Salon Littéraire | mark kanak : zwoelf zuegen matt . juli 2013

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salon littéraire | Mark Kanak :

zwoelf zuegen matt .
anderssen versus zukertort , breslau 1865 – ein zyklus

7 : f3 , g5 . h7 , h6 ( juli )

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das projekt “zwölf zügen matt” umfasst die zusammenstellung von texten u. bildern, die sich rund ums thema einer in Dresden 1865 stattgefundenen schachpartie zwischen zwei der damaligen grössten schachhirnen der zeit dreht. Nämlich Adolf Anderssen und Johannes Hermann Zukertort , worin der herr z. den herr a. so komplett und so schnell zerstört hat, dass es für alle zuschauer und beteiligten nicht zu fassen war, besonders weil herr a. wegen u.a der vollständigkeit seines logischen denkens so berühmt war und seit monaten unbesiegbar gewesen war.

In diesem fall geht es hier aber nicht nur um schach, sondern auch um alle themen, die nicht nur Im schach, sondern auch im” real life” vorkommen – täuschungen, die man hätte entdecken sollen, aber nicht gesehen hat, rätsel, die scheinbar leicht sind, sich über die zeit nicht lösen lassen, dazu noch gefühle der euphorie, des verzagens, ein umdenken der eigenen position (haltung), aufkeimende selbstzweifel, usw.
um das alles zu gestalten / wiederzuspiegeln, werden gedichte, kurze texte, bilder, usw. verwendet. nach 12 zügen hin und her (also nach 12 monaten) wird das zyklus im führjahr 2015 zum 150. jahrestag der partie als buch veröffentlicht.

( mark kanak )

12 move mate !

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I

“Wenn und ob” heißt für Typen wie uns nur “ab und zu”, aber für Typen wie die da droben, heißt es ja “auf und zug”.

Am Schluss heißt ja alles genau so: Hexenjäger mit Sonnenkalender.

Dementsprechend: er hasste sie, wenn ich zurückdenke, er wartete, immer das Gleiche, ob sie nun zu weinen anfangen würde. Ständig bedroht von sexueller Belästigung, sexuellem Missbrauch, körperlicher Bestrafung oder Folter, seelischem oder physischem Zwang oder verbaler Beschimpfung sowie Androhungen einer solchen Behandlung, sollte irgendwas mit ihr nicht stimmen. Sollte sie was andeuten, was machen, das ihm nicht passte.

Er wartete, ob sie nun zu weinen anfangen würde.

Sie weinte aber nicht.

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II

Der Welt- und Realitätsverlust – Erreichen des Ideals – d.h., es geht hier um das Ausharren und Festhalten, bis zum Ende. Es ist die Flucht, die wir hier beschreiben wollen. Die Innerlichkeit fatale Konsequenzen für mein Verhältnis zur Wirklichkeit.

Niemand möchte mich sehn, niemand will mit mir sprechen. Zum Beispiel: Die Animalisierung (ich, Wolf, du, Schwein). Oh, die Ordnung des Seins, wenn wir´s so nennen wollen – nur in sich selbst erreiche ich diesen höheren Zustand des Seins, nach außen wirke ich als, nun, Wahnsinniger. Der, der ständig unterwegs ist, ziellos aber trotzdem gezielt unterwegs. (Mein Verhältnis zur Wirklichkeit).

Wenn und ob und so es ist, so, wenn ich beginne, teilzuhaben an einem größeren (durch Raum und Zeit begrenzt) untergeordneten Ganzen, so, wie man es hier vor uns sieht, am Zug, dann, uhm, so wird es auch sein.

Was wir haben, meine Freunde, ist – ist ja nicht anders auszudrücken – zwölf Stationen auf dem Weg ins nichts. Das hier ist ja nur St. 7.

Wozu?

Pass auf dich auf, die Welt verfolgt uns. Was angemessen ist (Schaden verursacht) und uns zum Weinen bringt. Was doch angemessen ist. Morgens um 8 unterwegs. Was doch angemessen ist. Oder?

Hmm.

Egal.

Führt alles sowieso zur – vom Ich selbst herbeigeführten – Destruktion.

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III

Was angemessen ist, ist die Rache eines Halbstarken, und die Hybris, die dahintersteckt. Man muss sich nicht wundern.

Der Sturm gibt ihnen den Rest (Land unter). Die Ursache des Auseinanderbrechens steht noch nicht fest. Ist ja aber klar…regelmäßig geschieht das Unvorstellbare: Schiffe brechen auseinander. Genau wie etwa: Zu viele Bücher werden geschrieben, und zwar, zu schnell. Der Untergang der Erika war aber nicht so tragisch. Falsch geparkt und abgeschleppt, wenn man seit 1640 bei Inge (“Hot Inge”, “Inga-la-Bing-ah!???!” ja, eben, die!!!) hätte sein sollen, und es jetzt 1740 ist, und dein Handy ist ins Spülwasser bei Horst runtergefallen und funktioniert nicht mehr (fucking Japs), das ist nichts weniger als tragisch. Tragisch à la Hamlet bringt Polonius um tragisch. Nein, andersrum, Polonius war Arschloch, das war auch nicht so tragisch. Tragisch wie etwa, der Flipper haben wir so geliebt, er schien uns immer so anzulächeln, aber im Grunde genommen war Flipper auch so ein Serienmörder wie John Wayne Gacy oder Jeffery Dahmer, wartemal, nein, das ist halt übertrieben, so übel war der Flipper nicht, er schien aber uns anzulächeln mit seinem doofen Delfinlächeln, eigentlich war seine Gleichgültigkeit den Menschen gegenüber so deutlich, wenn man´s sich richtig überlegt, das hätten wir wohl erkennen sollen, damals, und genau wie diese Scheißamerikaner uns ausspähen, genau so war Flipper, der Spion à la 007, wir hätten ihn schon längst schlachten lassen sollen, wie ein Schwein, der blöde Flipper, der Betrüger, der Spion, der Mörder. Scheißflipper!

zzjuli 04 Fliipper

Wovon habe ich geredet? Inge?

Falsch geparkt.

Ach, ja, Oxide und Sulfide, die waren Geschwister und haben Stickstoff angerufen um mal zu sehen, ob die vielleicht, uh, ach, vergiß´s, fuck it.

Du bist dran, die Uhr läuft.

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IV

Es geht ums Ableben. Wenn ich inzwischen ablebe, wo wirst du hin? Wo wirst du bleiben? Was wirst du machen? Du wirst drobendrüben hin, ist ja klar. Und drobendrüben wirst du Leute kennenlernen, die ich hätte schon längst kennenlernen wollen, Leute die rumsitzen und von all tomorrow´s parties träumen und künftig sagen, “hej, wichtiger ist uns diese Allwissenheit, über 5, 6, 7 Züge hinauszudenken, hinauszurücken, hinauszuschaun, hinauszugücken. Wie man es mal machte….

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V

Beihilfe, wenn es überhaupt sowas gibt, in der Wilde, ist unschuldig. D.h., Hilfe! Der Wilde ist unschuldig! Hier, umgekehrt.

Angriff kommt.
Der Bauer reagiert blitzschnell darauf: Er sendet seinerseits Signale aus, die von Zelle zu Zelle wandern, vom Gehirn über das Rückenmark zu den peripheren Nerven, die die Rede von Raumenergie (Abschied, Neugier, Mut und unsäglicher Seekrankheit) anregt, und auf einmal fällt einem ein, dass das Meer gezähmt ist und von den Göttern der Antike, die ihr Lager abgebrochen haben, umschlossen.

Dazu meint der:
Hatte die Frau (Dame) so eine Art Eichenblatt in der Hand, und ich hatte also einiges probiert und fing dann wieder mit dem Eichenblatt an und probierte und dann eine Blume, aus Blei, und dann wurde, ohne daß ich also wirklich was mitkriegte, ich war wie gesagt etwas beeinträchtigt in meiner Aufmerksamkeit, dann noch eine Blume, aus Stahl, und dann wurde, da wurde dieser Stengel immer dicker, und plötzlich war die Schlange da, genau so wie Sie sie jetzt sehen.

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VI

Es handelt sich um stranggepresste oder extrudierte Gehirnkohlewerkstoffe, einem Gemisch aus Koks und Graphit, Blut und Bier, das wird alles verarbeitet und kommt direkt von der Extrudermaschine in den Automaten, wo Gedanken erscheinen.

Verarbeitungsprozesse laufen.

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VII

Vieles, was wenige Jahre später von der Filmkritik als “typisch Idiotischer Kankscher-Personalstil” bezeichnet wird, findet sich hier (aufm Schrotthaufen) bereits angedeutet.

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VIII

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Im Kopf, England, Amerika, Reise, Wellen, embarking/disembarking, einsteigen/aussteigen, Holz, geschwärzt, ölige Opferpatina akzentuiert geschnittene Gesichtszüge, einzelne Schichten werden in ihrer Stärke immer dicker und der Mix zwischen großen, mittleren und kleinen Aluminiumoxidanteilen so aufgebaut, dass auch bei Angriffen vom feinen Sand die Beschichtigungen lange Stand halten, während wir, aber, nicht Stand halten können, oder wollen.

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IX

Wir, wir halten Stand, und zwar hier. Stehen wir. Stand. Halten. Haltestelle. Das nennt man Standehalt, oder?

Jeden Herbst liefern wir unsere Trauben bei ihnen ab und schauen wie verzaubert zu, wie sie in die Maschine gefüllt werden und ohne Stengel wieder herauskommen.

Stange, Stengel.
Casey Stengel. Der Ernst Happel des amerikanischen Baseballs.

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X

Vom Source (von der Quelle) zu den Sinks einer Pflanze dem Schema: Sproß >Stengel > Wurzeln.

Strange ist das.

Dieser Strang wird dann über Führungsrollen aus der Kokille herausgezogen und mittels Sprühdüsen weiter gekühlt – die sich in der Kokille bildende dünne Strangschale wird so immer dicker bis der Strang endgültig erstarrt.

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XI

Ich, ich bin (ein) Schmierfilm. Ein Film (eine dünne Schicht), der die Gewaltdynamik nicht unterstützt, nein, zumal bin ich mehrere Darsteller, verspiegelt, wie diese Figuren hier, die wie die Zuschauer aufeinander treffen können, um sich zu versöhnen, gegenseitig zu bestätigen, miteinander in Konflikt zu geraten oder sich zu multiplizieren zu der einen, ganz großen phantastischen Sehnsucht des poetischen Kinos.

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XII

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Verfahren zur Herstellung eines elektrischen Sensors, um herauszufinden, ob der, der dir gegenüber sitzt, auch ein Betrüger ist:

1) Gähnen, stöhnen. (Bei 50% mehr Gas und leichteren Gasflaschen müssen Sie aufpassen, dass Sie nicht abheben!
2) Wenn Sie das Messer entlang des Bereichs (welches? hier, im Kopf!) führen, müssen Sie aufpassen, dass Sie sich mit dem Rand des Papiers nicht in den Handrücken schneiden.
3) Schaufeln und Hacken unterm Tisch.
4) Das Buch der Foltermusik und lustige Lieder aufm Tisch, rechts, hinstellen.
5) Absaugen.
6) Rauswerfen.
7) Bbbb….

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Mark Kanak @ in|ad|ae|qu|at :

Bio- Bliografie

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Hinweis : Im Mai ist der Band “folterlyrik” von Mark Kanak in der edition art & science ( Wien / St. Wolfgang ) erschienen .

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4 Responses to Salon Littéraire | mark kanak : zwoelf zuegen matt . juli 2013
  1. ue j. hawk
    September 4, 2013 | 10h36

    \\ feiner saisonstart diese typen da oben #I sind eine sich mir noch erschliessende paarung aus koch’s genialer kabel mit … ?¿

  2. czz
    September 6, 2013 | 06h51

    tja , die type ist unwillkürlich aus dem sukzessiven update des wordpress und des heaadway-themas geschlüpft , lässt allerdings die konzentriertheit der von Ihnen so eindrucksvoll präsentierten kabel vermissen .
    mir isses ein bisschen zu luftig im frischen gebälk …

  3. ue j. hawk
    September 7, 2013 | 10h02

    @ czz : mit verlaubung , ich meinte eigentlich die wp.typo , sondern die im zzjuli01.jpg . grafisch ist hier alles fein – wie auch inhaltlich natürlich , aber diesem eindruck hatte – zumindest versucht – meermals ausdruck zu verleihen . mille thx + LOVE & RESPECT 4all the years @this playgound .

  4. ue j. hawk
    September 7, 2013 | 10h18

    @ Mark Kanak : Ich, ich bin (ein) Schmierfilm. prima phrase ! ich unterstütze ebenfalls keine form der gewaltdynamisierung . nur wie weit würden sie gehen , wenn ihnen selbst gewalt drohen sollte ( was ich ihnen in keiner form jemals wünsche , nur ein gedankenspiel ) ? an manchen , sehr dünnhäutigen tagen , erfahre ich die tägliche , vor allem urbane gewalt , sehr viel stärker als an besseren . allerdings hatte ich gute lehrer , die mich vor allem demut gelehrt haben , aber auch nicht alles hin zu nehmen . das hat dann mit der liebe und dem respekt zu tun , den ich mir selbst zolle , oder , und da wollte ich im ersten gedanken ansetzen – dazu muss man nicht vater sein – wenn seine liebsten gewalt erfahren , oder davon bedroht sein könnten , egal in welcher form . die nord-amerikanische kultur , und die hat sich das auch nur von den ursprünglichen bewohnern ihrer ländereien , den indianern , abgekupfert , hat dafür den begriff der selbstverteidigung geprägt , den sie ggf auch mit handfestem waffeneinsatz geltung verschaffen ( ich bin grundsätzlich auch kein freund dieser auslegung ) . nur , wie ausgeführt , es geht in erster linie um das individuum , aus dem alles entspringt & seinem – sofern noch rudimentär spürbaren – verlagen oder impuls zu überleben . purer existentialismus . a nice we // so long ujhk

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