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Fredi Durra: Frau Kohn hat sehr gelacht

Fredi Durra mit Witzen aus Israel
Begleitung: Gerhard Bronner mit Rhythmusgruppe
Stereo/Mono
Spielzeit: 70:11
Preiser Records 1999

"Treffen sich zwei Jiden ..."
Fredi Durra gehört zu einer im deutschsprachigen Raum ausgestorbenen Spezies: er ist Witzeerzähler. Die Engländer haben ein viel eleganteren Ausdruck dafür geprägt, den "stand up comedian". Einem guten stand up comedian geht es nicht um die billige Pointe: Wer Billy Connolly kennt, weiß, dass er dem Publikum, das sich in hysterischen Lachkrämpfen windet, mit seinem Sinn für das Absurde im Lauf eines Abends einige äußerst unangenehme und ganz und gar nicht politisch korrekte Wahrheiten serviert.
Der israelische Witzeerzähler Fredi Durra ist Billy Connolly verwandt. Er nimmt natürlich nicht die Engländer auf die Schaufel. Fredi Durra fühlt sich der langen und ausklingenden Tradition des Humors aus dem ostjüdischen Shtetl verpflichtet. Sein Credo lautet: "Jüdischer Humor ist anders als der, den man so oft erzählt. Er will eigentlich nicht zeigen, dass man klüger ist als andere, sondern er belächelt und beschmunzelt sich selbst."
Also macht er sich launig und im Sinn des Worts genüsslich über die kleineren und größeren Schwächen von "Jiden" lustig. Vieles davon ist vertraut, seine Arztwitze etwa oder die Schwiegermutterwitze. Fredi Durra nimmt auch gekonnt gehörnte Ehemänner und herrische Ehefrauen aufs Korn. Was seinen Humor weit über die Stammtischwitze der Eichborn-Bücher heraushebt, ist zum einen seine ansteckende Lust am Fabulieren und zum anderen die Originalität, Selbstironie und der Sinn für schwarzen Humor, der ihm eigen ist.
Ein Beispiel?

Treffen sich zwei Jiden... Fragt der eine: "Sag mal, wer hat den Kommunismus erfunden?"
Antwortet der andere: "Das ist gewesen ein gewisser Dr. Engels."
Sagt der eine: "Das versteh ich nicht, wenn er war a Doktor, for wos hat er nicht vorher ausprobiert das System an Ratten."

Fredi Durra lebt in Tel Aviv und ein Teil seiner Witze handelt von und in dieser Stadt. Sein Tel Aviv ist jedoch ganz und gar nicht das Tel Aviv aus den Schlagzeilen, nicht die Stadt mit den gehetzten angstvollen Gesichtern aus den Abendnachrichten. Da gibt es keine schwerbewaffneten Militärs auf Kontrollgang, keine Kluft zwischen Palästinensern und Israelis. Das schlimmste Problem Tel Avivs scheint für Fredi Durra die Parkplatznot zu sein.
Denn Fredi Durra selbst ist auch ein Anachronismus. Verliebt und ein wenig nostalgisch bleibt er dem jiddischen Witz verpflichtet, die Gegenwart überlässt er anderen - sein Humor lässt sich nicht ins Hebräische übertragen.

Zum Abschluss singt Fredi Durra vier jiddische Lieder. Ein Höhepunkt auf der Preiser CD. Sofort wechselt die Stimmung. Sie wird melancholischer, tiefer. Durra ist ein ausgezeichneter Interpret. Seine weiche Stimme dringt einschmeichelnd ins Ohr, die Musik klingt verspielt und heiter, kontrapunktisch halten die Songtexte dagegen:

"Ich bin ein diskreter Mensch und habe eine Gewohnheit:
Ich sehe und ich höre - aber ich rede nicht.
(Gott soll hüten!)
Zwar kenn ich eine Tänzerin, welche mit ihrem
Chef lebt.
Ich weiß, daß meine Nachbarin ihren Mann betrogen hat,
Allerdings nur einmal - mit ein paar Soldaten -
doch: Ich misch mich nicht (hinein).
Es stört mich nicht. Was geht's mich an, was sie tut?
Und wenn ihr neugierig seid,
Fragt einen anderen und nicht mich.
Ich misch mich nicht hinein - was geht's mich an?
Ich habe ein Gutes: ich red nicht viel,
Ich lebe ruhig, fein und still,
Ich misch mich nicht hinein und genug!"

(Auszug - Übertragung aus dem Jiddischen von Preiser Records)

Originalbeitrag

Anne Zauner
14. Februar 2002

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