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Salon Littéraire | Sophie Reyer :
Neue Gedichte , 2. Lieferung , Erstveröffentlichung
[ Gedichte 10 - 19 ]
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10
:
für Sarah Kirsch
Zitterbalsam,
Zitronenfalter deiner
Hand. Die Kamille
kriegst du von mir, gegen
den Kummer. Das
Ungesungene kennt dich.
Kämmt dir die alten Schuppen
(Häute) aus dem Haar, die so
verstreut sind, Kriechspuren einer
vorletzten Zeit. Wenn wir uns
jetzt halten, was hält uns dann
fest? Die Welt nennt sich
Zitronenfalter. Ist
Zitterbalsam an deiner
Hand.
:
aufgestaute
lieben im bauch
machen zuviel
druck wie licht
auf migräne
rapsgelb
spickt die
augen froh
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12
:
das gespaltene
kind: wie
wasser umfliesst
es den stein seiner
verzweiflung: ein
riss, der
verdoppelt. von allen
guten dingen (augen,
lippe, ohr) gibt es
mindestens zwei,
nein? wer findet
es wieder, das zerteilte
kind? zweier,
alleiner, keiner.
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13
:
rauch meine haut
rauch mein haar
meine flügel rauch trink
mich aus der erde
rede mich der erde
aus
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14
:
fallende frauen
falschspiel der körper
familienaufstellung hilft
auch nix mehr: wir haben
einander aus
geraubt ob oben ob
unten in diesem system können
einander nicht verstehen
enttäuschte eltern in
ewigkeit
schade
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15
:
Ich werde nicht mehr.
Gesehen haben.
Gras gerochen haben.
Herz gehalten haben.
Fuss gefühlt haben.
Fluss getanzt haben.
Ich werde nicht mehr.
Ich gehe nicht mehr.
Ich geb mich nicht mehr.
Geschehen sein.
Gesehen haben.
Gestern.
Ich werde nicht mehr.
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16
:
Wenn ein Sturm
sind die Baum Blätter Saiten
hat das Herz sich doch ausgehangen
als ein Rauschen
plötzlich wuchtet Wind
Wir sind
Wenn ein Sturm
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17
:
Hab mich an den
Wolken erhängt.
Versucht den Himmel
wieder weg
zu schieben. Ging
nicht. War auf dem
Weg.
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18
:
sausend so blätter
rasseln wie atem aneinander
im ast gerippe: letzter
rest versuch eines klangs.
wirft schatten. das laub. schon
in sich selbst zusammen
gerollt. es ist wird
herbst. stranden fragen. greifen
hände ins leere. taktet
das sterben aufs neue das
leben.
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19
:
Ränderling. Immer noch.
Unverändert. Wieder hier. Wo
du warst. Das Dazwischen?
Weißt nicht mehr. Alter Anfang.
Tat sich schwer. Wieder hier.
Tut sich Mut. Bist du. Alt.
Keine Rahmen für das Herz.
Unverändert. Immer
noch. Ränderling.
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Sophie Reyer @ in|ad|ae|qu|at;
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kawumm: zu wissen zu meinen dass “gedichte nicht so das meine sind”, und dann die gefühle hier beim lesen alle miteinander nebeneinander: danke dafür!
Sie haben, lieber Otto, eindeutig zu oft die lyrischen sonntags-faserschmeichler der radiosendung “Du holde Kunst” gehört – - -