NEUES VON FREUNDEN : Last Call | Saisonschluss mit Oswald Egger

Es ist Zeit , an die Zeit zu denken . Dies nicht nur , weil am heutigen Dienstag der seit 1981 bestehende und einem Umbau weichende Parterre- Saal des Literarischen Quartiers zum letzten Mal “bespielt” wird .

Zeit auch , sich einzulassen auf Oswald Eggers “Die ganze Zeit” , welche eben in – nicht nur typographisch – anspruchsvoller 800- Seiten- Edition bei Suhrkamp erschienen ist . Wer Oswald Eggers Arbeiten nennt und kennt , wird freilich ein wenig staunen , dass der Verlag den an sich schon poetischen Paratext zum Buch unter “INHALT” rubriziert :

‘Was tue ich eigentlich die ganze Zeit, während ich denke, daß ich spreche?’ ‘Soll (will und kann) ich die Dinge mit den Augen derer sehen, die sie selber nicht mehr sehen oder noch nicht?’ – Die elfunddreißig Ichs, welche in Oswald Eggers lyrischem Roman wie augenblicklich umgehende Schelmwesen toben, verflüchtigen sich in etwas, was – seit Augustinus – die ganze Zeit verheißt: Aufmerksamkeit, Erwartung und Erinnerung in einem. Die Jetzt-Sätze der Erzählung springen feixend ineinander: Gnome, Habergeißen und anderes Wolkengetier erringen fabelhaftes Eigenleben und hüpfen von der Maskenbühne tolldreist ins Parterre der Ungereimtheit. Sie führen dort ungeheure, verblichene, oft schroffe Szenerien einer bald abenteuerlichen, bald wilden Jagd nach Vergeblichem auf, wobei gilt: Zeit ist Welt.

Vielleicht vermag ja der von Oswald Egger ausgesandte Privatdruck viel besser anzudeuten , wohin die Reise geht . Um die Spesen wird der erste Laureat des Oskar Pastior Preises 2010 sich jedenfalls augenblicklich nicht kümmern müssen .

Was freie Hände schafft und wiederum Zeit , am Werk weiter zu wirken .

Elfunddreißig Zwölften ( Auszug ) © Oswald Egger

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