||| BESCHLUSS UND SCHLUSS | MÖGLICHKEITSRAUM | DIE “PETITION” | P. S .
BESCHLUSS UND SCHLUSS
Der Stadtrat der Stadt Zürich hat am 30. Oktober 2013 beschlossen, das Museum Strauhof mit seinen Literaturausstellungen per Ende 2014 zu schliessen.
So hart und lakonisch benennt das renommierte Literaturmuseum Strauhof auf seiner Website ( powered by Stadt Zürich ) , die Katastrophe , welche Mitarbeiter und Freunde sozusagen aus heiterem Himmel traf :
Die Schliessung des einzigen Literaturmuseums der Schweiz und die Entlassung aller Mitarbeitenden – 13 Personen teilen sich im Strauhof rund 400 Stellenprozente – seien inakzeptabel, ebenso, dass die Betroffenen aus den Medien davon hätten erfahren müssen ( NZZ , 7. 11. 2013 ) .
Nur einen Klick entfernt situiert sich die stadträtliche Medienmitteilung ( powered by Stadt Zürich ) , welche ab 2015 während eines zweijährigen Probebetriebs
… in ein literarisches Laboratorium für Jugendliche umgewandelt werden [ soll ]. JULL, das junge Literaturlabor Strauhof, ist auf 10- bis 18-Jährige zugeschnitten. Der Strauhof wird kreativer Raum für breit angelegte Schulprojekte: School-in-Residence, Workshops, Lesungen, Diskussionen. Ganze Klassen und auch kleinere Gruppen arbeiten an einem inspirierenden Ort eng mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern zusammen.
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MÖGLICHKEITSRAUM
Wohl , wohl , der Raum ist in der Tat inspirierend , und halten wir in|ad|ae|qu|at nie in Zürich , ohne diesem Atemraum abseits von Lärm und Gedränge einen Besuch abzustatten . Als Ort , an welchen Teenies dem Schreiben nähergebracht werden sollen , ist das verwinkelte alte Haus ganz offensichtlich suboptimal .
Sehr ärgerlich ist , wie sich Kulturchef Peter Haerle als ehemaliger Betreiber einer Agentur für Kommunikation und Konzepte aus seinem Neusprech- Zettelkasten bedient und wahlweise von “Neuen Akzenten für die Literaturstadt Zürich” spricht oder – wie gegenüber dem Tages-Anzeiger – von einem “neuen, ganzheitlichen Modell für die Literaturstadt Zürich”. Schade nur , das er die Gelegenheit nicht genutzt hat , dem “Ganzheitlichen” ein “Nachhaltiges” beizufügen .
Mit Kinderliteratur , Lese- und Schreibförderung ist ein Joker im Talon , welcher “Ganzheitlichkeit” und “Nachhaltigkeit” zu garantieren droht und sind entsprechende Kurse , Workshops und Projektarbeiten momentan ein Passe Partout für die Umlagerung von Förderungen .
Genüsslich fasst die NZZ die doch beachtliche Resonanz des Schliessungsbeschlusses im deutschen Feuilleton zusammen :
Zürich spart sich arm”, bilanziert die FAZ. Der Stadtrat ersetze ein einzigartiges Museum durch ein Jugendliteratur-Projekt, das seit zehn Jahren bestens funktioniere – in den Klassenzimmern, wo es hingehöre.
Und Marc Reichwein in der WELT:
Der Strauhof soll künftig als “Junges Literaturlabor” fungieren. Doch eine Schreibwerkstatt, die sich aus projektbezogenen Mitteln finanziert, wird die institutionelle Lücke zwischen klassischen Dichtergedenkstätten und den intellektuellen Ausstellungen der Literaturarchive nicht mehr füllen. Hier waren und sind die Schweizer gerade nicht typisch unterkühlt und auf Distanz bedacht. Sondern durchaus verspielt, raumgreifend und Wände bespielend. Originell, aber nicht zwanghaft experimentell. Zürich brennt – künftig leider nicht mehr mit Ausstellungen für die Literatur.
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DIE “PETITION”
Initiiert von den Freunden und Mitarbeitern des Strauhof , sammelt eine “Petition” fleissig Stimmen für den Erhalt des Museums . Wo amtsrätlich Massnahmen beschlossen und die davon Betroffenen mit “faits accomplis” konfrontiert werden , muss demokratiepolitisch etwas im Argen liegen wie übrigens auch im Hinblick auf den Wider- Spruch des Stimm- Volkes , welcher sich in einer “Petition” formuliert also einer “Bittschrift” bzw. Kafkaesken “Eingabe” .
Soviel Submission haben weder der Strauhof noch seine Befürworter verdient , welche unter dem Motto “Das Literaturmuseum Strauhof muss erhalten bleiben” Unterschriften sammeln :
Die Kulturdirektion unter Peter Haerle plant das Literaturmuseum Strauhof auf Ende 2014 zu schliessen und an seiner Stelle eine Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche zu eröffnen. Helfen Sie mit, dieses schweizweit einmalige Museum zu retten und gegen den Abbau des kulturellen Angebots der Stadt Zürich ein Zeichen zu setzen. [ ... ]
Wir fordern die Stadtpräsidentin und die Kulturdirektion der Stadt Zürich auf, ihren Entscheid, das Literaturmuseum Strauhof zu schliessen, nochmals zu überdenken und die einzigartige Institution, die 2015 ihr 25. Jubiläum feiern könnte, zu erhalten. Das Literaturmuseum soll weiterhin bewährter Teil eines kulturell lebendigen Zürichs bleiben.
Knapp 1.000 Unterschriften wurden seit 8. November online gesammelt , wobei gerade hier umso grösserer Bedarf herrscht , als es darum geht , eine gremiale Entscheidung vom Sockel ihrer stadträtlichen Selbstgefälligkeit zu stossen .
Also empfehlen wir in|ad|ae|qu|at , die “Petition” zu unterzeichnen und damit in Widerrede zu treten zum haarsträubenden Umgang , den sich die Administration mit einem akklamierten Bijou wie dem Strauhof erlaubt .
Link : Das Literaturmuseum Strauhof muss erhalten bleiben
Update 13. 11. : Fehlermeldung “500 Internal Server Error” , müssen wir später noch mal nachsehen … Einstweilen mag man sich beim Strauhof- Komitee schlau machen -
Update 13. 11. , 16 H : Die Verbindung ist wiederhergestellt ! Der Zähler steht auf 1.770 Unterschriften …
Update 18. 11. , 8 H : 2.664 Unterschriften – - -
Update , 21. 11. 8 H : 3.152 Unterschriften – - -
Update 3. 12. – Einreichung der von über 4.000 Unterschriften unterstützten Petition durch das Strauhof- Komittee bei Stadtpräsidentin Corine Mauch
Update 5. 12. , 8 H : 4.417 Unterschriften -
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P. S . Das bis Ende 2014 durchgeplante Ausstellungsprogramm gehört zweifellos zu den stärksten Argumenten für die Erhaltung des Strauhof als Literaturmuseum :
11. Dezember 2013 – 2. März 2014
ALFRED UND GISELA ANDERSCH
“Sie macht etwas im Raum, ich in der Zeit”
19. März – 1. Juni 2014
GEORG BÜCHNER
Revolutionär mit Feder und Skalpell
18. Juni – 7. September 2014
Inseln – Paradies und Hölle
24. September – 30. November 2014
FERNES DONNERGROLLEN
Schweizer Literatur und der Erste Weltkrieg#
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