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Goweli – Die Offenbarung

GOWELI - DIE OFFENBARUNG

Gian Carlo Ronelli
Roman / Mystery-Thriller

Sieben Verlag

Broschiert, 220 Seiten
ISBN: 978-394023582-4

Jun. 2009, 16.50 EUR

Space-Shuttle ‚Eternity’, Umlaufbahn um die Erde, Freitag, 23. Juli 2010

Steven Reynolds würde sich niemals an diesem Anblick sattsehen können. An dem Farbenspiel von Blau- und Brauntönen, übersät mit weißen Farbklecksen, in einer nicht nachvollziehbaren Anordnung verteilt. An dem abrupten Übergang von Tag und Nacht, der scheinbaren Finsternis, nur wenige Zentimeter vom Sonnenlicht entfernt. Das alles raubte ihm einmal mehr den Atem. Und dieses Glitzern der Atmosphäre. Als würde der Planet all seinen Glanz zur Schau stellen, um Gott zu zeigen, wie perfekt seine Schöpfung gelungen war.

Tief unter Eternity war die Nacht angebrochen. Der afrikanische Kontinent erstreckte sich als Schatten, der sich wie ein verknittertes Stofftuch vage auf der Erdkugel abzeichnete. Soweit die Wolkendecke es zuließ, erkannte Steven vereinzelte Lichter. Städte, deren Beleuchtung ins All abstrahlte, als hätte der Mensch eine Antwort auf das Funkeln der Sterne am klaren Nachthimmel gefunden.

Die Borduhr zeigte 16:58 Uhr Ortszeit in Houston. Noch zwei Minuten bis zum Beginn des Experiments. Niemand der Besatzung kannte alle Details, jeder hatte seine Anweisungen bekommen, wann und wie er gewisse Programmsequenzen des Computersystems starten sollte. Das Warum hatte sie nicht zu interessieren. Die Frage, was geschähe, wenn es Probleme während der Durchführung gäbe, wurde mit den Worten „Es wird keine Probleme geben“ abgeschmettert. Die Projektleiter würden schon wissen, was sie tun. Hoffentlich.

Steven ging seine Anweisungen durch. Terminal autorisieren, Pass-Phrase eingeben und eine Hardware mit dem Namen LC-9413 aktivieren. Dann die Koordinaten bestätigen und auf die Frage, ob LC-9413 gestartet werden soll, mit Ja antworten. Das war alles. Den Rest erledigten Jon Sovi und Melissa Myers, die eine Schulung auf dem System bekommen hatten und genau wie Steven bei angedrohter Höchststrafe nicht über ihre Arbeit sprechen durften. Lächerlich. Was sollten sie denn mit dem Wissen der anderen anfangen? Die Projektleiter hatten Steven erklärt, dass viele Topsecret-Projekte so ablaufen. Wissen verteilen, damit niemals ein Einziger den Gesamtüberblick hat. Zur Sicherheit der Mitarbeiter, weil auf diese Weise ein einzelnes Teammitglied für Terroristen oder Spionage nicht von Interesse war. Das klang plausibel. Hoffentlich wussten die Terroristen das auch.

16:59 Uhr. Steven startete das Terminal und gab den Autorisierungscode ein. Das System bestätigte und forderte ihn auf, die Pass-Phrase einzutippen. Eine doppelte Sicherung der Hardware. Unmöglich zu knacken, wie Hardy Krueger von der Softwareentwicklung mit stolzem Lächeln behauptete. Unmöglich zu merken, hielt Steven dagegen. Aufschreiben war nicht erlaubt und er hatte Tage damit verbracht, die Ansammlung von Zahlen und Buchstaben auswendig zu lernen. Doch mithilfe von bildlichen Merkhilfen hatte er den Code letztlich in seinem Gedächtnis speichern können. Ein Bild tauchte vor seinem geistigen Auge auf: ein Baseballspieler mit der Zahl Elf auf dem Trikot. Er hielt eine Dollarnote in der Hand, auf der die Buchstaben o, l, l, a und r durchgestrichen waren. Und es gab noch viel mehr von diesen Bildern. Zusammen ergaben sie eine Geschichte, die als Ergebnis einen 58-stelligen Code lieferte, den er nun Zeichen für Zeichen eintippte. Ohne Fehler, wie das System feststellte. Nach zwei weiteren Minuten Bestätigungen und Dateneingaben startete die Hardware LC-9413. Was immer dieses Ding auch machte – jetzt war es bereit dazu.

Steven lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über die Armaturen und Displays schweifen, die sich an der Kabinendecke bis zum Frontende des Shuttles zogen. Jon und Melissa tippten in die Tastaturen. Jon fluchte in seinem breiten spanischen Dialekt und Melissa antwortete mit einem beruhigenden »Pscht«.

»Okay. Ich hab’s«, sagte Jon und klopfte Steven auf die Schulter. »Frauen brauchen immer ein wenig länger«, fügte er hinzu und lachte.

Melissa seufzte und drehte ihren Stuhl schwungvoll zu Jon. »Sehr witzig, Jon-Boy. Das liegt aber vor allem daran, dass ihr Kerle es einfach nicht länger zurückhalten könnt. Schade eigentlich. Ihr nehmt euch damit eine Menge Spaß. Und uns auch.«

»Spaß? Das ist harte Arbeit, meine Liebe. Von Spaß kann gar keine Rede sein.«

Melissa winkte ab und blickte zu ihrem Terminal. Jon starrte sie noch ein paar Sekunden kopfschüttelnd an und wandte seinen Blick zeitgleich mit Steven zur Kabinendecke. Ein Display leuchtete. Es zeigte die Zahl 90 und zählte im Sekundentakt abwärts.

»Was meint ihr?«, fragte Jon. »Was genau haben wir gestartet?« Diese Frage stellte sich Steven seit dem Tag, als ihm sein Trainer mitteilte, dass er diese Hardware starten müsse. Es war immer nur von einem Experiment die Rede gewesen. Einem wissenschaftlichen Experiment. Und doch befand sich Angst in ihm. Er konnte sie nicht begründen, nicht lokalisieren, aber sie war da. Angst, etwas Falsches zu tun. Etwas, das er vor sich selbst nicht rechtfertigen konnte. Und nun schämte er sich beinahe, an diesem Experiment beteiligt zu sein, irgendwas getan zu haben, ohne zu wissen, was.

Mit jeder Sekunde wuchs der Zweifel. Steven spielte einmal mehr das Was-wäre-wenn-Spiel. Was, wenn es gar kein wissenschaftliches Experiment war? Was, wenn Melissa, Jon und er nur Marionetten in einem dreckigen politischen Spiel waren? Was, wenn sie an einer Spionageaktion beteiligt waren, aus der ein Konflikt entflammte, dessen Folgen nicht abschätzbar waren? Was, wenn …

»Meint ihr, wir haben eine Waffe scharfgemacht?« Jon brachte es auf den Punkt.

»Keine Ahnung«, antwortete Steven. »Möglich.«

»Unsinn!«, warf Melissa ein.« Diese Mission ist wissenschaftlich, nicht militärisch.«

»Zumindest wird die NASA niemals zugeben, dass sie militärisch ist«, erwiderte Steven. »Nun, wir sind hier oben ganz allein. Wer würde es schon erfahren, wenn wir unsere Informationen austauschen? Abgesehen davon …«, er blickte auf das Display, das bei 34 angekommen war, »… ist es jetzt ohnehin zu spät. Also werde ich anfangen: Ich habe die Hardware LC-9413 gestartet und musste Koordinaten eingeben. Der Status ging auf Go und das System funktioniert ohne Probleme. Melissa?«

Sie räusperte sich und starrte auf das Display. »Meine Aufgabe war es, das Programm Genom-41494 zu starten. Dieses Programm liefert Daten an LC-9413. Was diese Hardware damit macht, weiß ich nicht. Aber ich vermute, dass sie die Daten zur Erde sendet.«

13, 12, 11.

Melissa und Steven blickten zu Jon. »Ich habe eine Initialisierungs-Sequenz gestartet. Nach euren Informationen wird demnach ein System auf der Erde durch mein Programm initialisiert, um Daten von Melissa zu empfangen, an Koordinaten und über eine Hardware, die Steven gestartet hat. Ganz schön clever. Für eine einfache Funkübertragung hätte es keine Eternity gebraucht. Was immer da unten steht, ist nicht nur da, um Daten zu empfangen, sondern …« Jon machte eine Pause.

Steven folgte seinem Blick zum Display.

0.

Steven stand auf und presste seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Friedlich und erhaben breitete die Erde sich unter ihnen aus. Ein Blitz durchfuhr die Dunkelheit und raste auf das Shuttle zu. Dann bestand das Universum nur noch aus einem blendenden Weiß.

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