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Salon Littéraire | Marjana Gaponenko :
Alle Satane 3 / 3
Der gute Satan XI
(zu ihm)
Mein Herr, mich friert hinter den Lidern, dieser Untergang …
Ununterbrochen rollt die Sonne. “Kind”
hast du zu mir gesagt, du hast mich so genannt
und plötzlich flammten Kreise auf, wo mich so friert.
Hinter den Lidern donnert´s, lieber Herr …
Die Rede wird sichtbar; begreifbar
das Wesen der Dinge. “Kind”
hast du gesagt und mich benannt,
du gabst mir meinen Sinn.
Nun laufe ich, das Meer trägt meine Last,
sein Finger kitzelt mich, sein blauer klarer Finger,
er kitzelt mich so sehr, dass ich ganz leise singe,
und ja, ich weiß, ich sinke in diesem Gesang.
Dieses Schweigen, dieses Wasser im Mund,
ob man es hört, begreift …
Unter den Löchern deines Rocks – da bin ich,
liege wach, mir träumt: ich träume: du sprichst:
Aus meinem Atem ist alles,
all das außer mir: die Welt
die du buchstabierst.
In meinem Namen tust du all das,
du gibst ihn mir, bis du darin bist,
bis du kommst, als Komet
zischst du rückwärts,
meinen Blick zu erklimmen
Der gute Satan XII
(zu ihm)
Ich träumte:
ich höre: du sprichst:
“Wald, trage du mich vorwärts!
Auf Gold soll ich liegen,
auf der baren Münze der Birke!”
Du, Guter,
da bist du, indem du beschwörst:
“Träume von mir!” Oder träume ich dies?
Dass du liegst und rast in die Ferne,
die sanft ihre Münder aufreißt.
Eine Blume an deinem Kaftan,
ein seidener Faden. “Lösung!”
rief ich. “Löse, löse mein Haar!”
träumte ich, dass ich rief.
Und es löste sich auf.
Und es lief dir voraus,
eilte dir nach von Ferne zu Ferne,
besamte mit Glanz deine Nacht …
Der gute Satan XIII
(zu ihm)
Ich schien zu gehen,
mein Herr, ich schien
auf Staub zu schweben,
auf goldenen Körnern -
unzählig und gleich ihre Zahl
in Ewigkeit. Amen.
Die Luft rührte sich um,
darin kreisende Vögel,
wie Teeblätter.
Nach rechts ging die Uhr,
und der Turm winkte
mit seiner Prinzessin,
ins Auge getroffen
von der Ferne,
so blind.
Du sagst:
“Alles geschieht ungeschehen.
Nie ist etwas passiert.
Für den Anderen sollst du träumen.
Wenn du wachst träume für ihn!”
Mein Herr, dieser Turm,
er weiß nicht was tun.
Für den Traum einer Toten, die lebt,
geht er nicht in die Knie
selbst vor dir.
Lass mich bitten
in deinem Namen:
lass es geschehen
geschehen:
ihr Liebster mag springen
durch das Auge des Turms!
Herr, ich flehe:
sag: “Geh nach links!” zu der Uhr.
Der gute Satan XIV
(zu ihm)
Nicht, dass ich friere, nein -
die Hände wärme ich so:
Dein Lied, mein Herr,
hauch´ ich in sie hinein,
dein Lied, mein Herr …
Du gehst.
Ob du bemerkst:
die Blume schwankt
auf ihrem Bein,
schaut sanft in mich,
weil dieses Lied versiegt.
Ob es versiegen kann?
Du schweigst.
Als dürfte ich jetzt wissen:
golden ist mein Blick,
grün, blau, und nichts
kann meinen Kopf aufhalten,
der in der Leere kreist
um deinen Traum allein -
wie viele tausend Mal?
“Ach, sag es mir noch mal”
kann ich nicht sagen,
weil ich in meine Hände hauche …
Dein Lied, mein Herr …
Nicht, dass mich friert …
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Hinweis
Marjana Gaponenkos Roman “Annuschka Blume” erscheint September 2010 im Residenz Verlag .
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bezaubernd und berührend, auf eine ganz spezielle weise, auch für einen leser der sonst nicht so gut mit der versform zurecht kommt.