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FRANZ
Längst legendär sind jene Werbfilme für eine Schuhmarke , welche unter dem Reihentitel “FRANZ !!” allerhand Avantgarde- Künstler ( H. C. Artmann , Wolfgang Bauer , Andreas Okopenko oder Otto M. Zykane ) einlud , zur autonomen Gestaltung von je knapp 30- sekündigen TV- Werbe- Spots . Die surrealen Beiträge verzichten dabei augenfällig bis zur Schlußsequenz auf die Nennung des Marken- Namens .
Horst Gerhard Haberls Coup de Génie zeigt einer Fernsehnation die Avantgarde . Darüber hinaus hatte der Visionär einen Guten Riecher : Die wechselseitige Verschlingung von Werbung und Kunst tritt nicht nur auf dem Spielfeld der “Humanic”- Spots zutage , sondern nimmt auch das Prinzip der Anti- Werbung vorweg . Über Jahre und unzählbare “FRANZ”- Spots hinweg wird einem gutwilligen Publikum das Prinzip der Reihenbildung ebenso behagen wie die kitzelige Irritation .
Als Beisl für die Ära Haberls sehen Sie zwei Kurzspots von H. C . Artmann des Weiteren Otto M. Zykans Turbo-Wort- beschleunigten Auftritt :
H. C . Artmann : Papierene Stiefel , ca 1980
Otto M. Zykan : Lautmalerei , ca. 1983
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ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
Weit weniger beachtet sind die Humanic Reklamen den fünfziger und sechziger Jahre : Von der patriarchalen Szene “Im Sekretariat”" bis zu einer betont modernistischen Lady , Im Martini- Glas spiegeln sich die coolen Grafiken à la James Bond . Frecher Sound und das in den sechzigern unabdingbare iCourrège- Kleid inszenieren Grazie , Entschlossenheit ( zum Kauf ) und Selbewusstsein der “neuen Frau” . Bemerkenswert ist allerdings , dass die Modernität namentlich via die Nennung eines Komponisten evoziert wird , welcher offenbar das non plus ultra der zeitgenössischen Musik galt .
Die beiden Spots “Humanic Varese” borgen sich den Namen Edgard Varèse aus. Wir ahnen vage , dass dieser Kandidat bei den Fünf- Uhr- Tees der höheren Töcter nicht optimal platziert sein möge rifft
Courage , ca. 1966
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