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Startseite > Bücher > Krimi > C. M. Brendle Verlag > Sören Prescher > SUPERIOR > Leseproben > Superior

Superior

SUPERIOR

Sören Prescher
Roman / Krimi

C. M. Brendle Verlag

Taschenbuch

Sep. 2008, 1. Auflage, 14.90 EUR
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Prolog

»Was ich für dich fühle,
ja das ist was ich für dich fühle
ja das ist, was ich für dich fühle, ja das ist echt«

(Echt: »Fort von mir«)



Mein Name ist Michelle Doris Carda und ich bin sicher, Sie haben schon einmal von mir gehört. Das glauben Sie nicht? Doch, ich bin mir sogar sicher, dass Sie mein Gesicht sofort erkennen würden, wenn ich Ihnen ein Foto von mir zeigen würde. Sie müssen sich nur den schwarzen Balken über den Augen dazu denken. Vor einigen Jahren gab es eine Zeit, da war ich auf dem Titelbild jeder Zeitung. Eigentlich wollte ich nicht ins Licht der Öffentlichkeit und auf keinen Fall wollte ich das Thema für eine dicke Schlagzeile auf Seite Eins liefern. Ich habe es trotzdem getan.
Geben Sie zu, jetzt glauben Sie, meinen Namen schon einmal gehört zu haben. Ich war die durchgeknallte Frau, die Jonas Lindner, den Sänger der Popband Superior, ermordet hat. Aber bevor Sie diese Zeilen jetzt angewidert zur Seite legen, weil Sie von jemandem wie mir nichts wissen wollen, möchte ich Sie bitten, nicht allem Glauben zu schenken, was die Zeitungen über mich geschrieben haben. In den Augen der Journalisten war ich eine blutrünstige Bestie. Dass dies nicht stimmt, möchte ich Ihnen beweisen. Natürlich nur, wenn Sie mich lassen, denn ich möchte niemanden zu etwas zwingen. Das wollte ich nie.
Jahrelang habe ich mich geweigert, Interviews zu geben und habe hartnäckig jeden Reporter abgewiesen, der wissen wollte, weshalb ich die Taten begangen habe. Ja, Sie haben richtig gelesen, es waren mehrere Verbrechen, die man mir zur Last legte. Nun, nachdem sich der Presserummel um meine Person gelegt hat, bin ich bereit, über all das zu sprechen. Ich werde versuchen, Ihnen die Gründe für meine Taten zu erklären. Dies soll nicht als Entschuldigung gelten. Ich möchte nur, dass Sie Bescheid wissen, bevor Sie sich ein endgültiges Urteil über mich bilden.
Bitte nehmen Sie sich die Zeit, meine Geschichte zu lesen. Danach werden Sie vielleicht verstehen, weshalb ich die Dinge tat, deretwegen ich angeklagt und verurteilt wurde.

Erster Teil:

Tanz in den Wolken


»Sun won’t shine when you‘re not here
And the sky is always grey
You’re a shining light
I need you every day«

(Superior: »Every day«)


Das erste Treffen zwischen Jonas und mir fand vor gut sieben Jahren in einer Kölner Diskothek namens Lady Madonna statt. Das war zu einer Zeit, als Popmusiker noch nicht im Fernsehen gezüchtet wurden und noch niemand im Traum daran dachte, dass Dieter Bohlen zusammen mit einer Bild-Journalistin einen Bestseller schreiben würde. Die Bee Gees waren bereits in Vergessenheit geraten, aber dafür noch zu dritt. Und Robbie Williams hatte es sich auf dem Popthron bereits gemütlich gemacht. Ich war damals ein siebzehnjähriges schüchternes Mädchen. Jonas war fast ein Jahr älter. Dass er einmal der Frontsänger einer Boygroup werden würde, ahnte noch niemand.
Die Disco war, wie gewöhnlich, sehr gut besucht. Neonscheinwerfer zuckten nervös über den Köpfen der tanzenden Menge und aus den Lautsprechern pochten dumpfe Basstöne. Sie müssen wissen, dass ich schon damals kein großer Fan von Diskotheken war. Für mich ist dort alles eine Nummer zu laut und zu hektisch. Und die Tatsache, dass ich außer meiner Freundin Julia dort überhaupt niemanden kannte, machte es nicht angenehmer.
Widerwillig folgte ich ihr auf die Tanzfläche und bewegte mich dort, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich schätze, in meinem schwarzen Top mit dem tiefen Ausschnitt und den knallengen Jeans war ich ein Blickfang für viele Jungen, aber mehr als Schauen durfte niemand. Den ersten Schritt würde ich sowieso nicht tun, und den meisten Jungen schien das bloße Glotzen ohnehin zu genügen. Zweifellos genoss ich ihre Blicke, dachte jedoch nicht daran, dass sich daraus mehr entwickeln könnte. Ehrlich gesagt, hatte ich auch nicht das geringste Interesse daran. Das heißt, bis zu dem Augenblick, in dem ich Jonas sah.
Er stand abseits der Tanzfläche und unterhielt sich mit Freunden. Mir fiel sofort auf, wie attraktiv er war. Allerdings war ich nicht die Einzige, die das bemerkte. In seiner Nähe standen eine Handvoll Mädchen, eine hübscher als die andere. Sie alle starrten sehnsüchtig zu ihm hinüber. Ganz gewiss würden sie ein Vermögen dafür geben, den Abend mit ihm verbringen zu können. Er schien diese Blicke nicht zu bemerken.
Julia tauchte neben mir auf und bemerkte, wohin ich schaute.
»Sieht richtig schnuckelig aus, der Typ«, brüllte sie mir zu. »Den würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen.«
»Ich weiß gar nicht, was du meinst«, erwiderte ich, glaubte jedoch keine Sekunde, dass sie mir diese Lüge abkaufte.
»Das kannst du jemand anderem weismachen«, rief sie zurück. »Warum gehst du nicht hin und sprichst ihn an?«
»Bist du verrückt? Eher sterbe ich.«
»So schlimm wird es schon nicht werden.«
»Ich will trotzdem nicht.«
»Wie du meinst. Es ist deine Entscheidung.«
Auch diesmal hatte ich Julia nicht die Wahrheit gesagt. Ich wollte den Jungen ansprechen. Ihn auf einen Drink einladen, seine Haut berühren, ihm über das Gesicht streichen und darauf warten, dass er mich fragte, ob wir nicht woanders hingehen sollten. Das Problem war nur, dass ich zu viel Angst hatte. So viele hübsche Mädels standen um ihn herum und er beachtete keine von ihnen. Warum sollte es bei mir anders sein?
Ich trieb mich noch eine Weile auf der Tanzfläche herum, bemerkte aber, dass ich mich kaum noch auf das Tanzen konzentrierte. Links von mir schwang ein Junge mit einem gewaltigen Überbiss seine Hüften, als wäre er Ricky Martin und John Travolta in einer Person. Ich blickte zu dem Tisch, wo Jonas und seine Freunde gewesen waren. Der Tisch war leer und dieser Anblick gab mir den Rest. Ich versuchte, Julia in dem Getümmel zu entdecken, um ihr zu sagen, dass ich gehen wollte. Ich entdeckte sie nirgends. Statt meiner Freundin näherte sich mir der pubertierende Mr. Ed-Verschnitt und wurde aufdringlich. Ich flüchtete von der Tanzfläche und versuchte in der Menschenmasse unterzutauchen. Dabei hatte ich Mühe, vorwärts zu kommen.

Ich trat einer Blondine auf die Füße, ein anderes Mal konnte ich gerade noch ausweichen. Während ich zurück blickte, prallte ich gegen jemanden und spürte, wie sich etwas sehr Kaltes auf meiner Brust verteilte. Erschrocken blickte ich mich um und glaubte ohnmächtig zu werden. Ein Wunder musste geschehen sein. Ich hatte nicht irgendjemanden angerempelt, sondern den gut aussehenden Jungen, der mir vorhin aufgefallen war.
»Tut mir leid«, stotterte ich.
»Das muss dir nicht leid tun, es war meine Schuld«, hörte ich seine ruhige Stimme. Das Gefühl einer drohenden Ohnmacht verschwand, stattdessen war meine Kehle auf einmal zugeschnürt. Ich wollte etwas erwidern, doch es war nur ein hilfloses Gestammel. Der Junge ließ sich davon zum Glück nicht abschrecken.
»Sorry, hätte ich besser aufgepasst, wäre das nicht passiert.«
Das war unglaublich. Ich hatte ihn voller Wucht gerammt und er entschuldigte sich bei mir. In diesem Moment wusste ich, ich hatte mich verknallt. Ich zögerte keine Sekunde, als er mich fragte, ob wir nicht an einen anderen Ort gehen sollten. Meine Stimme hatte ich inzwischen wieder gefunden. Weiche Knie bekam ich immer noch, wenn ich ihn nur ansah.
»Ich bin Jonas«, stellte er sich vor.
»Und ich Michelle.«
»Michelle«, murmelte er und betonte meinen Namen, wie es noch nie jemand getan hatte. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch und Jonas lud mich zur Wiedergutmachung auf ein Getränk ein. Wir unterhielten uns über die Schule, über Musik und ich erfuhr, dass Jonas, obwohl die Chance meiner Meinung nach, etwa bei einer Milliarde zu Eins liegen musste, ebenfalls solo war. Mein Herz machte Freudensprünge. Ich war der glücklichste Mensch auf diesem Planeten. Als wir uns später voneinander verabschiedeten, fühlte ich mich wie im siebten Himmel. Ich wusste, dass wir uns wieder sehen würden. Gleich für den nächsten Tag, hatten wir uns zu einem Kinobesuch verabredet. Ich schaute Jonas hinterher, bis er verschwunden war. Danach machte ich mich auf die Suche nach Julia und berichtete ihr haarklein von meinem Treffen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Hals über Kopf in Jonas verschossen.


2



Die letzten beiden Stunden vor dem Kinobesuch waren die bis dahin aufregendsten meines Lebens. Niemals zuvor war ich so nervös und zerstreut gewesen. Meine Mutter sah mich kopfschüttelnd an, als ich die Frühstücksmilch auf den Spülschwamm anstatt in die Tasse goss. Sie brauchte nichts zu sagen, ich wusste selbst, dass ich mich wie der letzte Schwachkopf verhielt. Aber, immerhin hatte ich an diesem Nachmittag mein erstes richtiges Rendezvous. Klar hatte ich auch vorher schon einige Dates, aber keines davon war es wert, an dieser Stelle erwähnt zu werden. In meinem Kopf malte ich mir bereits aus, wie mich Jonas vor dem Kino in Empfang nehmen und mich mit einem Kuss begrüßen würde. Schon die bloße Vorstellung verschaffte mir ein Kribbeln in der Magengegend.
Ich erreichte das Kino zehn Minuten vor der verabredeten Zeit. Jonas war schon da. Als ich ihn sah, konnte ich nicht anders, als über das ganze Gesicht zu strahlen. Geküsst hat er mich leider nicht. Außer einem kurzen »Hi« brachte er nichts heraus. Aber auch ich war auf einmal von dieser seltsamen Wortkargheit befallen und brachte ebenfalls nur ein kurzes »Hi« heraus. Dann bekam ich Gelegenheit, Jonas genauer zu betrachten. Im Lady Madonna war es zu düster gewesen. Aber als ich Jonas nun ein zweites Mal unter die Lupe nahm, war ich nicht enttäuscht. Mein Traumprinz hatte seidig braunes Haar, einen leichten Mittelscheitel und strahlte mich aus grünen Augen frech an. »Er könnte ein Model sein«, dachte ich. Die Statur dafür hätte er. Und er hatte eine Ausstrahlung wie sonst niemand, den ich kannte. In seiner Gegenwart konnte man gar nicht anders, als fröhlich sein.
Der Film, den wir uns ansahen, war eine Teenie-Komödie und nicht gerade überwältigend. Aber deswegen war ich ja nicht zu dieser Verabredung gekommen. Allein die Tatsache, dass Jonas neben mir saß, war Grund genug für diesen Besuch. Mit ihm hätte ich mir sogar ein langweiliges Wim-Wenders-Epos angeschaut. Nach ungefähr zwanzig Minuten platter Filmgags, berührten sich unsere Hände zärtlich, wenig später hielten wir uns fest und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass wir beide ein Paar werden könnten. Beim Verlassen des Kinos bemerkte Jonas, dass der Film kein Bringer war. Ich nickte. Jonas fragte mich, ob ich noch mit in ein Café kommen würde. Selbstverständlich sagte ich zu. Ich wäre ihm im Bikini an den Nordpol gefolgt. Wir ließen uns in der Nähe des Kinos in einem gemütlichen Café namens Sadie’s nieder.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich fast allen Orten in meinem Bericht andere Namen gegeben habe. Jedem, der in Köln wohnt, dürfte dies mittlerweile schon aufgefallen sein, denn meines Wissens gibt es dort weder eine Diskothek namens Lady Madonna, noch ein Café mit Namen Sadie’s. Aber die Änderungen haben einen guten Grund. Obwohl der Jonas Lindner-Fall schon längere Zeit zurückliegt, bekomme ich noch immer regelmäßig zwei verschiedene Arten von Briefen. Zum einen jene, in denen ich als skrupellose Verbrecherin beschimpft werde und mein Leben bedroht wird. Zum anderen jene Briefe, in denen mich die Adressaten als Heldin bejubeln. Letzteres bin ich keinesfalls, auch wenn ich im Laufe der Jahre hin und wieder so gedacht habe. Aber darauf komme ich später zurück. Um sicher zu gehen, dass kein krankes Gemüt irgendwelchen Unsinn anstellt, halte ich es für das Beste, den meisten Orten andere Namen zu geben.
Im Sadie’s gönnten wir uns einen gewaltigen Eisbecher, den wir allerdings nicht einmal zur Hälfte leerten.
»Du bist süß, wenn du lächelst«, sagte Jonas, während ich den Eisbecher in die Mitte des Tisches schob. Verlegen schaute ich ihn an und wusste nicht, was ich erwidern sollte.
»Ich musste heute sehr oft an dich denken«.
»Ging mir genauso«, flüsterte ich. Du hättest mich heute Mittag erleben sollen.«
»Das hätte ich gern.«
»Ich habe sogar versucht, einen Schwamm mit Milch zu ertränken.«
»Und ich habe vor Aufregung mein T-Shirt falsch herum angezogen.«
Danach lachten wir. Ich war erstaunt, wie unbefangen ich mit ihm reden konnte. Normalerweise brauche ich viel Zeit, um mich an jemanden zu gewöhnen. Wir redeten über Gott und die Welt und bald kam es auch zu einem ersten Kuss. Wir beugten uns gerade über den Tisch, um ein verrücktes Pärchen am Nachbartisch zu beobachten. Plötzlich blickten wir uns an. Unsere Nasen berührten sich sanft, ich neigte den Kopf, dann spürte ich seine Lippen. Danach stand mein Herz in Flammen.
»Wow«, flüsterte ich und konnte meinen Blick nicht von Jonas abwenden. Minutenlang saßen wir da und blickten uns an.
Als wir eine Stunde und drei weitere Küsse später das Café verließen, gingen wir Hand in Hand. Ich fühlte mich glücklich an seiner Seite, geborgen und aufgehoben. Ich wusste, dass er der Richtige war.
Jonas begleitete mich bis direkt vor die Haustür. Wir sprachen nicht viel. Wir waren ohne Worte glücklich. Außerdem kam es mir vor, als würde ich ohnehin jeden seiner Gedanken kennen. Von mir aus hätte der Heimweg noch stundenlang dauern können. Zur Verabschiedung bekam ich von Jonas den innigen Kuss, den ich mir bereits heute Nachmittag erträumt hatte. Und als er endete, fügte ich einen weiteren hinzu. Danach wieder er und dann wieder ich. Dann ging ich ins Haus, eilte so schnell ich konnte zu meinem Zimmerfenster, um Jonas auf seinem Rückweg zu beobachten. Erst als er um eine Hausecke verschwunden war, ließ ich mich aufs Bett fallen. In Gedanken malte ich mir bereits aus, wie ich Julia später die Verabredung erzählen würde. Und es gab sehr viel zu erzählen.


3



Was in den Tagen danach geschah, ist schnell berichtet. Sicherlich könnte ich in allen Einzelheiten schildern, wie oft wir uns gesehen haben, wo wir überall hingegangen sind und was wir dort gemacht haben. Sonderlich spannend dürfte das für Sie nicht sein. Und bevor Sie sich abwenden und vielleicht ein Nick-Hornby-Buch lesen, will ich nur kurz zusammenfassen, was sich zugetragen hat: Jonas und ich sahen uns fast täglich. Binnen kurzer Zeit wurde es offiziell, dass wir miteinander gingen. Ich wurde seinen Freunden und seiner Familie vorgestellt. Er bekam umgekehrt die Möglichkeit, Julia und meine Eltern kennen zu lernen.
Im Grunde genommen, hatte ich jedoch kein Interesse daran, andere Leute zu treffen, beziehungsweise ihnen Jonas vorzustellen. Natürlich war es interessant, mehr über seine Welt und sein Umfeld zu erfahren, aber am liebsten war mir die Zeit mit ihm allein. Dabei ging es mir nicht darum, dass wir etwas Besonderes unternahmen. Wir mussten nicht einmal reden. Alles was ich zum Glücklichsein brauchte, war seine Gegenwart.
Nachmittags holte mich Jonas von der Schule ab. An den Wochenenden besuchten wir Discotheken und tanzten eng umschlungen oder wir gingen ins Kino. Taten eben all jene Dinge, die Jugendliche in unserem Alter gern machen. Aus den zaghaften Küssen wurde hemmungsloses Knutschen an allen möglichen Orten und es dauerte nicht lang, bis Jonas’ Hände unter mein T-Shirt wanderten.
Zuerst streichelte er nur zögernd meinen Bauch, aber er brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass es sehr viel mehr gab. Mehr als Fummeln war allerdings nicht drin. Zum einen ging mir das alles ein bisschen zu schnell, zum anderen war er der erste, der meinen Busen berührte. Verärgern wollte ich ihn allerdings auch nicht und so steckte ich kurzzeitig in einem Dilemma. Ich war noch Jungfrau und fühlte mich noch nicht bereit, mit ihm zu schlafen. Gleichzeitig spürte ich aber, dass er es gern getan hätte. Glauben Sie mir, er hatte wirklich sehr harte Argumente. Zwar glaubte ich nicht, dass es lediglich Sex war, was ihn an mir interessierte, aber ganz ausschließen konnte ich es auch nicht. Nachdem er ein weiteres Mal bei mir abgeblitzt war, führten wir endlich das längst überfällige Gespräch und ich erzählte ihm, dass ich mich noch nicht so weit fühlte. Wir kannten uns ja erst seit ein paar Wochen. Jonas akzeptierte das – es hielt ihn jedoch nicht davon ab, auch in Zukunft zu fummeln und sein Glück zu versuchen. Jungs sind nun mal eben so. Während unseres Gesprächs erzählte er mir, dass er bereits mit einem Mädchen geschlafen hatte. Dieses Geständnis fand ich weniger schön, da es somit nichts mehr gab, was wir gemeinsam verlieren konnten. Aber ändern konnte ich an dieser Tatsache nichts. Also musste ich sie akzeptieren. Nach einer Weile betrachtete ich es von der positiven Seite, so hatte ich wenigstens den Vorteil, dass ich mit jemandem zusammen war, der schon Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt hatte.
Aber nicht nur in sexueller Hinsicht lernte ich einiges dazu. Es war an einem Sonntag Anfang Mai, als mir zum ersten Mal auffiel, wie neidvoll mich die anderen anblickten, wenn ich mit Jonas unterwegs war. Bei einem Spaziergang durch den Stadtpark bemerkte ich ein Mädchen mit schwarz gelockten Haaren, die meinen Schatz ansah, als wäre er aus Schokolade und sie hätte Heißhunger darauf. Als ihre Augen zu mir schwenkten, entdeckte ich Neid und Eifersucht. Ganz bestimmt fragte sie sich, warum jemand wie ich, jemanden wie ihn bekam. Mir blieb nichts anderes übrig, als frech zu grinsen. Pech gehabt, Baby, dieser Traumtyp gehört mir. Nach dem Erlebnis im Park beobachtete ich andere Mädchen mit anderen Augen. Sie können sich sicher vorstellen, dass ich diese Blicke auch genossen habe.
Eine völlig andere Seite von Jonas, lernte ich zwei Wochen später kennen. Auslöser dafür war ein tiefgründiges Gespräch darüber, wie wir beide uns die Zukunft vorstellten. Jonas und ich lagen auf dem Bett in meinem Zimmer. Im Hintergrund dudelte das Radio und spielte irgendeine Schmusenummer von Westlife. Allerdings, war uns im Moment gar nicht so sehr nach Schmusen zumute. Ich erzählte ihm, dass ich nach dem Abitur eine Ausbildung als Bankkauffrau plante. Falls dies nicht klappte, dann etwas Anderes in kaufmännischer Richtung. Auf jeden Fall ein Job, der mich geistig forderte. Bis zu meinem Schulabschluss war zwar noch ein gutes Jahr Zeit, aber trotzdem malte ich mir bereits aus, wie es sein würde, die Kunden am Schalter einer Bank zu bedienen und sie in Investmentfragen zu beraten. Jonas steckte bereits seit mehr als zweieinhalb Jahren in einer Mechanikerausbildung und hatte nur noch ein halbes Jahr vor sich.
»Was ich danach machen will weiß ich noch nicht«, sagte er. »Auf jeden Fall habe ich nicht vor, den Rest meines Lebens zu malochen. Ich habe Leute gesehen, die waren über fünfzig Jahre und haben sich noch immer den Buckel krumm geschuftet. Darauf habe ich keinen Bock.«
»Was willst du dann machen?«, fragte ich. »Eine Bank ausrauben?«
»Nein, das nun auch wieder nicht. Es muss andere Wege geben, als für einen Hungerlohn zu schuften. Ich habe keine Lust, in vierzig Jahren zurückzuschauen und zu sehen, dass nichts aus mir geworden ist. Ich will nicht mit grauen Haaren und schmutzigen Händen dastehen und mich darüber freuen, dass mein Chef so gnädig war, mir zwanzig Kröten mehr im Monat zu geben.«
»Dann würde ich, wenn ich du wäre, so schnell wie möglich anfangen, Lotto zu spielen«, scherzte ich.
»Ach, Scheiß auf Lotto. Meine Eltern spielen schon seit Urzeiten, aber vom Jackpot sind sie noch genau so weit entfernt wie damals, als sie anfingen.«
»Pferdewetten?«
»Nein. Glücksspiel allgemein ist Scheiße. Da zahlst du immer mehr, als du bekommst.«
»Am besten wirst du berühmt«, schlug ich vor. »Dann hast du Geld wie Heu.«
»Ja, super, so einfach ist das auch nicht.«
»Logisch, sonst wäre es ja jeder«, erwiderte ich und bemerkte, wie entschlossen sein Blick auf einmal wurde. Für mich war die Sache mit der Berühmtheit nur ein Scherz, für ihn war es purer Ernst.
»Ein Freund von mir versucht sich als DJ. Bisher ist er noch überall abgewiesen worden. Die nehmen nicht jeden. Aber mit Musik würde ich schon gern etwas machen. So etwas hat mir schon immer gelegen. Allerdings habe ich keine Lust, nur so ein One-Hit-Wonder zu sein. Einmal in den Charts und danach wieder ab zum Arbeitsamt.«
Was Jonas mir erzählte, stimmte mich nachdenklich. Irgendwie erschreckte es mich auch. Ich war mit meinem kleinen Leben sehr zufrieden. Er strebte nach mehr, und zwar möglichst schnell. Ich bewunderte seine Entschlossenheit, hatte aber auch unzählige Bedenken. Dann hatte Jonas keine Lust mehr, über dieses Thema zu reden und schaffte es binnen weniger Augenblicke mich abzulenken. Erstaunlich, was man mit Küssen und Streicheln alles erreichen kann. Offenbar hatte das Westlife-Lied doch nicht seine Wirkung verfehlt.

Einige Tage später erinnerte ich mich wieder an unser Gespräch. Es war ein Samstagmorgen und ich saß übermüdet in der Küche. Am Abend zuvor waren Jonas und ich auf einer Party gewesen und spät heimgekommen. Ich hätte gern länger geschlafen. Doch meine Eltern waren wach und gaben sich keine Mühe, leise zu sein. Bald surrte der Staubsauger direkt vor meiner Zimmertür. Also stand ich auf und schleppte mich in die Küche. Bei einer Schüssel Rice-Crispies überflog ich die Artikel in der Tageszeitung. Dass ein neuer Rentenverein gegründet worden war, interessierte mich genauso wenig wie die Sportveranstaltungen am Wochenende. Als meine müden Augen jedoch eine dick umrandete Anzeige entdeckten, war ich schlagartig hellwach. Ich riss die Zeitung hoch und hätte dabei fast die Cornflakes-Schüssel umgeworfen.
WER WILL EIN STAR WERDEN?, lautete die fettgedruckte Überschrift der Anzeige. Das ist was für Jonas, schoss es mir durch den Kopf. GUTAUSSEHENDE JUNGE MÄNNER MIT GESANGSTALENT GESUCHT, hieß es, ein bisschen kleiner, darunter. Mehr Information gab es nicht. Lediglich noch eine Adresse, an die man Fotos und einen Lebenslauf schicken sollte. Und eine Telefonnummer für eine Tonbandansage, wenn man weitere Informationen wünschte. Trotz der spärlichen Infos war ich sofort Feuer und Flamme. Als ich Jonas am Nachmittag die Anzeige vor die Nase hielt, war seine Reaktion anders als erwartet.
»Ich weiß nicht so recht«, murmelte er. »Wer weiß, was das ist. Wahrscheinlich eine billige Abzocke. Überweisen Sie uns fünfhundert Euro und wir machen Sie zum Star. So etwas gibt es immer wieder.«
»Und was, wenn nicht?«
»Dann hat sich jemand einen Scherz erlaubt.«
»Glaube ich nicht.«
»Kannst du aber, niemand veröffentlicht solche Anzeigen in der Zeitung, ohne sich einen Vorteil auszurechnen.«
»Aber vielleicht suchen sie wirklich Talente.«
»Deinen Optimismus möchte ich haben.«
»Es ist eine Chance. Warum willst du sie nicht nützen.«
Das saß! Seine Augen wurden dünne Schlitze und er strich sich mit der Zunge über die Lippen. Diese Geste hatte ich noch nicht oft bei ihm gesehen, aber ich wusste genau, was sie bedeutete: ich hatte ihn ins Zweifeln gebracht.
»Also gut, meinetwegen«, sagte er. Ich begann zu lächeln. Manche Menschen mussten erst zu ihrem Glück gezwungen werden.

Passfotos zu finden, auf denen Jonas’ Ausstrahlung gut zur Geltung kam, waren kein Problem. Beim Thema Lebenslauf sah es anders aus. Einen 0815-Lebenslauf, so wie ihn Personalbüros täglich bekamen, wollten wir nicht erstellen. Aber was schreibt man in einen Lebenslauf, um einen Manager oder Musikproduzenten zu beeindrucken?
Nach langem Überlegen notierten wir Punkte wie Jonas’ Tanzausbildung und seine zwei Jahre Klavierunterricht (die ehrlich gesagt nicht viel gebracht hatten, das konnte selbst ich feststellen). Am liebsten hätte ich noch diverse Model-Auftritte erfunden, aber für solche Sachen war Jonas nicht zu haben. Er meinte, ein bisschen Flunkern wäre okay, aber wir sollten es nicht übertreiben. Ich sah es ein und machte mich daran, die Notizen abzutippen. Eine Stunde später gingen wir zum nächsten Briefkasten und warfen das Ticket für seine Karriere ein. Was sich alles aus dieser einen Bewerbung entwickeln würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Aber das war auch besser so.

4



Während wir auf Antwort warteten, ereignete sich ein weiterer wichtiger Schritt in unserer Beziehung. Mittlerweile waren wir über zwei Monate zusammen, aber außer Schmusen und einigen sehr aufregenden Streicheleinheiten war noch nicht viel gelaufen. Ich hielt dies für okay, hatte allerdings nun auch nichts mehr dagegen, einen Schritt weiter zu gehen. Dass Jonas nichts dagegen hatte, brauche ich sicher nicht zu erwähnen. Das Maximum unserer Liebesspielereien war bisher gewesen, dass er meine Brüste gestreichelt und geküsst hatte. Dass Jonas‘ Hände jedes Mal tiefer in meinen Slip vordrangen, war mir natürlich nicht entgangen. Es war nicht geplant, dass es an diesem Junitag passieren sollte, aber irgendwie führte eines zum anderen und bevor wir beide uns versahen, lagen wir in seinem Bett.
Wären seine Eltern an diesem Wochenende nicht zu einer Tante nach Duisburg gefahren, wäre es vermutlich nicht passiert, aber da wir eine sturmfreie Wohnung hatten, gab es nichts mehr, was uns hinderte. Ich will nicht genau erzählen wie es war, nur soviel, mein erstes Mal war sehr schön. Danach lagen wir nebeneinander. Mein Kopf lehnte an seiner Brust und ich schaute verträumt im Zimmer umher. Es mag klischeehaft klingen, doch einige Dinge betrachtete ich jetzt mit anderen Augen. Ab jetzt gehörte ich nicht mehr zum Kreis der Jungfrauen. Ich war eine Frau. Das hob mich in eine völlig andere Liga. In den Tagen danach wiederholten und verfeinerten wir unser Liebesspiel. Und es machte mit jedem Mal mehr Spaß.

Am vorletzten Junitag bekam Jonas einen Brief von einer Agentur namens Mr. Mustard. Zwar glaubte ich den Inhalt bereits zu kennen, aber ich war trotzdem unglaublich aufgeregt und konnte es nicht erwarten, es schwarz auf weiß zu lesen.
»Wahrscheinlich kommt jetzt die Aufforderung, Geld zu überweisen«, scherzte Jonas und ließ sich beim Öffnen des Umschlages bewusst viel Zeit.
»Nun mach schon«, drängelte ich.
»Nur keine Panik«, sagte Jonas. Er schien die Ruhe in Person zu sein. Mir war es unbegreiflich, dass er nicht wenigstens ein bisschen nervös war. Vielleicht konnte er es einfach nur besser verstecken.
»Also gut, dann wollen wir mal«. Einige Augenblicke lang herrschte Stille, dann runzelte Jonas die Stirn und ich befürchtete, mich geirrt zu haben. Doch das Gegenteil war der Fall.
» … freuen wir uns, Ihnen mitzuteilen, dass Sie in die engere Auswahl gekommen und zu einem Treffen eingeladen sind«, las er laut. Gleich darauf nannte er das Datum und die Uhrzeit. »Wir bitten Sie, bis dahin eines der folgenden Stücke für eine Tanz- und Gesangsprobe zu lernen.«
»Tanz- und Gesangsprobe?«, fragte ich.
»Ja, genau. Entweder One more night von Phil Collins oder To be with youvon Mr. Big.«
»Phil Collins? Mr. Big?« Einen Moment lang verstand ich nur Bahnhof.
»Wie stellen die sich das vor?«, fragte ich. Vor meinem inneren Auge sah ich Jonas inmitten anderer Jungs, die allesamt perfekt singen und tanzen konnten, und war auf einmal nicht mehr so überzeugt davon, dass er es schaffen würde. Bestimmt verfügten einige Bewerber schon über jahrlange Tanzerfahrung, während mein Freund schon froh war, wenn er Walzer und Swing auseinander halten konnte.
»Welches Lied ist dir lieber?«, fragte ich.
»Hä?«
»Na, welches der beiden Stücke willst du lieber singen? Das von Phil Collins oder das von Mr. Big?«
»Hmmh … weiß nicht. Ich mag sie eigentlich beide.«
»Aber du musst dich für eines entscheiden!«
Jonas reagierte überrascht auf meine Entschlossenheit. Er runzelte die Stirn, als wäre er ein Rentner von über achtzig Jahren. Dann verwandelten sich seine Augen in dünne Schlitze, während er wie gebannt, auf das Blatt Papier in seinen Händen starrte.
»Ich glaube, One more night ist besser«, sagte er schließlich. »Das stelle ich mir einfacher vor.«
»Meinst du wirklich? Ich hätte das andere genommen.«
»Nein, bei Mr. Big kommt meine Stimme nicht so zur Geltung.«
»Hört, hört. Hier spricht der Fachmann.«
»Glaub mir, es ist wirklich so.«
Bis zum angegebenen Termin waren es noch zwei Wochen und wenn wir überhaupt eine Chance haben wollten, gab es noch eine Menge zu tun.

In den nächsten Tagen verbrachten wir jede freie Minute mit Proben. Gleich nachdem Jonas mich von der Schule abgeholt hatte, gingen wir zu mir, wo wir dank meiner berufstätigen Eltern die Wohnung für uns allein hatten. Noch während ich aß, ließ ich Jonas trällern und tanzen. Glauben Sie mir, so etwas kann ziemlich amüsant sein. Vor allem, wenn Jonas einige Bewegungen bewusst ins komische zog. Zuerst dachte ich, dass wir es nie schaffen würden und fühlte mich in meinen Vorahnungen bestätigt. Doch mein Freund wäre nicht mein Freund, wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich kontinuierlich zu verbessern. Nach der ersten Woche nahm das Training richtige Formen an und wir konnten zum nächsten Schritt – der Feinarbeit – übergehen. Singen und tanzen ist nämlich eine Sache. Gut singen und gut tanzen eine völlig andere. Jeder, der eine der unzähligen Castingshows im TV gesehen hatte, weiß, was ich meine.
Selbstverständlich stellten wir nicht unsere eigenen Tanzschritte zusammen, sondern hielten uns an das, was andere bereits erfolgreich erprobt hatten. Auf keinen Fall wollten wir etwas völlig Neues fabrizieren. Wir verließen uns lieber auf bekannte Sänger und Gruppen und holten uns Beispiele und Anregungen von Videoclips und Konzertvideos. Außerdem fragte Jonas jeden seiner Freunde und Bekannten und fand schließlich jemanden, der eine Videokassette mit einem alten Phil Collins - Liveauftritt besaß. Ich sehe noch deutlich vor mir, wie Jonas in meinem Wohnzimmer stand und versucht hatte, den Text und die Melodie nicht durcheinander zu bringen.
And if I stumble if I fall, just help me back
So I can make you see
Please give me one more night, give me one more night
One more night cose I can't wait forever

Dabei hat er gelächelt, als hätte er das Casting bereits hinter sich. Doch noch war es nicht so weit. Zum Glück, wie ich gleich darauf feststellen durfte, denn kurz nach dem Refrain verhaspelte sich Jonas in der Zeile und auch seine Tanzschritte stimmten mit einem Male nicht mehr. An diesem und anderen Beispielen merkten wir, dass noch immer viel Arbeit vor uns lag.
»Ich glaube, ich werde das niemals schaffen«, beschwerte sich Jonas mehrfach.
»Erzähl nicht so etwas.«
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, zu singen und gleichzeitig zu überlegen, wie ich meine Arme und Beine bewegen soll.«
»Du sollst es ja auch gar nicht wissen, sondern bringen.«
»Ich soll es bringen? Soll das ein Witz sein? Was denkst du, was wir hier die ganze Zeit versuchen?«
»Nein, das meine ich nicht.«
»Was dann?« Jonas war sauer. Er hatte sich die ganze Sache völlig anders vorgestellt. Dass ich jetzt klug daher redete, trug nicht unbedingt zu seiner Aufmunterung bei.
»Ich meine damit, dass du die Tanzschritte auswendig können musst. Du darfst nicht erst überlegen, wohin mit deinen Armen und Beinen. Du musst es wissen.«
»Ach ja?«
»Ja!«
»Kannst du mir auch mal verraten, wie ich das anstellen soll?«
»Üben, üben und nochmals üben.«
»Das Vorsingen ist nächste Woche. Das schaffe ich niemals.«
Solche Unterhaltungen führten wir die meiste Zeit. Selbst wenn wir uns gerade nicht um seine Gesangs- und Tanzkünste kümmerten, war es doch unser Thema. Auch wenn wir ein Eis aßen oder schmusend auf dem Bett lagen, es hing ständig wie eine dunkle Wolke über uns. Jonas gingen die Fortschritte nicht schnell genug. Meine Aufgabe war es, ihn zu ermutigen, wenn er aufgeben wollte. Dass dies auch an meinen Kräften zehrte, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Am Ende der zweiten Woche war ich mindestens genauso fertig wie mein Freund, obwohl ich eigentlich mit dem Casting nichts zu tun hatte. Ein weiterer Nachteil unseres intensiven Trainings war, dass ich den Kontakt zu meiner Freundin Julia fast vollständig verlor. Seit ich Jonas kennen gelernt hatte, hatten wir uns immer seltener gesehen, zu diesem Zeitpunkt lag unsere Kommunikation bei Null. Selbst in der Schule sprachen wir kaum mehr miteinander. Einige Male kam es mir sogar vor, als würde mir Julia aus dem Weg gehen. Ehrlich gesagt, war ich darüber nicht mal unglücklich. Durch Jonas veränderte sich mein Leben schneller als ihres. An die schüchterne Michelle, die Julia noch vor einem halben Jahr gekannt hatte, erinnerte bald nichts mehr. Inzwischen war ich selbstbewusster als jemals zuvor. Meine Zeit verbrachte ich lieber mit Jonas als mit ihr. Dass wir tagein tagaus üben mussten, kam mir da gerade recht. Ich brauchte niemanden außer Jonas. Er allein machte mich glücklich. Das war das, was ich fühlte. Für mich war es Liebe. Ein Leben ohne Jonas konnte ich mir nicht mehr vorstellen.


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