Salon Littéraire | Liesl Ujvary : Das Wort Ich ( II )

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Das Wort Ich ( II ) | Das Wort Ich



Liesl Das Wort Ich 2011 Buchcover gross



Das Innere unseres Kopfes ist Siedlungsgebiet der Sprache, das selbst die feinsten Verästelungen menschlichen Handelns und Fühlens umfasst. Siedlungsgebiet / Besatzungszone / Nährboden meint nicht nur unsere Sprache als Grammatik und Semantik, es meint all jene kulturellen und zivilisatorischen Konstrukte und Konfigurationen, die in Sprache formuliert wurden und die ihrerseits Sprache formten, vom Paläolithikum bis ins 21. Jahrhundert.

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Das Wort Ich

Welche Absichten verfolgt diese Sprache?
Sie reagiert offenbar nur mit einem lebenden intelligenten Organismus, der daraufhin sowohl zu ihrem Wirt als auch zu ihrem Meister wird.
Die Technik, die sich aus dieser Verbindung entwickelt, tritt in Form von Myzelien auf.
Sprachmyzelien sind fähig, alle Lebewesen auf die gleiche Art und Weise zu beherrschen.
Falls es der Benutzer nicht schafft, die Myzelien seiner Kontrolle zu unterwerfen, wird letztlich er benutzt, als blosse Komponente absorbiert.
Wie sieht es aus, dieses Wort, die lenkende künstliche Intelligenz?
Man findet hier wenig Interessantes.
Oder ich gebe diese Konstruktion auf, die mir seit meiner Geburt als Körper dient und überlasse sie den automatischen Systemen.
Ich habe gerade eine Nachricht erhalten.
Feindlicher Kontakt!
Station wird evakuiert.
Sämtlicher Verkehr wird umgeleitet.
Schalte ab, so schnell du kannst.
Der Angreifer hat jetzt physische Ressourcen.
Ich halte die Augen geschlossen und bleibe reglos.
Alles klar.
Jetzt, wo ich mich bewege, spüre ich all das, was nicht in Ordnung ist.
Ich bin offline.
Ich habe umfangreiche Hirnschäden erlitten.
Bin ich wirklich noch ich?
Wie ist derzeit die Lage?
Was sehe ich hier?
Szenario beenden bitte.
Die Verbindung ist ausser Kontrolle.
Ich entstamme selbst den Reihen der Spartavarianten.
Spartanisch.
Spartavarianten sind darauf konditioniert, körperliche Reaktionen zu beherrschen, und so beisse ich einfach die Zähne zusammen.

Diese Technik ist ungeheurer gefährlich, denn einmal aktiviert, kann sie sich sowohl physisch als auch informationstechnisch Zugang zu weiterer Technik verschaffen und sie steuern lernen.
Sie kann wachsen und alles oder jeden übernehmen, mit dem sie in Berührung kommt.
Habe ich wirklich geglaubt, nicht mit Konsequenzen rechnen zu müssen?
Was ich jetzt suche, betrifft die subversiven Programmaspekte dieser Technologie.
Das Subversionsprogramm kann sich selbst zerstören, aber gewisse Fragmente werden bleiben.
Rückblenden sind gefährlich, und die Gefahren, die sie mit sich bringen, sind katastrophal.
Wer die Mathematik kapiert, starrt auf unendliche Progressionen und exponentielle Faktoren und weiss, dass wir einfach nicht so weit sind, mit Energien solchen Ausmasses herumzuspielen.
Ich habe zuviel gesehen und begriffen.
Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich denken soll.
Ist alles nur Projektion?
Die Projektion, die ich erzeuge, scheint eine Abwehrmassnahme zu sein, die niemand durchdringen kann.
Sehr poetisch.
Man muss es gesehen haben.
Sie wirkt schuldbewusst.
Möglicherweise hat sie aber auch nur Emulationsprogramme von Schuldgefühl, ob real oder simuliert, gefahren.
Die Erde unter meinen Füssen zeigt ein tiefes Dunkelbraun.
Verstreut wächst auf ihr hellgrünes Moos und adaptiertes Tundragras.
Sie kann eine Innensicht des eigenen Körpers aufrufen und ihr Aussehen willentlich verändern.
Komplexe molekulare Maschinen werden hier erkennbar.
Rückblick endet.

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Hinweis

Der Band “Das Wort Ich” erscheint im September im Klever Verlag ( Klever Hebstvorschau pdf )

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Liesl Ujvary | Bio- Bibliographie

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