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Leseprobe 1

DER VERSCHLEIERTE ORDEN
DER VERSCHLEIERTE ORDEN

Barbara Büchner
Roman / Düstere Phantastik

Arunya-Verlag
Covergrafik: Barbara Brosowski Utzinger
Covergestaltung: Shikomo
Innengrafiken: Barbara Brosowski Utzinger

EDITION BARBARA BÜCHNER: Band 1
eBook, 202 Seiten

Okt. 2014, 3.99 EUR
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"Was ist?“, fragte sie, so erschreckt von dem Ausdruck auf seinem Gesicht, dass sie unwillkürlich flüsterte.
Er streckte die Hand aus und wies auf ein Dickicht schwarzgrüner Fliegenwinde. Die großen, weißen Glocken der giftigen Blüten zitterten im Wind. Aber da war noch etwas anderes, das die Stängel bewegte. Etwas kroch durch das Gebüsch. Es konnte kein Mensch sein, dafür war die Bewegung zu glatt und zu lautlos. Kein Mensch konnte durchs Gebüsch gleiten, ohne ein Zweiglein zum Knacken zu bringen! Sie dachte eher an eine Katze, die sich zwischen den knotigen Stämmen und verschlungenen Ästen der Winden hindurchschob. Aber eine große Katze musste das sein! Was sich da unten anschlich, schlüpfte durch das verfilzte Dickicht, ohne mehr zu bewegen als die weißen Totenglöckchen an ihren langen Stielen, die das Zittern eine nach der anderen ergriff. Und da – blinkte da nicht etwas Rotes zwischen den schwarzbraunen Stämmen? Ja! Ein langer roter Streifen wie von einem Schleier flatterte aus dem Dickicht hervor, verschwand gleich darauf wieder.
Wendelin schien nicht zu hören, was Miriam ihm zurief, noch schien er ihr Zerren an seinem Ärmel zu spüren. Er spähte weit vorgebeugt hinunter, die Augen starr und glänzend vor Erregung. Dann setzte er sich plötzlich in Bewegung, lief ein Stück die Straße hinunter, blieb aber (als sie eben aufgeatmet hatte) wieder stehen und beobachtete den Fliegenwindenbusch. Dort war jetzt Stille eingekehrt. Aber von einem Baum, der etwa zehn Schritte entfernt stand, fiel mit einem Mal etwas herunter – einer der großen Schwämme, die an dem Stamm wuchsen – als habe ein zu schwerer Tritt ihn abgebrochen. Die verknöcherten, wie mit Kalk bestreuten Zweige bewegten sich rasselnd. Dann ging die Bewegung, immer noch im fetten, dunkel glänzenden Sumpflaub verborgen, auf zwei andere Bäume über. Deutlich war ein Sprung zu hören – ein scharfes Rascheln und der dumpfe Aufprall auf etwas, das modrig zerfiel, wahrscheinlich ein gestürzter Baum. Und zugleich kam ein Laut von unten herauf: ein wildes Flügelschlagen, ein kurzes Aufschrillen, der zwitschernde Todesschrei eines Vogels. Was immer dort unten jagte, hatte Beute gemacht.
Miriam stand noch starr vor Schrecken und Widerwillen da, als die Geräusche wieder anfingen. Und diesmal, erkannte sie mit Entsetzen, schlich das Unsichtbare den Hang hinauf – genau auf die Stelle zu, wo sie stand!
Wendelin hatte es auch gehört. Er rannte mit langen Schritten zurück und schob sich mit einer instinktiven Bewegung schützend vor Miriam. "Wer ist da?", rief er mit scharfer Stimme. "Was schleichen Sie da unten herum? Zeigen Sie sich!"
Das Ding achtete nicht auf den Zuruf. Immer näher kam das Krachen zerbrechender Zweige. Die weißen Blüten schwangen wild an den elastischen Stielen. Wendelin fuhr mit der Hand in die Innentasche seines Jacketts und zog einen Revolver hervor.
"Kommen Sie raus!", schrie er. "Kommen Sie sofort ..."
Ein fürchterliches Hohngelächter schnitt ihm das Wort ab. Die Luft widerhallte von einem bösartigen Wiehern, das keiner menschlichen Kehle entsprang. Die Zweige wurden beiseite gebogen, und dazwischen erschien ein Gesicht – kalkweiß, mit glühenden grünen Augen und einem vollen, roten Mund, um den Blut und Vogelfedern klebten. Es war das Gesicht eines Menschen, und doch war das, was sie da angrinste, kein Mensch. Ein bleicher, giftiger Schimmer umwehte ihn, als wäre eine Sumpfblase aus der Tiefe aufgestiegen. Das Wesen zog die Lippen von den Zähnen zurück und zeigte ihnen das Gebiss eines Raubtiers, gelb und scharf, mit gekrümmten Eckzähnen – und dann streckte es zwischen diesen Hauern eine lange schwarze Zunge heraus, gegabelt wie die Zunge einer Schlange!

Miriam stieß einen schrillen Entsetzensschrei aus. Wendelin schlang den Arm um ihre Schulter und drückte sie schützend an sich. Sie dachte, er würde schießen, aber er ließ den Revolver fallen, zog etwas Glitzerndes aus seiner Tasche hervor und schleuderte es der Kreatur ins Gesicht. Ein grässliches Kreischen ertönte. Miriam hörte ein Zischen, als würde Wasser auf eine heiße Herdplatte gegossen. Das Ungeheuer sprang mit einem riesigen Satz senkrecht in die Höhe, gute zwei Meter über das Gebüsch hinaus, fiel auf der anderen Seite hinunter und verschwand. Einen Moment lang jedoch hatte Miriam sein Gesicht gesehen, in dem jetzt ein schwarzes Loch klaffte, wo das glitzernde Ding es getroffen hatte – ein brutzelndes, Blasen werfendes Loch!

Barbara Brosowski-Utzinger
Barbara Brosowski-Utzinger

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