Keith Jarrett mit seiner herrlichen Aufnahme: Meine erste ECM-LP …. die ich als Teenager kaufte … damals voll auf die div. Post-Punk-Stile abonniert (wie die avancierteren dessen, was man grässlicher Weise als “Neue Deutsche Welle” auswies , auf alle Spielarten der ModMusic sowie damals schon und ever und ever und ever auf Bach und Miles Davis) … fand ich zwar kitschig vollmondig, doch passend zu unserem (nennen wir’s mal) “pittoesken” Lebensstil in jener phänomenal “renovierungsbedürftigen”, kalten, ungemütlichen, unpraktischen und witzigen Jugendstil-Sommervilla in der Hinterbrühl. -
Jetzt, da da Päckli mit den italienischen Lotto-Polos gekommen ist, mit dem sauguten DüDo-Live-Act 2014 von Jan Delay (Christiane-Kategorie “Heiliger”), probiere ich die 2008er Release einer Jarrett-Aufnahme auf meinen divers kalibrierten Abspielgeräten aus und bin entsetzt, was das – gerade wegen oder trotz Herrn Eicher ? – für eine gruselig dünne Suppe ist.
Hm. – Aber ich wundere mich sowieso den ganzen Tag. Nach wie vor, vor wie nach.
Denn ich bin durch den Tod gegangen. To make it simple. Ja, ich bin durch den Tod gegangen. Durch eine fehlgelaufene Ehe. Sowas kommt vor, sagen mir Freunde. Sagt mir auch die Polizei. Bei der ich heute gewesen bin, um Rat zu suchen, weil ich Angst habe vor den oft entgleisenden Affekten eines Mannes.
Jede zweite Ehe wird heute geschieden. Und dies unter viel schlimmeren Umständen: Frauen mit Kindern. Frauen ohne Einkommen. Männer ohne Einkommen. Männer als Opfer durchdrehender Frauen. Lügen. Hinterlist. Gemeinsamer Besitz und dessen Trennung. Grauenhafte Familien. Im Zuge von Beobachtungen in den Spitälern Wiens habe ich da ungeheure Geschichten mitgekriegt. Oder in dem, was mir Leute in Bars und Tankstellen, die Kids in den Clubs erzählen. Schliesslich in dem, was ich während meiner 15-Stunden-Tage in den Gärten und auf den Pisten dieser Stadt so sehe, höre, erlebe.
Ich bin durch den Tod gegangen. Und ich hatte Glück: Ein Trennungsvertrag ist amtlich: Mein zukünftiger Ex-Mann hat keine Rechte auf und an mich: Er hat keinerlei Ansprüche auf mein Hab und Gut. Und er hat keinerlei Ansprüche auf mich, meinen Leib, mein Leben. Ich habe Glück.
Ich bin durch den Tod gegangen. Durch den Irrsinn der Schulmedizin. Durch den Irrsinn klinischer “Medikation”. Durch eine leicht erlangbare Überdosierung des simpelsten aller Benzos (Temesta) plus eines ungünstig plazierten Neuroleptikums (Seroquel). Die Kombi hätte mich bereits nach dem ersten Drittel von Bibers “Rosenkranz”-Sonaten mausetot gemacht, hätte ich nicht erkannt, dass ich mein Hündchen – das Wesen, das ich mehr als alles in der Welt liebe – nicht zurücklassen darf.
Also rief ich meine Schwester an, eine grosse Mentorin meines Lebens (davon an anderer Stelle mehr), die alles Nötige veranlasste. Ich habe ihr und meiner Familie Schlimmes angetan. – Die widersnnige “Behandlung”, die mir in der Intensivstation einer Wiener Klinik (an und für sich eines guten Hauses), widerfuhr, ist wohl in die Kategorie “ungünstige Umstände” einzuordnen: Shit happens. Bzw. “Schick Schock”, wie die Band “Bilderbuch” mit ihrem neuen, bei FM4 zur Unkenntlichkeit gehypeten Album sagt.
Ich bin durch den Tod gegangen. War es der Schock, war es die irre Purgation ? – Ich weiss es nicht. Was ich jetzt weiss, ist: Nie war ich so kräftig wie jetzt. Nie so gesund. Und nie näher an dem, was wohl – jenseits aller Literatur – die Bestimmung meines Lebens ist: Natur, Sport und Musik.
Das ist der Flow von und in Keith Jarrets “Köln Concert”. Entdeckt 1985. Wiedergefunden 2015: Ich komme nach Hause.