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Helmut Qualtinger: Helmut Qualtinger liest aus dem Satyricon des Petron

Übersetzt von Harry C. Schnur
Spielzeit: 58 Min.
ISBN: 3-902123-14-1
Preiser Records 2001

Ausschnitte aus dem "Satyricon" des 66 verstorbenen Gaius Petronius Arbiter, nämlich "Die Seereise" und "Abenteuer in Croton", las Helmut Qualtinger im Winter 1971/72, aufgenommen von Jürgen E. Schmidt. Preiser Records hat die Archivaufnahme 2001 als Hörbuch aufgelegt.
Qualtinger zog auch bei dieser Lesung alle Register seiner Kunst: sei es schmächtig-ängstlich als Lustknabe Giton, rührselig-schmachtend als geile Dame Tryphaena oder mächtig-bedrohend als Lichas. Lautstärke und Tempo wechseln jäh, ebenso wie die Tonlagen. Den parodistischen Charakter moralischer Reden enthüllen Rülpser wie nach einem überreichlichen Essen, und ist von Jugendlichkeit und Kraft die Rede, ist diese gehemmt wie von Atemnot. Petrons römischer Schelmenroman ist nur in Fragmenten erhalten, aus denen man eine Gesamthandlung rekonstruiert hat. Held und Erzähler ist der freie Jüngling und Student Encolpius, der von einem tollen Abenteuer, meist erotischer Natur, in das nächste flüchtet.

Unmittelbar mit einer Flucht setzt "Die Seereise" ein. Encolpius befindet sich mit seinem "Brüderchen der Lust", dem schönen Lustknaben Giton, auf der Flucht vor Lichas, mit den ihn selbst eine intime Beziehung verband, wie dessen Frau Tryphaena, die ihr Herz an Giton gehängt hatte. Mit Hilfe des alten Dichters Eumolpus entfliehen sie ausgerechnet auf jenem Schiff, als dessen Kapitän sich Lichas entpuppt. Es wird nicht ganz klar, in wessen Regie die folgende tolle Entwirrung der Verhältnisse sich entwickelt: ob Eumolpus die beiden Jünglinge an Lichas und Tryphaena verraten, um sie nach herzhafter Demütigung wieder in deren Arme zu treiben, oder ob der Zufall die gegnerischen Parteien so unaufhaltsam zusammengebracht hat.
Der Versuch, als kahlgeschorene Skaven unentdeckt bleiben zu können, schlägt fehl, und zwischen Anziehung und Hass erwarten die Delinquenten schon den Tod, erhalten aber nur eine Prügelstrafe "um den Schutzgott des Schiffes zu besänftigen", den sie durch nächtliches Haareschneiden empört hätten. Die Episode endet in der erotischen Auslieferung des Erzählers an Lichas und der Gitons an Tryphaena.
Ein schwerer Sturm kommt auf, das Schiff gerät in Not, und nun erniedrigt sich Lichas soweit, den Encolpius um Beistand anzuflehen. Lichas wird jedoch von Bord gespült. Fischer, die von Land gerudert kommen, um auf dem Wrack Beute zu machen, helfen den Überlebenden an Land.
Encolpius, Eumolpus und Giton geraten darauf nach Croton, einer merkwürdigen Stadt, die "aus Erbschleichern besteht und solchen, die beschlichen werden", wie ihnen ein Landmann verrät. Die Kunst hat in dieser Stadt ebensowenig ein Ansehen wie Menschen mit Kindern, die an Fremde nichts zu vererben haben. Eumolpus entwickelt darauf den Plan, in der Stadt als schiffbrüchiger afrikanischer Millionär aufzutreten, der aus Kummer über den Tod seines einzigen Sohnes die Heimat verlassen habe.
Der Plan gelingt, die drei leben vorzüglich auf Kosten der Erbschleicher. Eines Tages wird Encolpius von einer hübschen Magd angesprochen. Circe, ihre Herrin, hat Verlangen nach Männern niedrigen Standes und bittet den vermeintlichen Sklaven um "eine Unterredung". Encolpius sagt freudig zu - das Zusammentreffen mit der schönen Dame endet jedoch "mit Schmach", da das von Gott Priapus verfluchte Werkzeug seinen Dienst nicht tun will. Circe schreibt dies dem Umgang mit Giton zu und empfiehlt in einem Liebesbrief, den Knaben drei Nächte zu meiden.
Noch einmal empfängt die Herrin den Sklaven voller Huld - das Zusammensein endet jedoch wie das erste. Encolpius wird zur Strafe ausgepeitscht und vom Gesinde bespuckt. Tief gedemütigt fleht er im Tempel den Priapus an, seinen Zorn von ihm zu wenden.

Die CD macht Lust auf mehr: mehr von Petronius (ziemlich unerfüllbar) und mehr von Qualtinger, aus dessen bei Preiser aufgelegten Gesamtwerk das vorliegende "Hörbuch" ja nur ein Teilchen ist.

Originalbeitrag

Veronika Doblhammer
26. Juni 2002

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