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Salon Littéraire | Andrea Grill : Warum schauen wir in den Spiegel ? | Küchengespräche
WARUM SCHAUEN WIR IN DEN SPIEGEL ?
Um uns selbst zu bewundern?
Um zu kontrollieren, ob wir uns anderen so zeigen wollen?
Um zu sehen, ob wir glücklich sind?
Dass wir uns in Glas spiegeln, während wir gleichzeitig diejenigen sehen können, die auf der anderen Seite sind und sie uns, wie wenn wir vor einer Auslage stehen, in der jemand gerade eine Schaufensterpuppe herrichtet, beruhe im Grunde auf Zufällen, sagt Leon Lederman, Nobelpreisträger für Physik (1988) in einem Interview, während er nichts Geringeres als die Quantentheorie erklärt.
Die Sonne scheint auf die Person vor der Auslage. Manche Lichtteilchen gehen durch das Glas durch: die Person drinnen sieht die Person draußen; manche Teilchen werden reflektiert: wir sehen uns selbst. Mehr als 90% der Photonen gehen durch, nur ein Bruchteil wird reflektiert. Deshalb sehen wir uns selbst nur vage, den Menschen drinnen im Schaufenster aber ganz deutlich. Sind die Teilchen, die durchgehen anders, als die, die reflektiert werden? Nein. Sie sind alle gleich. Was bestimmt also, ob ein Photon durchgeht oder reflektiert wird?
Der Zufall. Das ist es, was uns an natürlichen Vorgängen so schockiert.
Sobald wir den Zufall in eine gewisse Ordnung gebracht haben, zum Beispiel eine Fotografie der Dreieinheit des Betrachters auf der Straße mit seinem Spiegelbild und dem Beobachter hinter Glas, wird er schön.
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KÜCHENGESPRÄCHE
schüttle beim Umrühren
die Handgelenke meiner Mutter
aus beiden Ärmeln,
verwende den Vater wie Privatbesitz
(er hört den Staat ab)
wir leben im viktorianischen Zeitalter
zweitausenddreizehn
Reden ist Leben;
sei es geschrieben
sei es getippt
Plauderei unser Halt:
hundertfünfundsechzig Buchstaben
unser Hobby: Netze
(we are spiders
with eight legs)
lache da wo wir …
Studenten als wären sie Semmeln
so frisch und süß
die Gesellschaft muss bereit sein zu wissen:
sei dein Leben und mein Leben bestimmt
von kleinen herrlichen Lachspritzern
sage ich Mitte Juli
Caro Conte,
senza di Lei
mi mancherebbe
tutto!
finde Nadeln am Glas im Buchregal
dem Christbaum hörig
vor sechs Monaten
genauso trocken
von Anfang an;
vertraue auf euch Blumen
Dichter Deutsche ja!
sind meine Straußvögelchen, nicht sonderlich schön,
Mary Janes tragend
an allen Füssen;
du natürlich bekennst Sympathie für reisende Vögel
mein Schwiegervater ist übrigens ein Gott
unsterblich seit wir ihn kennen;
wie lächerlich ich als Kind die Oper fand
so lächerlich findet sie jetzt mein Vater
zwischen seinen Schuhbändern
meinen Geburtstag fürchte ich seit ich elf war
nicht mehr
Marguerite rite rite
als gäb es kein tomorrow
gare deinen Adamsapfel
an meinem Muttermal
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Andrea Grill ( Bio – Bibliographie )
Bisher auf in|ad|ae|qu|at :
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Salon Littéraire | Andrea Grill / Thomas Ballhausen / Hanno Millesi : Auszuege & Sideorders zu “aspern , Reise in eine moegliche Stadt”
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HINWEISE | Update :
- Am Dienstag Abend ist im Literaturhaus ein Werkstattgespräch zwischen den Andrea Grill und Marlen Schachinger angesetzt : Im Dialog und im Textaustausch sind genuine Einblicke in die Poetiken der beiden Autorinnen zu gewinnen . - Werkstattgespräch Andrea Grill , Marlene Schachinger - Literaturhaus , 1070 Wien - Dienstag , 21. 1. 2013 , 19 H
- Am Dienstag Vormittag wird im Rahmen der feierlichen Vergabe der Förderpreise der Stadt Wien ( Kunst & Wissenschaft ) wird Andrea Grill der Förderpreis für Literatur verliehen . Die Festrede hält Stefan Schmidl ( Wissenschaft ) , die Dankesrede Andrea Grill . – Dienstag , 21. 1. 2014 , 11 Uhr , Wappensaal des Wiener Rathauses ( Zugang: 1010 , Felderstrasse 2 , Feststiege II )
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Im Frühling 2014 soll im Otto Müller Verlag Andrea Grills jüngster Gedichtband Safari, Innere Wildnis erscheinen .
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