||| BEAT STORIES : KEROUAC UND BURROUGHS | EIN HAUS AM SEE UND SEINE BEWOHNER | ÖKO- PIONIERE : H. D. THOREAU – CHIEF SEATTTLE | KLANGAPPARAT
BEAT STORIES : KEROUAC UND BURROUGHS
Dass Jack Kerouac und William S. Burroughs gemeinsam einen Roman geschrieben hätten , fast fünfzehn Jahre bevor sie mit “On the Road” (1957) und “Naked Lunch” (1959) zu Ikonen der “Beat Generation” avancierten , blieb so lange ein gut gehütetes Gerücht , als die Interessen von lebenden Personen zu wahren waren .
Nichts Geringeres als ein Mord, den der gemeinsame Freund Lucien Carr im Sommer 1944 an dem ihm jahrelang obsessiv nachstellenden Homosexuellen David Kammerer verübt hatte , stand am Beginn des “Beat” : Carr war es , der die Protagonisten Kerouac , Burroughs und Ginsberg zusammenbrachte und seine Bluttat den Freunden gestand , ehe er sich der Polizei stellte .
Kurzfristig als Zeugen inhaftiert und gegen Kaution freigekommen , verfassten Kerouac und Burroughs in alternierend aus zwei Perspektiven erzählten Kapiteln einen nur dürftig die realen Protagonisten verschleiernden Roman , in welchem das Leben der Beat- Bohème zwischen Bebop , Bars und Drogen in dräuender Ungeduld nach Ausbruch und Ausdruck drängt .
In der erzählten Version des aufsehenerregenden Mords verschlingen sich die reale mit der Literatur- und Publikationsgeschichte . Der aus einer Radiomeldung über einen Brand in einem Zoo aufgeschnappte Titel “Und die Nilpferde kochten in ihren Becken” mag absichtsvoll absurd anmuten . Einerseits . Anderseits bringt der Satz haarscharf jenes Hochkochen von anarchistischem Aufbegehren zum Ausdruck , welches sich später in der psychedelischen Fluchtphantasie “On the Road” und in den Ausschreitungen von “Naked Lunch” formulieren wird . ( NZZ )
- William S. Burroughs , Jack Kerouac : Und die Nilpferde kochten in ihren Becken – Lesung mit Felix Goeser und Florian von Manteuffel. 4 CD (250 Min.) – Der Audio-Verlag 2010
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EIN HAUS AM SEE UND SEINE BEWOHNER
Ein Haus am See als Spiegel der Historie und die Geschichten seiner Bewohner als Inbilder der wechselnden Geschicke der Geschichte : Hintergründig mit «Heimsuchung» betitelt , fokussiert Jenny Erpenbecks Roman die Zeitläufte eines Jahrhunderts in einem basalen Schaubild .
Die Figuren verfangen sich in den Tücken der jähen Wechsel , ohne dass eine Heilsgeschichte am Horizont erschiene : Allesamt Objekte der Historie , bleibt ihnen historische Handlungsfähigkeit versagt . Wenn es das Privileg der Literatur ist , den verhallenden Stimmen nachzulauschen , so kehren sie im Hörspiel in schöner Sinnlichkeit “zurück” .
Katja Langenbach hat für den Bayerischen Rundfunk eine audiophone Fassung des Romans realisiert , in welcher szenische Sequenzen in einem bewusst künstlichen Raum teils mit genresicheren Kompositionen ( Ulrike Haage ) wechseln , teils von leitmotivisch eingesetzten illustrativen Effekten punktiert werden .
In dieser halb musikalischen Gestalt tritt das Rondomässige mancher Geschichte stärker hervor als in der puren Prosa . Hier , im akustischen Anklang von Dauer und Wechsel , findet ein eher dem zyklischen Gedanken verschriebenes Geschichtsbild seinen angemessenen Ort . ( NZZ )
- Jenny Erpenbeck : Heimsuchung – Hörspielbearbeitung und Regie: Katja Langenbach, 2 CD (152 Min.) – BR | Eichborn 2009
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ÖKO- PIONIERE : H. D. THOREAU | CHIEF SEATTTLE
Reine Koinzidenz oder Zeichen der Zeit ? – Der Bericht , den Henry David Thoreau 1854 über sein zweieinhalb Jahre währendes Einsiedlerleben am See unter dem Titel “Walden” vorlegte , stimmt in manchem mit jener Rede überein , die Häuptling Seattle ( 1786–1866 ) im selben Jahr vor dem Gouverneur des Staates Washington hielt .
Obwohl die Quellenlage zur Rede des Oberhauptes der Duwamish prekär ist und differente Versionen kursieren , zählt ihre grundlegende Forderung nach mehr Respekt vor der Natur – darin Thoreaus “Walden” ähnlich – zu den Leittexten der Ökologiebewegung .
Ted Perrys Anfang der siebziger Jahre verfasste Version ist zwar die populärste , gilt allerdings auch als umstrittenste Fassung der ursprünglich in der Stammessprache gehaltenen Deklaration . Gleichwohl bleibt die von Rapper Thomas D. (Die Fantastischen Vier ) mit Ernst und Takt einst als Single publizierte , jetzt um einige Remixes erweiterte Mahnung ein dringlicher Appell zur Demut vor allem Lebendigen .
Im Sinne genau dieses Respekts äussert sich Thoreau ( 1817–1862 ) im Resultat seines wenig romantischen Selbstversuches eines subsistenten Lebens in der Waldeinsamkeit . Das Perspektiv eines minimal mit Werkzeug und Besitz ausgestatteten Alltags wirft selbstredend manchen Schlagschatten auf Errungenschaften der “Zivilisation” . Ob Mode , fleischreiche Nahrung oder hysterische Publizistik – der Hohn des Einsiedlers gilt allem nicht unmittelbar Lebensnotwendigen . Mit Bernd Geiling ist ein umsichtiger Sprecher am Wort , bei dem traktathafte Passagen und Ironie ebenso gut aufgehoben sind wie innige Schilderungen naturnaher Phänomene . ( NZZ )
- Henry David Thoreau : Walden. Ein Leben mit der Natur – Gekürzte Lesung Bernd Geiling, 4 CD (228 Min.) – Hoffmann und Campe 2009
- Thomas D. spricht : Die Rede des Häuptlings Seattle – 1 CD (20 Min) – Lübbe Audio 2010
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KLANGAPPARAT
Wie stets um den Monatsersten wartet in|ad|ae|qu|ats Lieblings- Netlabel broque mit einer aufhorchen lassenden Release auf . Mit erheblichem Spektrum breitet Werner Niedermeier ( MySpace ) auf der e. p. “about” den Inhalt seines Bauchladens vor uns aus : House mit ethnischen Einsprengseln , aparter Loungesound sowie jazzig angehauchte Piècen , welche Ausflüge ins Ambient nicht scheuen . Unsere Lieblingstracks stehen mit Numero drei und vier unumstösslich fest , aber das sollte Sie nicht daran hindern , selbst in Neidermeiers Schätzen zu wühlen .
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