Monika Maron in ihrer Jurybegründung
„Judith Hermann erzählt kühl und gleichermaßen zärtlich von Menschen, die tastend und sehnsüchtig ihren Platz in einer Gesellschaft suchen, die das Individuum in die Freiheit entlassen hat, eine Freiheit, die Sehnsucht erzeugt nach Sinn und Verbindlichkeit. Damit beschreibt sie nicht nur die emotionale Verunsicherung der jungen Generation, sondern auch die ihrer desillusionierten Eltern und Großeltern, denen die kollektiven Ziele und Träume im Laufe des Lebens abhanden gekommen sind. Mit ihrer erzählerischen Kunst hat Judith Hermann das Stiefkind der deutschen Literatur, die Erzählung, wieder in den Mittelpunkt literarischen Interesses gerückt.“
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. 1998 erschien im Fischer Verlag ihr erstes Buch Sommerhaus, später, dem eine außerordentliche Resonanz zuteil wurde und für das sie mit dem Literaturförderpreis der Stadt Bremen, dem Hugo-Ball-Förderpreis und dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde. 2003 kam der zweite Erzählband Nichts als Gespenster (Fischer) heraus. Vier der Geschichten wurden in einem Episodenfilm gleichen Titels 2007 verfilmt. Für ihren dritten Erzählband Alice (Fischer, 2009) erhielt Judith Hermann den Friedrich-Hölderlin-Preis. 2014 erschien ihr mit Spannung erwarteter erster Roman Aller Liebe Anfang (Fischer). Die Autorin lebt und schreibt in Berlin.
link: Erich Fried Preis-Chronik