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Salon Littéraire | Stan Lafleur ( Text ) , Arek Gola ( Fotografie ) :
Herr Topowski erinnert sich 02 | Pizza Ch’ti
Lange betrachte ich stumm den Arbeiter, der stumm und lange die Käsefäden seiner Pizza Ch’ti betrachtet. Der Käse besitzt eine eklatante, würzige Zähigkeit. Wären die Pyramidenhalden Vulkankegel, sie spuckten Maroilles-Lava. Die träge, Blasen werfend, Schwall um Schwall die Landschaft überschwemmte. Lauter Arbeiter wie dieser hier ständen bis zu den Knöcheln, Waden, Knien mit Schippen in der vordringenden Käselava, um die Sauerei von den Straßen zu entfernen.
Der strömende Käse wäre Sinnbild für den erdverhafteten Menschen dieses Landstrichs. Für seine Freundlichkeit, seine Geduld, seine Bescheidenheit. Kleben an der Heimat. Immer wieder plattgemacht werden. Immer wieder alles plattmachen. Immer wieder alles wegräumen. Immer wieder alles neu errichten. Selbst den Bäumen soll es so ergehen. Noch ragen sie ungerührt aus dem abkühlenden Käse, der schwach gelblich, fast schon grau, über die Äcker, über die Hauptstraße in den Ort vordringt.
Aber stimmt das tatsächlich? Betrachtet der Arbeiter so lange und vertieft sein fadenziehendes Pizzastück, weil es ihn im äußersten Fall an seine eigene Seele erinnert? Ich möchte den Mann deswegen ansprechen, doch eine immer wiederkehrende Sorge hält mich davon ab. Müßte er meine Gedanken nicht für verrückt halten? Sicher hätte er mir freundlich geantwortet. Ich denke an verpaßte Gelegenheiten meines Lebens. Es scheint mir übervoll davon.
Der Mann wirkt erschöpft. Kaum mehr als die Hälfte seiner Pizza Ch’ti hat er herunterbekommen. Die Reste bilden die Wüste eines kurz zuvor hart umkämpften Schlachtfelds. Der Pizzaboden aufgerissen, der Schnitter hat gesenst, mit Messer und Gabel. Torsi da, Torsi dort. Diese Kartoffeln könnten deutsche Soldaten, damals, oder auch unsrige, Eltern, Onkel, sein. Verloren liegen sie in Mulden voller Käseschlamm. Was, wenn sie überleben? Die Hölle auf Erden, gebannt auf eine weiße, spülmittelglänzende, von Ellenbogen schiefgedrückte Platte eines Plastik-Stehtischs im Ortszentrum. Immer wieder gilt es Schlachten zu schlagen. Der Pizzabäcker ruft meine Pizza aus, mit Gemüsebelag.
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Stan Lafleur ( Bio – Bibliographie )
Arek Gola ( Bio – Bibliographie )
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Bisher auf in|ad|ae|qu|at :
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Faszinierend!
Das Lesen des Textes gerät, nachdem die Käse-Allegorie auf Mensch, Landschaft, Heimat erst einmal abzukühlen begann, Fäden ziehend, auf die schiefgedrückte Ebene eines Stehtisches und krallt sich daran fest. Noch einmal!
Das Foto: Unverhofft habe ich wieder das Bild der alten Frau vor Augen, die abwehrend ihre Hände hochriss, als der Tourist auf dem Sozius meines Motorrades das Objektiv seiner Kamera auf sie richtete … (Ghana, Northern Region, 1983).
Beim zweiten Blick dann frage ich mich, wer hier wohl wessen Seele bannt.
“In Chäs- Gewittern” unter veggi- beschuss : DAS nennen wir “schlachten schlagen” -
Die Mise-en-abyme der Vaches qui muh!… rires? ;)
La mise en scène der Vaches Volants gestaltet sich vachement schwierig , speziell , was die soundperformance der chor- passagen anbelangt . gleichwohl lässt sich das stimm- material gewiss ausbauen , wie dies ja die neugegründete college für SingSang längst bewiesen hat .
Mann stelle sich das vor : 1 stadion . randvoll mit Küken Kühen gefüllt , die sämtlich Antonio Carlos Jobims “Una Note Samba” (“Samba de Uma Nota Só” ) auf lippen und schnäbeln . >>> In Ellas darbietung konnte der exotismusfaktor weitgehend bereinigt werden -
Ella macht aus dem One Note Samba einen “never twice the same note Samba” (obacht so bei 2 Minuten stellen sich dann doch schüchtern drei gleiche Tönchen artig nebeneinander), und noch eine Wahrheit in Ellas Version: “Baby its warm outside” als Zitat aus einem anderen Song.
Die Küken-im-Stadion-Version wurde leider wegen rechtlicher Einsprüche eines Major Labels von Youtube entfernt, doch folgendes käme dem Imaginierten wohl recht nahe:
http://www.youtube.com/watch?v=sddtONMNXAk
Wacker ! allerdings hängt die bridge etwas schief : wobei geradezu bösartig mit rhythmus- wechseln verknüpft -
arek gola ist berufsfotograf, pressebasiert, gelegentlich mit kunstanspruch. bei der aufnahme obigen bildes war ich nicht zugegen. solange ich bei areks topowskischen field-shootings zugegen war – & das war häufig der fall – habe ich ihn stets als jmd erlebt, der seine menschlichen motive als solche behandelt & um ihr einverständnis gebeten hat, sie fotografieren zu dürfen. dh, es war ihm wichtig, den menschen auf seinen bildern respekt zu erweisen. was mitzuteilen mir wiederum ein bedürfnis ist (@ ludwig janssen/ghana-experience).
menschen aufnehmen quasi “in yo face” ist immer eine heikle sache . da loben wir uns das krankenhaus , wo per definitionem keine menschen – egal , ob pat. , deren angehörige oder personal – aufgenommen werden dürfen ….. ( >>> AKH- Bilder )