Margherita Spiluttini : Ehrungen , Entbehrungen

blanc_40

| ver | dienste |

Goldenes Ehrenzeihen für Verdienste um das Land Wien

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

Wo das Ordenswesen nicht den Kosmos christlicher Kongregationen meint , tritt das offiziöse System der Ehrenzeichen und deren Vergabe in den Blick . Die in ihrem Bedeutungscharakter mit allen Finessen abgestuften “Ehren”- und “Verdienst”- Medaillen mag sich mancher gerne an die geschwellte Brust heften und den Festsaal erhobenen Hauptes verlassen .

Wer das System der Auszeichnungen genauer ins Auge fasst , stösst auf eine ganze Reihe solcher Orden , deren Bedeutung oft auf das Symbolische der Ehrung abzielt , ohne sich einen Cent um handfeste Remunerationen zu kümmern . Die seitens der Kulturabteilungen von Stadt , Land und Bund “verliehenen” Orden bieten der oder den Geehrten neben der Ehre an sich oft aber kaum monetären Verdienst . Schön für die Bürokratie , wenn sie “Verdienste” verteilt , welche sich mit den Materialkosten der Orden erschöpfen .

Das Goldene Ehrenzeichen wird als Bruststern verliehen. Der Bruststern besteht aus einem 85 mm hohen und 85 mm breiten, achtzackigen vergoldeten Strahlenstern mit Broschierung. Der Strahlenstern wird durch einen sechzehnzackigen rot geränderten Stern überhöht, der im weißen Mittelfeld einen goldenen Adler mit dem Wappen von Wien als Brustschild zeigt. Das Goldene Ehrenzeichen wird für bedeutende Dienste verliehen. ( Wikipedia )

Margherita Spiluttini , eine der bedeutendsten Architektur | Fotografinnen der Zeit , ist für ihr Werk von den Administrationen des österreichischen Bundes sowie der Stadt und des Landes Wien mehrfach ausgezeichnet worden. Etwa mit dem “Österreichischen Ehren- Kreuz für Wissenschaft und Kunst” ( 2006 , Laudatio Dietmar Steiner ) sowie mit dem “Goldenen Verdienst -Zeichen des Landes Wien” ( 2007 , Laudatio czz ) . Wo “Verdienst” und “Verdienst” mit zweierlei Ellen gemessen werden , bleibt für die Künstlerin , die als freie Fotografin von Aufträgen lebt – neben dem Blumenstrauss der Gärtner & Floristen der Stadt Wien – wenig übrig , das den Tag überdauert .

Das Missverhältnis zwischen der offiziös beteuerten “Ehre” und den realen Mühen um ein auskömmliches Einkommen könnte drastischer kaum sein . Nun , da Margherita Spiluttini an einer unheilbaren , ja : fortschreitenden Krankheit leidet , wäre der konkrete Ankauf möglichst des gesamten Archivs ( welches laut Nicole Scheyerer im aktuellen Falter 70.000 Negative , 44.000 Dias , 25.000 digitale Motive umfasst¹) von vitalem Interesse .

Und dies in zweierlei Weise : Mit dem Erwerb der Sammlung Spiluttini könnte eine Institution wie das Architekturzentrum ( A zw ) – welches bereits den Vorlass Friedrich Achleitners betreut – ein einzigartiges Forschungs- und Schau- Archiv aufbauen . Und dies in einer Zeit , welche gerade erst beginnt , Fotografie als eigenständige Kunstform zu begreifen und nicht lediglich als “dienendes” Medium abzutun . Themen wie die Frage nach den Grenzen zwischen herkömmlicher ( Belichtungs- ) Fotografie und digitalem Rendering schärfen das Problembewusstsein und übertragen die alte Frage nach der Dokumentarkraft und der Authentizität der Fotografie ins 21. Jahrhundert ²

Dass eine derartige Sammlung dem Ruf der “Kulturstadt Wien” nicht eben schaden würde , ist gewiss .³

“Es wundert mich vor allem , dass mich noch nie jemand von der Gemeinde Wien oder vom Bund gefragt hat , was mein Archiv denn überhaupt beinhaltet” , erklärt Spiluttini im Falter bar jeder Komfort- und Anspruchshaltung ( à la “Der Papa wirds schon richten” ) . Spiluttini ist – Orden hier , Verdienstkreuz da – Einzelkämpferein , der es nicht um milde Gaben geht , sondern um einen klaren Deal .

Man setze das “Archiv Spiluttini” endlich auf die Tagesordnug , beim Bund , beim Land oder bei der Stadt . Es ist ja nicht anzunehmen , den respektablen Gremien gebräche es an Medienkompetenz .

blanc_H_20

|||

¹ – Nicole Scheyerer : Das Archiv der Metamorphosen . Die Architekturfotografin Margherita Spiluttini hat Wien dokumentiert. Was wird aus Ihrem Lebenswerk ? – Falter 15 /14 , S. 24 – 26

² – Vgl Zintzen zum Werk in Texten für Bücher , Zeitungen und Zeitschriften

³Lutz Musner : Der Geschmack von Wien – Campus 2009

blanc_H_20

|||

HINWEISE

  • In der Galerie Christine König sind unter dem Titel “Täuschung und Leere” ausgeuchte Fotografien Margherita Spiluttinis zu sehen ( und erstehen ) . Bis 3. 5. 2014
  • Überblick Bauten und Bilder @ http://www.spiluttini.com/
  • Ein aufschlussreiches Interview haben Architekturstudenten für das Mies. Magazin , ihren unabhängigen TV- Kanal , mit der Künstlerin geführt ( 6. 1. 2014 )

blanc_H_20

blanc_H_20

|||

 

There are no comments yet. Be the first and leave a response!

Leave a Reply

Wanting to leave an <em>phasis on your comment?

Trackback URL http://www.zintzen.org/2014/04/14/margherita-spiluttini-ehrungen-entbehrungen/trackback/