MICRO | -NOTE | -QUOTE : Beat Suter über Netzliteratur und litblogs.net

NETZLITERATUR EXTENDED

czz-micro-note-quote-sourcne-aiga-airport-pictos-copyright-free- In seinem umfassenden Essay über die Geschichte und Entwicklungen der Netzliteratur und deren Vorläufer verlässt der Webliteratur- Spezialist Beat Suter – seines Zeichens Herausgeber des eminenten Portals netzliteratur.net – den bereits zur Lehrmeinung geronnenen Kanon von Hypertext , stochastischer und ludistischer Textgenese etc. und fasst neuerdings “Blogger” als eigene Kategorie netzliterarischer Ansätze .

Wie vom Innsbrucker FWF- Projekt “dilimag” ( 2007 – 2010 ) dokumentiert und von der Projektleiterin Renate Giacomuzzi kürzlich in einem “Handbuch” schlüssig präsentiert , haben sich literarische Blogs als “Literaturmagazine im Internet” etabliert und konsolidiert .

In seinem ausgreifenden und äusserst evokativen Essay “Von Theo Lutz zur Netzliteratur. Die Entwicklung der deutschsprachigen elektronischen Literatur” trägt Beat Suter dieser Entwicklung Rechnung und präsentiert – ausgehend von Alban Nikolai Herbsts Weblog “Die Dschungel. Anderswelt” – “litblogs.net” als valable Plattform für die unterschiedlichsten Poetiken literarischer Weblogs .

Mit dem Blogger betritt , so Suter , ein neuer Typ von Autor das netzliterarische Feld – mit auf den ersten Blick womöglich konventionell anmutenden Texten :

Die Blogger Linie

Es fehlt noch eine historische Linie mit Werken, die sehr nahe an der traditionellen Literatur blieben. Diese Linie ist wohl wichtig, um die ganze Bewegung der Blogger-­, Twitter-­ und poetisch bibliothekarischen Literaten zu verstehen. Hierbei geht es um ein grundsätzlich anderes Verständnis von literarischen Mitteln. Die vier bisher beschriebenen Linien gehen alle davon aus, dass das Material, mit dem Literatur hergestellt wird, technisch bzw. tiefenstrukturspezifisch und konzeptuell erweitert werden konnte. Das neue Material waren im einen Fall konkrete sprachliche und digitale Strukturen, im anderen Fall die Datenbanken und damit möglichen Vernetzungen, im dritten Fall die Hyperlinks und ihre Auswirkungen, und im vierten Fall die Code- Strukturen und ihr Hervorheben auf eine poetische Textstufe. Bei den Werken der Blogger-Linie geht es in erster Linie um Inhalte und ihre Distribution. Wobei hier dann zumindest die Distributionserweiterung als vergleichbares neues Material gelten darf, schließlich fließt hier die Reflexion der Distribution in die Produktion der Texte mit ein und führt manchmal auch zu neuen Tools oder Tool-­Erweiterungen für Produktion und Rezeption. Bekanntestes Gefäss für die Blogger-­Autoren ist das 2004 von Markus A. Hediger und Hartmut Abendschein gegründete “Litblogs.net“, das seit 2008 von Abendschein und Christiane Zintzen geführt wird und 24 Autoren umfasst. ( Suter 2012 , S. 30f )

Und in einer etwas modulierten Version :

… “Litblogs.net“ ist ein Portal für literarische Weblogs in deutscher Sprache. Die Macher schreiben, dass ihre Schwerpunkte einerseits auf der Präsentation, Verbreitung, Dokumentation und Archivierung von literarischen Schreibprozessen liegen, andererseits soll der Austausch unter den Autoren gefördert werden. Und schließlich sollen dabei die kontinuierlichen Medienumbrüche in den Kontext des literarischen Diskurses miteinbezogen werden. Litblogs.net ist ein aussergewöhnliches Projekt, das inhaltlich sehr reichhaltig ist und dabei sehr sorgfältig organisiert und sortiert erscheint. Als Portal dient es einmal als Absprungpunkt in die Blogs der einzelnen Autoren, andererseits sammelt es die Bücher der angeschlossenen Autoren und Rezensionen zu ihren Werken bzw. zu kontextuell wichtigen Themen und Diskussionen. “Litblogs.net“ wird von den zwei Verlegern und Herausgebern Hartmut Abendschein und Christiane Zintzen geführt und darf durchaus als eine sehr professionell geführte Präsentationsplattform für ihre eigenen sowie andere Kleinverlage im kommerziell schwierigen literarischen Milieu des deutschen Sprachraumes gelten. Die Verleger und Autoren haben sich mit “Litblogs.net“ eine die Distribution ihrer Werke sehr gut unterstützende promotionale Form geschaffen, die an sich klare bibliothekarische und archivalische Strukturen aufweist. In dieser Hinsicht ist dieses Projekt durchaus wegweisend für die Produktion und Promotion von Literatur, wenn auch nicht speziell für Netzliteratur. ( Suter 2012 , S. 33f )

Bemerkenswert ist der hier von Suter vollzogene Differenzierung des hergebrachten Innovations- Paradigmas ( nach traditionellem Avantgarde- Verständnis ) zugunsten distributiver und relationaler Aspekte .

Im Kontext einer intendierten “empirischen Geschichte der deutschsprachigen Netzliteratur” ist eine solche Horizonterweiterung natürlich zu begrüssen , da diese einer z. T. relativ persistenten literarischen Blogosphäre Rechnung trägt . – Eine englische Fassung des Essays ist für das CybertText Yearbook 2012 angekündigt .

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