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Wolfsängerin

WOLFSÄNGERIN
WOLFSÄNGERIN

Kerstin Dirks
Roman / Paranormale Romance

Sieben Verlag

Lykandras Krieger: Band 1
Broschiert, 172 Seiten
ISBN: 978-394023527-5

Aug. 2008, 1. Auflage, 14.90 EUR
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Paris 1777

Der junge Mann war erleichtert, dem überfüllten Ballsaal, dem Tanz und der anstrengenden Konversation mit einer Cousine dritten Grades zu entrinnen. Er verspürte Dankbarkeit gegenüber der Dame, die ihm seine Flucht ermöglicht hatte, indem sie ihn durch einen Botengang lotste, und die ihm allem Anschein nach noch einiges mehr ermöglichen würde. Sie war gewiss keine Jungfrau mehr. Eine Jungfrau hätte nicht mit ihren Reizen kokettiert. Ihren Namen hatte sie ihm nicht nennen wollen, doch sie hatte sich als Jade vorgestellt, und Jade würde er sie nennen. Sie trug ein schwarzes Kleid, das perfekt zu ihrem rabenschwarzen Haar und dem stechenden Blick passte, jedoch inmitten der farbenfrohen Gesellschaft mit all ihren Pastelltönen deplaziert wirkte. Nicht wenige Damen und Herren hatten gefragt, ob sie in Trauer sei, woraufhin sie lediglich glockenhell gelacht und erklärt hatte, Schwarz sei ihr die liebste Farbe.
Jade war älter als er. Nicht viel, vielleicht ein paar Jahre. Er fand es aufregend und hoffte insgeheim, dass sie in gewissen Dingen Erfahrung hatte, die ihm mit seinen achtzehn Lenzen noch fehlte. Seit er den Kinderschuhen entwachsen war, hatte sich sein Leben grundlegend verändert. Er war zu einem Mann geworden. Sein Körper rebellierte, wann immer er ein schönes Dekolleté oder einen sinnlichen Mund sah. Aber das war nicht alles. Ein alter Fluch lastete auf ihm und seiner Familie. Ein Fluch, der ihm nun immer häufiger zu schaffen machte, da sich die Auswirkungen erst im jungen Erwachsenenalter zeigten. Und diese Auswirkungen waren von schrecklicher Natur. Sein Vater hatte deswegen den Verstand verloren, behauptete seine Mutter, und er fürchtete das gleiche Schicksal zu erleiden.
„Mein lieber Freund, ich hoffe, Ihr könnt Euch wie ein Gentleman benehmen“, sagte Jade und schloss die Tür zu einer schmalen Kammer auf, welche man ihr als Gästezimmer zuge-teilt hatte.
Er wusste nicht, woher sie kam oder welcher Familie sie angehörte. In diesem Moment interessierte es ihn auch nicht sonderlich.
„Ich hatte gehofft, Euch heute Nacht mehr als nur ein Gentleman zu sein.“
Jade lachte erneut glockenhell und legte sich auf das schlichte Bett. Ihre Familie bekleidete sicherlich keinen allzu hohen Rang. Das Gästezimmer wirkte schäbig.
„Was habt Ihr denn mit mir vor, mein Freund?“
Er trat langsam heran, bemüht, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, denn ein Mann durfte nicht unsicher sein, er musste führen. Vorsichtig setzte er sich zu ihr.
„Warum kommt Ihr nicht näher?“, forderte sie ihn auf und klopfte auf den Platz neben sich. Sein Blick ruhte auf ihren apfelförmigen Brüsten, die sich bei jedem Atemzug hoben und senkten. Bei jeder Aufwärtsbewegung drohten sie aus ihren Körbchen zu springen. Er wünschte, sie täten es. „Nun?“ Sie sah ihn forschend an. „Wie wollt Ihr mich verführen?“
„Ich … muss gestehen, ich habe …“
„Noch nie bei einer Frau gelegen“, beendete Jade seinen Satz. Er fürchtete, sie würde ihn aus ihrem Zimmer werfen oder ihn auslachen. Stattdessen streichelte sie seine Wange. „Das macht doch nichts. Ich habe Erfahrung für zwei. Und du bist nicht der erste Bursche, den ich in die Kunst der Liebe einführe.“
Er blickte auf seine Hände und sah, dass sie leicht zitterten. Rasch schloss er sie zu Fäusten, um das Zittern vor ihr zu verbergen. Die Kunst der Liebe. Das klang so herrlich poetisch und erregend zugleich. Aber auch beängstigend. Ein erneuter Blick auf ihren Busen lenkte ihn von seinen Zweifeln ab. Seine noch unerfahrene Männlichkeit stieß energisch gegen den hellblauen Samtstoff seiner Culotte.
„Wie hast du es denn gern?“, fragte sie und grinste von einem Ohr bis zum anderen. Es war erstaunlich, wie hübsch sie trotz dieses übergroßen Mundes aussah. Am liebsten hätte er ihre vollen Lippen geküsst. Er wollte wissen, wie sie schmeckten.
„Ich weiß es nicht“, stotterte er leise.
„Wie meinst du das, du weißt es nicht?“ Sie lachte. „Jeder Mann hat Phantasien. Ganz besonders in deinem Alter. Mach mir nichts vor, du Früchtchen.“ Sie gab ihm einen Klaps auf den Handrücken mit ihrem schwarzen Spitzenfächer.
„Autsch.“ Er rieb sich über die gerötete Stelle.
„Ich sehe schon, du bist ein Küken. Auch wenn du dem Kükenalter längst entwachsen sein solltest. Andere Jungen in deinem Alter haben zumindest schon an sich selbst gespielt oder gewisse Vorstellungen entwickelt. Aber sei es drum, weil ich dich mag, will ich dich nicht im Stich lassen. Leg dich auf mein Bett und schließe die Augen.“
Hastig tat er, was sie von ihm verlangte. Die Beule in seiner Hose wurde größer.
„Hast du deine Augen geschlossen?“
„Aber ja!“
„Wirklich? Du schwindelst mich nicht an?“
Er schüttelte den Kopf.
„Gut. Nun lass dich fallen. Gib dich ganz deinen Sehnsüchten hin.“ Etwas Weiches schlang sich um sein linkes Handgelenk und fesselte ihn an den Bettpfosten. Er verkrampfte sich.
„Lass dich fallen. Keine Angst.“
„Was ist das?“
„Nur ein Seidenschal. Du fürchtest dich doch nicht vor einem Seidenschal, nicht wahr?“
Er biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. Sei ein Mann, mahnte er sich. Einen Seidenschal konnte er im Notfall zerreißen. Dennoch war es ein seltsames Gefühl, sich von einer reiferen Frau an deren Bett fesseln zu lassen und ihr gänzlich ausgeliefert zu sein.
„Du bist wirklich tapfer“, sagte Jade und band auch sein zweites Handgelenk fest. Diesem folgten beide Beine.
„Du besitzt viele Seidenschals“, stellte er fest, ohne die Augen zu öffnen.
Sie lachte leise. Er zuckte, als er ihre Hand an seiner Hose spürte. Langsam befreite sie ihn von seiner lästig gewordenen Culotte und zog sie bis zu den Knien herunter. Er fühlte, wie nun die Luft über seine Härte strich, die sich ihr sehnsüchtig entgegenstreckte, auf eine Berührung ihrer Hände oder ihrer sinnlichen Lippen wartend.
„Nicht schlecht“, sagte sie. „Du bist wahrlich wohlgewachsen, mein Freund.“
Blut schoss ihm in die Wangen. Er hatte nie die Gelegenheit gehabt, Vergleiche anzustellen, aber ihre Worte hinterließen ein stolzes Gefühl.
Er hörte das Knarren des Bettes, und sie setzte sich auf seine Oberschenkel. Ihre Unterröcke breiteten sich über ihm aus und ihre heiße Scham berührte seine Haut. Ein aufregendes Prickeln schoss durch seinen Unterleib, der schmerzte vor Erregung. Sie nahm ihn in beide Hände. Es fühlte sich himmlisch an. Für einen Moment vergaß er seine Fesseln und gab sich ganz diesen wundervollen Berührungen hin.
Er blickte an sich herunter und sah, wie sie kurz davor war, ihn in den Mund zu nehmen. Erneut jagte ein Schauer durch sein Rückgrat. Ein Schauer, der so herrlich sinnlich und aufregend war, dass er Raum und Zeit vergaß. Er glaubte zu schweben, irgendwo über den Wolken. Dem Hochgefühl folgte ein Schmerz, der in jeden Teil seines Körpers ausstrahlte und ihn abrupt in die Realität zurückriss.
Oh nein. Nicht schon wieder.
„Jade …“, keuchte er. „Zieh … den Vorhang zu … bitte.“
„Den Vorhang?“
„Das Mondlicht … es darf meine Haut nicht …“
Es gelang ihm nicht, den Satz zu Ende zu sprechen. Er riss die Augen auf, sah die Veränderung seines Körpers, das Anschwellen seiner Muskeln, die sein Rüschenhemd zerrissen, und Jades Blick. Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen, offenbar war ihr nicht fremd, was sie sah.
„Bitte, ich … halte diese Schmerzen nicht … länger aus.“
Seit er herausgefunden hatte, dass das Licht des Vollmondes die Verwandlung herbeiführte, hatte er es gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Doch die Verlockung hatte ihn unvor-sichtig werden lassen. Er hatte die Gefahr verdrängt, die hinter den vorbeiziehenden Nachtwolken lauerte.
Ein Schrei entdrang seiner Kehle, als die Verformung seines Gesichts einsetzte. Es fühlte sich an, als breche ihm jemand mit roher Gewalt jeden einzelnen Knochen. Jade kletterte von ihm herunter und stellte sich neben das Bett, offensichtlich wollte sie das Ungeheuer sehen, in das er sich verwandelte und sie wurde nicht einmal nervös. Ihre Augen glühten, ihr Mund war leicht geöffnet, sie sah erregt aus.
Er konnte sehen, wie sich aus seiner Nase eine Schnauze formte, spürte seine Ohren wachsen, überall sprossen Haare.
Mühelos zerriss er die Seidenschals, die ihn an das Bett gefesselt hatten.
„Ich wusste es“, sagte Jade und rieb sich die Hände wie ein eifriger Händler, der ein gutes Geschäft witterte. „Ich wusste, was du bist. Ich habe es gespürt.“ Sie leckte sich über die Lippen.
Er blickte an sich herab und sah den Körper eines haarigen Kolosses, dessen Pranken so groß waren wie ein menschlicher Kopf. Er rollte sich aus dem Bett und landete auf den Hinterläufen. Wegen der niedrigen Deckenhöhe musste er den Rücken und die Beine krümmen.
Auch wenn er äußerlich ein Ungeheuer war, so schlug in seiner Brust noch immer das Herz eines verunsicherten Jünglings, der nicht begriff, was mit seinem Körper jede Vollmondnacht geschah, warum es geschah und woher dieser Fluch stammte, dem er anheim gefallen war.
Er hatte die alten Schriften gelesen, in denen sich Männer in Wölfe verwandelten, weil sie von einem Werwolf gebissen worden waren. Doch ihm war nichts dergleichen geschehen, er hatte noch nicht einmal einen echten Wolf je gesehen. Unfähig in seiner monströsen Gestalt auch nur ein Wort zu sprechen, stieß er ein Grollen aus, das gefährlicher und aggressiver klang als das Brüllen eines ausgehungerten Löwen.
„Wir sind uns sehr ähnlich, ob du es glaubst oder nicht“, sagte Jade und stellte sich vor ihn. „Ich bin eine Gestaltwandlerin, ein höheres Wesen. Eines, das im Gegensatz zu dir jegliche Form annehmen kann, wann immer es will.“ Ihre Worte klangen herablassend. „Ich nehme an, du fühlst dich in diesem Körper nicht wohl“, fuhr sie fort. „Nun, sonderlich ansehnlich bist du in der Tat nicht. Und eine Unterhaltung scheint ebenso unmöglich. Dennoch schlage ich dir ein Geschäft vor, über das du nachdenken solltest. Ich werde dich lehren, deine Kräfte zu gebrauchen, denn ich weiß alles über deine Art. Im Gegenzug wirst du mir zur Verfügung stehen, wann immer ich es will, denn du gefällst mir.“
Sie sah ihm in die Augen und er hatte das Gefühl, sie könne in sein tiefstes Inneres blicken. Jade war ihm unheimlich. Aber sie behauptete die Antworten auf die Fragen zu kennen, die ihn quälten. Für diese Antworten war er bereit einiges zu geben.
Jade ging zum Fenster und zog die dicken Samtvorhänge zu, sodass das Licht des Mondes nicht länger auf seinen Körper fiel. Erneut brandeten die schrecklichsten Schmerzen durch seinen Leib. Sie ließen ihn schreien, als durchbohrten Hunderte Pfeilspitzen seinen gepeinigten Körper. Er sank auf die Knie, einer Ohnmacht nahe. Das Knirschen seiner Knochen klang in seinen Ohren, er spürte, wie sich die Haare in seine Haut zurückzogen und seine Gestalt schrumpfte. Mehrere Male drohte es dunkel um ihn zu werden, bis er schließlich benommen am Boden liegen blieb. Die glatten Dielen kühlten seinen nackten Körper. Geschwächt hob er den Kopf und blickte zu Jade.
Sie sah auf ihn herab und schmunzelte. „Du musst noch viel lernen, junger Werwolf.“
Sie beugte sich vor und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. Zögernd nahm er sie an.


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