik” .
Die Kooperation des “Literarischen Quartiers Alte Schmiede” , des Instituts für Germanistik der Universität Wien sowie der Gesellschaft zur Erforschung von Grundlagen der Literatur findet – obacht : Ortswechsel ! – am der Hauptuni statt . Zweiter Termin der Vorlesung : 9. 6. 2010.
-
Ernst- Jandl- Dozentur für Poetik : Alexander Nitzberg , 1. Vorlesung – Universität Wien , Hauptgebäude , Hs 32 ( 1. Stock ) – Mittwoch , 12. 5. 2010, 19:30 H
|||
SLAM B
Der Freitag beschliesst mit wieder einmal mit einem konkurrenzlosen Slam Bs im Literturhaus die literarische Woche : einmal im Monat stellen sich 12 Wortakrobatinnen und Slammer dem literarischen Wettkampf .
Sie lesen | performen je maximal fünf Minuten proaktiv um die Gunst des Publikums , welches die Sieger und Laureatinnen des Abends bestimmt .
-
Slam B – Poetry Slam – Literaturhaus – Freitag , 14. 5. 2010 , 20 H
|||
KLANGAPPARAT
In der Tat haben wir länger Nichts von Norman Fairbanks und seinem Projekt “One American Second” gehört und freuen uns nun umso mehr , dass sich der Künstler per e- mail selbst in Erinnerung ruft : Mitunter ist einfach keine Zeit , auf Musikseiten zu surfen : Mit “The Priscilla Event” dürfen wir eine weitere Etappe musikalisch- kulturkritischer Basisarbeit vorstellen , welche der “amerikanischen Sekunde” manch Kritisches ablauscht . Und dies mit klugen elektronischen Klängen , neuer Rhythmizität und ausgesuchter Sprach- Footage .
CLICK LINKS TO LISTEN . 01. Descent ( 6:00 ) | 02. Slow Motion Bullets ( 3:52 ) | 03. Fellas ( 3:30 ) | 04. Riot With Reverb ( 4:20 ) | 05. The Priscilla Event ( 5:00 )
|||