Bild: Otto Saxinger
GESCHEITES SCHREIBEN
Wem der Horror Vacui während des Sommerlochs ins rotgeäderte Auge blickte, respektive: wen angesichts lektoratsmässig schlechtberatenen Erzählens der Hunger nach kluger Literatur anfiel, darf seinen Tiger im Tank HEUTE gleich zwiefach mit gescheitem Schreiben füttern.
Für die Räumlichkeiten der Linzer Künstlervereinigung MAERZ hat unser SALON-Autor und bewährte Impresario Christian Steinbacher eine Doppelsession konzipiert, die es in vieler Hinsicht, wie es heisst, “in sich hat”.
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AUSSTELLUNG
Mit thematischem Bezug auf die derzeit in der MAERZ-Galerie aufgebaute Ausstellung Hängende Gärten (bis 10. 10., mit Arbeiten von: Georg Bernsteiner, Jonathan Bragdon, Regula Dettwiler, Otto Saxinger und Christian Thanhäuser) sind die literarischen und diskursiven “linzer notate” unter dem Titel GÄRTEN, UNBEGRENZT subsumiert, wobei die Bezüge von Texten und Autorinnen / Autoren zum “Thema” absichtlich weit und gleichsam freibleibend aufgefasst sind.
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BILANZ
Der “Zählerstand” der seit 1990 bestehenden Reihe “linzer notate” beträgt für diese Doppelausgabe beachtliche “117″ bzw. “118″. Ziffern also, welche man, wollte man die Zahl der hier vorgestellten Autorinnen / Autoren mit ca. 3 multiplizieren müsste. Abzüglich freilich jener Werke und Schreibenden, deren Entwicklung in mehrern Auftritten genauer ins Auge gefasst wurde und dokumentiert wird.
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PROGRAMM
Zurück aber nun zum heutigen Abend.
Das erste Trio (ab 19 H)
stellt jüngere Arbeiten von
Manfred Bauschulte, Jonathan Bragdon, Farhad Showgi vor.
Das zweite Trio (ab 20:30 H)
präsentiert laufende und abgeschlossene Projekte von
Ludwig Hartinger, Esther Kinsky, Gisela Steinlechner.
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Folgen nun die (von Christian Steinbacher formulierten) “Ausweise” der einzelnen Autorinnen / Autoren, samt Hinweise auf Projekte und Publikationen:
AURORINNEN / AUTOREN
- Manfred Bauschulte, *1956 in Ibbenbüren (Westfalen), lebt in Köln. Studium der Theologie, Philosophie, Literatur- und Religionswissenschaften in Bethel, Bielefeld und Berlin. Autor, Übersetzer, Herausgeber und Wissenschaftler im Bereich der Kultur- und Religionswissenschaft. Arbeiten zu Sigmund Freud und zu Marie Bonaparte, aber auch zu Film (Bresson, Dreyer) und Literatur (Michaux, Ponge). 2012 war er mit einem Doppel-Referat zu Char und Ekelöf Teilnehmer des Festivals Für die Beweglichkeit hier in Linz. Im Klever Verlag in Wien erscheint nach einer Arbeit zu Klaus Heinrich (Über das Ende der neolithischen Revolution, 2013) nun (zeitgleich zur Prantl-Ausstellung in der Albertina) der Essayband Versuch über die Festigkeit: Die Steinkunst von Karl Prantl (2014).
- Jonathan Bragdon, *1944 in Wilmington (Delaware, USA), lebt seit 1979 in Amsterdam. Er arbeitet als Bildender Künstler, und dabei in erster Linie als Zeichner feinsinniger (Bewusstseins-)Landschaften (siehe auch unsere laufende Ausstellung Hängende Gärten). Zuletzt entstanden nebenher eng mit dem Prozess des Zeichnens so genannter consciousness portraits verbundene Kurzgedichte, aus denen der Künstler im Zusammenspiel mit Projektionen solcher “portraits” vortragen wird. Nach dem von der Berliner Galerie Aurel Scheibler 2013 herausgegeben Katalog Jonathan Bragdon – Tekeningen erscheint im Herbst 2014 im Berliner Revolver Verlag unter dem Titel DRAW ein diese consciousness portraits betreffender Band mit Abbildungen und auch Text.
- Farhad Showghi, *1961 in Prag, aufgewachsen in der BRD und im Iran, lebt seit 1989 als Psychiater, Psychotherapeuth, Autor und Übersetzer in Hamburg. Nach Büchern bei Urs Engeler erschien heuer mit In verbrachter Zeit ein Band mit neuen Textminiaturen bei Kookbooks: Auch diesmal versucht der Autor Showghi in seiner poetischen Arbeit die Konturen möglichst dort zu fassen, wo sie sich abzulösen beginnen. Sein “Anderssprechen” ertastet dabei Landschaften östlich von Isfahan, das Berblinger Weitmoos sowie einen Garten. Als Texte, “in denen sich, ihrer vordergründigen Unbedarftheit zum Trotz, ein dezidiert irreguläres Denken und Imaginieren kundtut”, hebt Felix Philipp Ingold die Arbeiten dieses Buchs hervor.
- Ludwig Hartinger, *1952 in Saalfelden, lebt als Herausgeber (u. a. der Ranitz Drucke der Edition Thanhäuser, seit 1994), Lektor und Übersetzer aus dem Französischen (zuletzt aus dem kongolesischen Frz. Fiston Mwanza Mujila) und Slowenischen (Srecko Kosovel) in Salzburg und auf dem Karst. Als Autor publizierte er Essays sowie Gedichte, die er in der Regel zuerst in slowenischer Sprache schreibt. Dies gilt auch für die bei Thanhäuser 2012 erschienene Sammlung Die Schärfe des Halms. Aus dem dichterischen Tagebuch 2001 bis 2012, eine Auswahl aus den Gedichtbüchern Ostrina bilk (Die Schärfe des Halms, 2007) und Ostrina senc (Die Schärfe der Schatten, i. V. für 2015), wobei die Originalform der zumeist 7-silbigen Vierzeiler im Deutschen abgewandelt wird.
- Esther Kinsky, *1956 in Engelskirchen, lebt in Berlin und im südungarischen Battonya. Die bei Bonn aufgewachsene Slawistin ist seit 1986 als mehrfach ausgezeichnete Übersetzerin für russische, polnische (Joanna Bator, Zyta Rudzka, Magdalena Tulli u. a.) und englischsprachige Literatur (zuletzt die Neuübersetzung von David Henry Thoreaus Lob der Wildnis, 2013) tätig. Ab 1987 erschienen Kinderbücher, seit 2010 publizierte sie bei Matthes & Seitz einen Essayband, zwei Romane (u. a. Banatsko, der auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2011 stand) sowie 3 Gedichtbücher, darunter zuletzt Naturschutzgebiet mit Fotos und Gedichten auf einen verwahrlosten Park als Betrachtungen über die Handhabung von Wachstum, Krankheit und Verfall.
- Gisela Steinlechner, *1961 in Kirchdorf/Tirol, lebt als Kulturpublizistin und Literaturwissenschaftlerin in Wien. Sie arbeitet an diversen literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekten zur Gegenwartsliteratur sowie zu Art brut, Pyschoanalyse und Alltagskultur, aber auch zur Kultur des Gartens (Der Garten als Schauplatz des Begehrens, 2002; auch ein Text für die Ausstellung Im Garten im Stadtmuseum Nordico 2011 hier in Linz). Bei Jung und Jung gab sie 2013 den Band Der Hase!!!! des Gugginger Poeten Ernst Herbeck heraus. Und Steinlechner weiß sich auch zwischen Wissenschaft und Literatur zu bewegen, so etwa für die Literatur-als-Radiokunst-Produktion Fellpflege (2001), aber auch in der subtilen Durcharbeitung mancher ihrer Aufsätze.
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TERMIN
- “linzer notate” 2 und 3 / 2014, MAERZ Künstler- und Künstlerinnenvereinigung, Eisenbahngasse 20, 4020 Linz – HEUTE, 19. 9. 2014, ab 19 H (!)
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