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Salon Littéraire | Crauss. : AUF DEM SEE – ORIGINAL UND REMIXES
das originalgedicht ist eine auskoppelung aus dem gedichtband “CRAUSSTROPHOBIE. texte & remixes” (münchen: lyrikedition 2000; 2001). die versionen “meuchel mix”, “groom drift”, “salzstein mix” sowie “brot & spiele” wurden zuerst abgedruckt in: “CRAUSS AUF DEM SEE. originalgedicht & vier remixes” (handbuch 05, siegen: handverlag 2001). “CRAUSSTROPHOBIE” enthält zusätzlich die versionen “erweiterter tausend-sterne mix”, “abendrot nonstop version”, “kaspar-hauser-version”, “narciss mix” und “floating mix”. der SEE-zyklus enthält samples ua. aus texten von Hans Arp, Bernd Beißel, Bertolt Brecht, Matthäus v. Collin, Franz Josef Degenhardt, Miguel A. García Martínez, J.W. Goethe, Lioba Happel, Heinrich Heine, Hermann Hesse, Friedrich Hölderlin, Christine Huber, Friedrich Gottlieb Klopstock, Gottfried Kölwel, Dieter Krause, Jürgen Kühn, Günter Kunert, Reiner Kunze, Nikolaus Lenau, Hans Scherer, Georg Trakl & Katja Winkler.
das stück “AUF DEM SEE (1000 sterne)” erschien zuerst auf der CD “campari & jazz” (siegen: handverlag 2005), “AUF DEM SEE (bantu mantra remix_01)” erschien zuerst auf der CD “whisky & funk. remixes” (siegen: handverlag 2006), der titel “AUF DEM SEE (bantu mantra remix_02)” blieb bislang unveröffentlicht.
AUF DEM SEE
hoch über dem see
liegt drückender dunst. es ist abend und der tag
war heiss. ich sitze, die schreibmappe auf knien, nackt
im pavillon. ein weisser kahn
kommt durch die weide in sicht, im heck zwei männer.
zur seite schweigend ihre kleider, und den kopf
in den nacken gelegt, von weitem
gleichen sie jungen staren, die schnäbel aufreissend
der nahrung entgegen.
hoch über dem see
drückt schwül die luft. vorbei gleitet
der kahn, an seiner ruderbank aus vollen kräften rudernd
ein kind.
AUF DEM SEE
meuchel mix
hoch über dem see
liegt drückender dunst. es ist abend und der tag
war heiss. die wellen wiegen ruhig, ein weisser kahn
kommt durch die weide in sicht, im heck zwei männer. der tag
war heiss und himmelan herrscht wolkig sturmstreng abendüberschall;
der kahn, an seiner ruderbank aus vollen kräften rudernd
ein kind, im heck zwei männer. zungenblatt
zur seite schweigend ihre kleider, kniend sinken sie im kahne nieder und heben das
erstarrte kind mit beiden armen über ihre brust, mit feuchtem blick empor. den kopf
in den nacken gelegt, von weitem
gleichen sie jungen staren, die schnäbel aufreissend
der nahrung entgegen. ohne bewegung liegt
das kind in ihren armen, frisches blut aus jenem
becken, weicher wind erhebt, vergebens, und im see bespiegelt sich
die reifende frucht, aus vollen kräften rudernd, den roten hals im wasser, schwarz im schattenrachen;
und ich schwöre, ich sah schilf, es richtete die segel auf und ich sah vogelaufschwung,
und ich schwöre, ich sah vogelaufschwung
hoch über dem see.
der kahn treibt hin, das ruder fern, im heck zwei männer,
sie erblicken niemanden am ufer und der tag
war heiss, ich sitze, die schreibmappe auf knien, nackt
im pavillon, beschattet noch.
ein kind. was sinkt mein auge nieder?
und ich schwöre, ich sah vogelaufschwung…
AUF DEM SEE
groom drift
hoch über dem see
liegt drückender dunst. der stare tag
war heiss. die wellen wiegen ruhig, im trüben licht verschwindet grün die augenschräge.
zungenblatt mir war als sah ich einen kahn. und ich schwöre, ich sah vogelaufschwung.
zungenblatt mein herz schlägt an; ein kahn
kommt durch die weide bleiweiss gleitend übers schilf. an seiner ruderbank aus vollen kräften rudernd
ich ein mann, mit feuchtem blick empor zur lichtdurchwirkten blauen ferne; nackt,
beiseite schweigend seine kleider und im heck ein zwerg. es atmet kaum
hoch über dem see
und himmelan im wolkenzopf herrscht sturmstreng nacht. sein hoher hut rostrot im abendüberschall.
was sinkt mein auge nieder; legt er seine hand aufs herz voll jungem leben, frisches blut aus jenem
becken und ich schwöre, ich sah vogelaufschwung;
ich ein mann, mit feuchtem blick, hält sich an seiner angst noch fest. im see bespiegelt sich
sein reines antlitz, um den hals im wasser, schwarz im schattenrachen,
rot geflecht; geschachtelt aus verlangen und bewegung liegt in seinen armen
ich der mann, von küssen trunken brennt der zwerg.
der kahn treibt hin, das ruder fern; der tag
war heiss und wolkiggelbe birnen hängen voll und sprachlos wilde rosen in den see.
ich schwöre, ich sah schilf, es richtete die segel auf und ich sah vogelaufschwung,
und ich schwöre, ich sah vogelaufschwung
hoch über dem see.
mir war, als sah ich einen kahn.
AUF DEM SEE
salzstein mix
ich wahrlich liebte die sonne, die purpurn den hügel hinabstieg.
ihr aber folgte busch und tier und ich sah einen kahn. und die sonne
wurde blau, und lang noch habe ich hineingeblickt. der tag
war heiss, mir war als sah ich einen kahn. und ich schwöre ich sah vogelaufschwung
hoch über dem see.
im trüben licht verschwindet grün die augenschräge himmelan im wolkenzopf
herrscht sturmstreng nacht an abendüberschall.
ich schwöre ich sah schilf es richtete die segel auf. ein kahn
das kind. zur seite schweigend seine kleider, nackt wie salzstein. hartes
ruderblatt tautropfenstill und wie es sitzt und wie es lauscht
mit klopfendem herzen atmet etwas drohliche erschütterung in seinen traum der mond sieht dunkel lautes
flügelschlagen. weicher wind erhebt vergebens und im schattenrachen – labt sich nicht ein tier dort
kehrt wellenatmend sein gesicht und neigt den schönen kopf
zum kahn her über hingeschlämmte ufer? nachts treibt es die tiere von den weinbergen
herunter zum see, dass man erregt
aus tiefen träumen aufwacht! unbekannter geruch flösst ihnen grauen ein, des todes laben, nacht
das kind, mit feuchtem blick, der rote hals, hält sich an seiner angst noch fest, im see bespiegelt sich
die reifende frucht, aus vollen kräften rudernd
rudel böser hirschkühe kommen. und ich schwöre ich sah vogelaufschwung
hoch über dem see.
sie kosten die angst wie einen weissen brocken salz
das kind, mir war als sah ich aufgebäumt
ein kind: verrenkt den schönen langen hals mit feuchtem blick, und beisst ins holz
des kahns, im wasser schwarz im schattenrachen
rein sein antlitz, und ein greller gott entsteigt den dunklen tieren
der kahn treibt hin, das ruder fern. sie
kommen und stehen und warten die ganze nacht und gehen fort am morgen
wenn sie wieder weggehn hinterlassen sie im staub die sonne. lautes
flügelschlagen und der tag
wird heiss
AUF DEM SEE
brot & spiele
hölderlin, von küssen trunken, beisst
in eine birne; saftig
frische nahrung saugt aus jener
frucht er. es ist abend
und der tag
war heiss, wir lassen es uns gutgehn, nackt
im pavillon. den kopf
in den nacken gelegt,
gleichend einem jungen star, den schnabel aufgerissen
mit feuchtem blick empor erwarte ich, was
hölderlin mir eingibt. wolkiggelbes tropfen gleitet
über meine brust, das plätschern schallt
quer übern see;
mir war, als sah ich einen kahn.
da kommt er durch die weide auch in sicht,
an seiner ruderbank aus vollen kräften rudernd
brecht. auf seiner stirn
perlt schwül die luft.
quer übern see
schreit goethe einszwei, einszwei und gefällt sich dabei sehre.
brecht seufzt lang und bang, er atmet kaum;
der kahn, ein altes stück, schwankt, schaukelt und bricht durch:
quer übern see,
ein gurgeln, glucksen,
himmelan ein vogelaufschwung, widerschallt
jetzt unser lachen.
der kahn sinkt nieder, weicher wind erhebt sich und
im trüben licht verschwindet goethe grün mit
brecht im schilf. der tag
war heiss;
sein antlitz rein, so schön im sommer, findet
hölderlin den schritt zum steg, bespiegelt sich und badet dann.
und wenn er aus dem wasser steigt, ists abend
brotzeit.
auf dem see ( bantu mantra remix 01 ) [ 4:38 ]
auf dem see ( bantu mantra remix 02 ) [ 5:11 ]
auf dem see ( 1000 sterne ) [ 1:11 ]
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- EIN SCHARFES BILD
- zustände herstellen . assoziationen zur bezwingung eines dämons . die papiermasken- photos von marvellous
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subtile text-transformationen, gelungene sounds +vocal EFX. schönes konstrukt, geht mir nahe.