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Ausschnitt aus "ROTE LIPPEN" von Fabienne Siegmund

CHILL & THRILL
CHILL & THRILL

Alisha Bionda, Tanya Carpenter (Hrsg.)
Anthologie / Modern Crime-Stories

Fabylon

SEVEN FANCY: Band 4
Broschiert, 200 Seiten
ISBN: 978-392707150-6

Nov. 2011, 14.90 EUR
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Ben Blum, Privatdetektiv. Das stand in schwarzen Lettern auf der Milchglasscheibe seiner Bürotür in der Kölner Südstadt, an die Marie an jenem Tag klopfte. Natürlich wusste er da noch nicht, dass sie Marie hieß.
Nun wäre es lachhaft gewesen, Ben einen erfolgreichen Detektiv zu nennen, selbst Detektiv war zu viel. Im Grunde war Ben sein Leben lang ein Versager. Aber er fühlte sich berufen, Detektiv zu sein. Also hatte er das Wort an seine Tür geschrieben, das seinen Kindheitstraum symbolisierte, und er fühlte sich wie Simon Templer oder Columbo.
Es gab sogar einen erfolgreich gelösten Fall in seiner Laufbahn. Den Tod der Nachbarskatze während seiner Kindheit. Doch dies war ein einsamer Triumph gewesen, denn er selbst war dafür verantwortlich: Beim Versuch, vom Ast wieder auf die an den Stamm gelehnte Leiter zu klettern, hatte er diese umgestoßen, und sie war auf die dösende Katze gestürzt. Aber Ben hatte den Fall gelöst, und dieses Erfolgserlebnis ließ er sich nicht mehr nehmen, auch wenn seine Mutter immer wieder behauptete, ein Leiterfall sei noch lange kein gelöster Kriminalfall. Für Ben machte dies keinen Unterschied. Fall war Fall. Und so konnte ihn keiner von seinem Traum abbringen, Detektiv zu werden – oder etwas Ähnliches.
Nach der Schule hatte er es bei der Polizei versucht, schließlich musste man ja etwas Anständiges lernen. Er schaffte die Ausbildung mit Hängen und Würgen. Letzteres war wörtlich zu nehmen, denn die Ausbilderin wäre beim Kampftraining beinah in seinem Würgegriff zu Schaden gekommen. Daher hatte sie lieber die Prüfungsunterlagen abgezeichnet, als ihn noch länger in ihrer Nähe zu wissen. Danach war der Streifendienst gekommen, den Ben als seine glorreichste Zeit bezeichnete. Andere fanden das Wort „Desaster“ passender. Bald hatten die Menschen in dem Ort, wo er Streife fuhr, mehr Angst vor seinen Ermittlungen als vor einem geflohenen Massenmörder. Bei seinen Versuchen, den Verkehr an einer Kreuzung zu regeln, an der die Ampel ausgefallen war, endeten fünf Leute schwer verletzt im Krankenhaus, einer von ihnen später sogar auf dem Friedhof. Und bei einem Banküberfall in der Stadt war es seine Dienstwaffe, aus der sich ein Schuss löste und die einzige Geisel tötete. Immerhin war dem Geiselnehmer so das Druckmittel genommen, doch das interessierte niemanden mehr. Als er dann noch der Polizeihauptkommissarin in den Fuß schoss – natürlich ohne Absicht, er hatte ja nur prüfen wollen, ob die Pistole diesmal gesichert war und sie zu diesem Zweck entsichert – da war es mit der Polizei vorbei.

Aber zurück zu Marie. Und damit dem ersten wirklich kriminalistischen Fall, den er jemals lösen würde. In den Filmen fingen die größten Fälle auch immer mit dem Klopfen einer wunderschönen Frau an. Und Marie war wunderschön.
Sie sah aus wie eine Kopie von Ingrid Bergmann, trug ein graues Kostüm und eine weiße Bluse, deren zwei oberste Knöpfe unverschlossen waren. Ihr helles Haar umrahmte ein blasses Gesicht. Nur ihre Lippen waren geschminkt, ein Ton, der hätte Rot sein sollen, aber seltsam fad wirkte. Überhaupt schien trotz ihrer Schönheit alles an ihr irgendwie trostlos – wie an einem bedeckten Regentag. Dass sie einen Moment später anfing zu weinen, verstärkte diesen Eindruck noch.
Ben stürzte sofort um seinen Schreibtisch und stürmte auf die weinende Schönheit zu, um ihr seine Schulter zum Trost anzubieten. Doch daraus wurde nichts. Er stolperte über eine Teppichfalte und fiel direkt auf Marie. Genauer: Seine Nase landete zwischen ihren Brüsten. Ben genoss es für einen Moment, denn Frauen in solcher Nähe erlebte er sonst nicht häufig. Aber er ahnte die bevorstehende Ohrfeige. Als Detektiv hatte man einen Sinn für so was. Und außerdem tat ihm die Nase weh. Brüste konnten schon sehr eng zusammenstehen. Wahrscheinlich trug Marie einen Wonderbra. Und dass er genau auf ihr Brustbein gefallen war, machte die Schmerzen nicht besser. Wer sich diese anatomische Fehlplanung im weiblichen Körper ausgedacht hatte, gehörte bestraft.
Er richtete sich auf, schnappte nach Luft und lächelte Marie an. „Wie heißen Sie, meine Herzallerschönste?“, fragte er mit einer leicht nasal klingenden Stimme und entging so gerade noch der Ohrfeige, die seinem lädierten Riechorgan bestimmt den Rest gegeben hätte.
„Marie.“ Frauen wie sie hatten nie einen Nachnamen.
„Nun, Marie. Was führt Sie zu mir?“
Ungelenk half er ihr auf das Sofa in der Ecke, stolperte über seinen offenen Schnürsenkel, gab ihr dadurch unabsichtlich einen Schubs, der sie aufs Sofa warf und ihn beinah hinterherschickte. Er konnte es gerade noch verhindern, indem er sich an der Tischdecke festhielt und selbige zu Boden riss. Dabei fiel er auf die Knie und stieß sich schmerzhaft die Schläfe an der Tischecke. Aber immer noch besser, als mit dem Kopf zwischen ihren Schenkeln zu landen, denn er hatte so einen Verdacht, dass dies ihrem Verständnis und dem potentiellen Auftrag ein jähes Ende bereitet hätte.
Während er sich mit dümmlichem Lächeln aufrappelte und fand, dass Marie jetzt noch trister aussah als Momente zuvor, fast schwarz-weiß, beantwortete sie seine Frage. „Mein Mann.“
Ben, gerade im Begriff auf dem Sessel ihr gegenüber Platz zu nehmen, sprang empört wieder auf. „Der Schuft! Er betrügt Sie! Ich werde herausfinden, mit wem! Die Beweise für die Scheidung liegen praktisch schon in Ihrer Hand! Meine Dame, ich verspreche, aus dieser Ehe kommen Sie schneller raus, als Sie Aluminiumminimalimmunität sagen können.“
Ben liebte dieses Wort. Es machte ihn so intelligent und attraktiv.
Aber Marie schüttelte den Kopf. „Mein Mann ist tot.“
War Ben bei ihrem Kopfschütteln noch die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, keimte bei dem Satz: „Mein Mann ist tot“, Hoffnung in ihm auf.
„Dann“, schlussfolgerte er, „suchen Sie seinen Mörder.“
Eine Mischung aus Nicken und Schulterzucken war die Antwort. „Eigentlich“, sagte sie, „suche ich nur eine Seele.“
Ben war verdattert, ließ sich das aber natürlich nicht anmerken. Er war Detektiv. Stattdessen sagte er: „Dann werden wir diese Seele für Sie finden. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“
Marie schenkte ihm ein Lächeln, das ihn umgehend aus der Bahn warf. „Das würden Sie tun?“
Ben konnte nur noch, völlig fasziniert von dieser Schönen, nicken. „Was ist mit Ihrem Mann passiert?“, brachte er schließlich heraus.
„Er starb im Dom.“
„Im Dom?“ Fast hätte er bei dieser Frage seine Zunge verschluckt.
Marie nickte. „Ja. Wir sollten ihn dort besuchen.“
„Ihr Mann ist im Dom beerdigt?“ Ben staunte Bauklötze. Niemand wurde im Dom beerdigt.

Andrä Martyna
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