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HERTA MÜLLER : “NIEDERUNGEN” NIEDERRINGEN | TOM UND HUCK – MARK TWAINS ERBE | KLANGAPPARAT

Diesmal anscheinend richtig getippt , um mit zwei vor Monatsfrist entstandenen Texten jeweils punktgenau in der Hörbuchbestenliste Mai 2010 zu landen . Kategorie “Kalkulierbarkeit von Jury- Entscheidungen” .

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HERTA MÜLLER : “NIEDERUNGEN” NIEDERRINGEN

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Mit Herta Müllers Literaturnobelpreis von 2009 rückte ins Licht plötzlicher Öffentlichkeit die geografisch, kulturell wie literarisch bis anhin kaum gekannte Region der Banater Schwaben am westlichen Ende Rumäniens . Mit einer Erinnerung an das mit Zärtlichkeiten radikal kargende Kinderleben in Nitzkydorf zeugte die Preisrede einmal mehr von der Kraft der Autorin , scheinbar einfache Szenen zu makabren Schaubildern zu vignettieren . Sie schloss solcherart an ihre literarischen Anfänge an .

Mit dem Prosaband “Niederungen” hatte die Dichterin 1982 in zensierter Fassung debütiert , ab 1984 erschienen gekürzte Versionen in Deutschland . Es bedurfte offenbar der Autorität des Preises , dass die “Niederungen” jetzt erstmals in vollständiger , überarbeiteter Fassung vorliegen . Parallel gibt eine sorgsam ausgewählte und eingespielte Audio- Ausgabe Teile der unheimlich um das Heimatdorf kreisenden Prosastücke zu vernehmen .

Indem sich Herta Müller ebenso des Sentiments wie des Tons der Klage enthält , erscheint die haarscharf beobachtete Doppelwirklichkeit der Erwachsenen , deren Rede ihren Taten verwirrend widerspricht . Umso beredter zeugen anthropomorphe Gegenstände und eine als unheimlich wahrgenommene Dingwelt vom Zerfall menschlicher Bindungen unter der Diktatur .

Hart , kalt und rau sind die Aggregate , mit welchen die rund 90 Seiten umfassende Titelerzählung die mäandernden Wahrnehmungen im ewigen Dorf versieht . Kalt , hart und rau verlauten die Nachrichten aus jener Provinz des Menschen , welche selbst exquisiten Interpreten nicht kleinzureden steht. ( NZZ )

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TOM UND HUCK – MARK TWAINS ERBE

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Mit “Tom Sawyer” ( 1876 ) und “Huckleberry Finn” ( 1884 ) hat der scharfsinnige Beobachter seiner Zeit zwei unsterbliche Gestalten geschaffen . Die flussnahen Lebens- und Wildniswelten am Mississippi River , den der junge Samuel Langhorne Clemens als Schiffslotse einst real erfuhr , prägen auch den fiktiv- abenteuerlichen Traumraum seiner Figuren . Dass die vom Hanser- Verlag anlässlich des 100. Todestags Mark Twains ( 21. 4. ) lancierte löbliche Neuübersetzung als “Mark Twain fürs 21. Jahrhundert” deklariert wird , tönt freilich etwas übertrieben .

Just die wieder aufgelegten energischen Lesungen durch die jungen Stimmen Leander Haussmanns und Ken Dukens erweisen aufs Eindringlichste die Wirkungsmacht älterer Übertragungen . Ähnliches gilt für die Hörspielfassungen: Die szenisch aufbereitete Version des WDR aus dem Jahr 1958 ( pdf ) hat staunenswert wenig Patina angesetzt . Der akustische Rückblick überrascht zudem mit der hellen Stimme des kaum 15- jährigen Christian Brückner und erfreut mit Louis Armstrongs Interpretationen von Motiven des “Father of Blues” , W. C. Handy .

Auch das jüngste , von Deutschlandradio Kultur und Saarländischem Rundfunk aufwendig produzierte Hörspiel ( pdf ) schwelgt – bereits auf der Neuübersetzung basierend – im Szenischen . Situiert in einer Fülle illustrativer Geräuscheffekte sowie den Banjo- Akkorden des Jazzgitarristen Jo Ambros , treibt ein dichter Klangteppich die Handlung voran . Der Clou der Produktion besteht freilich im direkten Hereinholen des Erzählers : Wenn zwischen den Episoden der amerikanische Urtext erklingt ( klug überblendet mit dessen deutschem Äquivalent ) , wenn gar die Figuren ihren “Mister Mark Twain” direkt als Zeugen herbeizitieren , verweist das Hörspiel auf seine Herkunft aus dem gedruckten , gelesenen und vorgelesenen Buch , dem Autor als Autorität Reverenz erweisend . ( NZZ )

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KLANGAPPARAT

Feines für Nerven und Ohren : Der Techno- Dub der Brüder Alexander & Michael Fuß aka Echoton ( MySpace ) rundet die Kanten , deren es im Echtleben ohne zu viele gibt . czz-hoerempfehlungIhre just am heutigen Tage bei deepindub aus dem Ei geschlüpfte “Early Reflections” Ep ist reine Remedur . Durchatmen . Wedriften . Gut .

CLICK LINKS TO LISTEN TO TRAXX : 01. GibDeBudda ( 7:43 ) | 02. Heut Nacht ( 6:14 ) | 03. Mimic ( 9:08 ) | 04. So Jus ( 5:28 ) | Realaudio @ archive.org

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