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Der schwwarze See

DER SCHWARZE SEE
DER SCHWARZE SEE

Barbara Büchner
Roman / Phantastik

Fabylon

ARS LITTERAE: Band 1
Taschenbuch, 192 Seiten
ISBN: 978-392707141-4

Mar. 2009, 1. Auflage, 14.90 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

Birgit - die von der Hasenjagd noch ziemlich atemlos war - blieb stehen und rieb sich die Seiten. Sie sah, dass Arthurs Vater aus dem Haus gekommen war, vielleicht mit derselben Absicht wie sein Sohn, die Kaninchen in Sicherheit zu bringen. In der Hand hielt er eine Flasche. Sein Haar, das in langen fettigen Strähnen rund um seine Glatze hing, flatterte im Wind, der das Laub der Linden aufwühlte. Birgit kam der Gedanke, dass der Alte Angst vor dem Gewitter hatte, denn er hatte die Augen zusammengekniffen und den Hals zwischen die Schultern gezogen, während er blinzelnd den Himmel absuchte. Wieder donnerte es. Diesmal fuhr ein langer gezackter Blitz über die Dächer von Blauenswede und verschwand hinter den Hügeln.
Der alte Mann verlor seine menschliche Gestalt.
Es sah aus, als wäre er plötzlich von oben bis unten geplatzt – und aus diesem Riss quoll eine formlose schwarze Masse hervor, die von einer kranken, purpurbraunen Aura umwabert wurde!
Birgit schrie auf und nun drehten sich auch die anderen um und starrten die grausige Verwandlung an. Innerhalb von Sekunden war alles Menschenähnliche verschwunden. Die Kleider lagen, widerlich besudelt und beschmutzt, auf der Erde und daneben krümmte und wälzte sich ein stinkender Haufen, stülpte Tentakel aus, zog sie wieder ein, richtete sich halb auf, fiel wieder in sich zusammen. Hunderte rote Augen funkelten bösartig. Ein fürchterlicher Geruch nach Fäulnis machte sich breit.
Arthur stieß einen Schrei wie ein Karatekämpfer aus und rannte in den Schuppen. Gleich darauf tauchte er wieder auf, das Eisenrohr mit der Batterie in der Hand. Ohne eine Sekunde zu zögern stürzte er sich auf das Ungeheuer, verpasste ihm einen Stromschlag nach dem anderen. Funken sprühten. Die Kreatur ließ ein Surren hören – wie eine zornige Wespe – und versuchte sich aufzurichten, jedoch es war deutlich zu sehen, dass ihr die Stromschläge Schmerzen zufügten. Sie zog sich zusammen und als Arthur von neuem angriff, wandte sie sich zur Flucht.
„Ihm nach!“, kommandierte Arthur.
Jeder von ihnen griff nach der erstbesten Waffe, die zur Hand war. Birgit bekam einen Besen zu fassen, der an der Wand des Schuppens lehnte. Sie rannte hinter Arthur her und stieß und schlug mit dem Besen nach der Masse, die sich in widerwärtiger Weise blubbernd ausdehnte und zusammenzog. Wo sie über Gras und Kies kroch, blieb eine klebrige, schleimige Spur zurück, eine Spur von der Art, wie Birgit sie im Kaufmannsladen in Mexen gesehen hatte, und unablässig war dieses hohe, wütende Summen zu hören.
Die anderen drangen mit ebenso improvisierten Waffen auf den Feind ein. Simon schwang einen Holzpflock, der unter dem Gerümpel im Garten gelegen war, Patrick einen der hölzernen Stühle, Laura hatte einen rostigen Laubrechen gepackt und drosch damit auf das Monster los. Ein Hagel von Schlägen prasselte auf die unförmige Masse nieder.
Das Ding wehrte sich nach Kräften, aber Birgit schien es, dass es viel langsamer und unbeholfener war, als die beiden, die sie in Mexen attackiert hatten. Es schwang zwar immer wieder dünne Fangarme aus, die wie Peitschen durch die Luft fuhren, und zischte sie mit einem Haifischmaul voll spitzer Zähne an, aber es hatte Mühe ihren Angriffen auszuweichen und bekam immer wieder kräftige Hiebe ab. Es zu treffen war ein Gefühl, als schlage man auf ein Kissen ein – jeder Hieb hinterließ einen Augenblick lang deutlich sichtbare Dellen, ehe sich der Leib wiederum aufblähte und die Dellen verschwanden. Plötzlich dehnte es sich wie ein monströser Kaugummi in die Länge, nahm die Gestalt eines riesigen Wurms an und schlängelte sich in wilder Eile davon, quer über den Weg, der die Häuserreihen oben begrenzte und in den Wald, dessen Wipfel sich im Sturm bogen.
Die Fünf standen keuchend da und sahen ihm nach.
Patrick war der Erste, der die Stimme wiederfand. „Arthur“, sagte er beklommen, „dein Pa ...“
Arthur fuhr sich mit dem Handrücken über Mund und Nase. „Meinen Pa gibt`s nicht mehr“, antwortete er mit gepresster Stimme. „Es gibt nur noch ... das da.“ Er wies mit ausgestreckter Hand auf den Wald, in dem der Wurm verschwunden war.
„Hast du denn nichts bemerkt?“, mischte sich Laura ein.
Arthur schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn ja oft tagelang nicht gesehen. Wir hatten nicht viel miteinander zu reden. Irgendwann in den letzten Tagen müssen sie ihn ausgetauscht haben ... ihn verschlungen und das da an seine Stelle gesetzt haben.“ Er schniefte hörbar. „Nicht, dass wir uns gut verstanden hätten, aber es ist doch ein grausiges Ende.“ Dann reckte er entschlossen den Kopf hoch und wischte die Hände an seiner Jeanshose ab. „Wir hatten richtig getippt, habt ihr das bemerkt? Der Blitz hat das elektromagnetische Feld gestört – und das hat dieses ... dieses Wesen gezwungen seine ursprüngliche Gestalt anzunehmen. Ich wette, den anderen ist es nicht besser ergangen.“
„Meinst du“, fragte Simon, während er angespannt den finster bewölkten Himmel nach weiteren Blitzen absuchte, „sie sind erledigt?“
„Leider nein.“ Arthur schüttelte bedauernd den Kopf. „Wenn sie nicht direkt dabei ertappt wurden, wie sie sich verwandelten, wird ihnen nichts passieren. Und nachdem es auf ihrem Heimatplaneten Gewitter gibt, wissen sie wohl, was Blitze bewirken können und sind vorsichtshalber zu Hause geblieben. Sie warten in einem Versteck ab, bis das Gewitter vorbei ist und nehmen dann, sobald das Feld wieder funktioniert, wieder ihre menschliche Gestalt an. Ich weiß nicht, warum dieses hier sich so ungeschickt angestellt hat, es sei denn ... Kommt mit, ich will mir das Zimmer des Alten ansehen. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis, der uns weiterhilft.“
Er führte sie in das Haus, das dämmrig und von einem unangenehm muffigen Geruch durchzogen war. Es hätte jederzeit als Spukhaus für einen Gruselfilm herhalten können, vor allem jetzt, wo es draußen blitzte und donnerte, und jeder Blitz die Flure und Zimmer in ein gespenstisch fahles Licht tauchte. Arthur stieg die Treppe hinauf, die in den Oberstock führte, und ging den Flur dort entlang. Birgit sah, wie er eine Tür am Ende des Gangs öffnete. Sofort schwebte ihnen der stickige Verwesungsgeruch der Uobs entgegen.
Mit angehaltenem Atem drängten sie sich hinter Arthur und blickten in das Zimmer, das in den letzten Tagen das Nest eines Ungeheuers gewesen war. Die Jalousien waren herabgezogen, sodass ein trübes Zwielicht in dem Raum herrschte, aber Birgit konnte die Schleimspuren auf dem Boden glitzern sehen. Sie führten kreuz über den Boden auf der Bett zu, auf dem sich schmuddeliges Bettzeug türmte.
„Es hat sich keine besondere Mühe gegeben menschliche Gestalt vorzutäuschen“, bemerkte Patrick. „Du hättest es jederzeit entlarven können, wenn du ins Zimmer gekommen wärst.“
Arthur grinste schief. „Ja, anscheinend hat ihm das Saufen genauso wenig gut getan wie meinem Vater. Da, seht euch das an.“
Er ging in das Zimmer, wobei er es sorgfältig vermied auf die Schleimspuren zu treten, und zeigte auf das Bett, auf dem eine Anzahl leerer Flaschen lag. „Begreift ihr? Es hat meinen Vater nachgeahmt – hat ihn aus einer Flasche trinken gesehen und dasselbe getan. Es war sturzbetrunken! Und als es so richtig voll war, da achtete es genauso wenig wie ein betrunkener Mensch darauf, was es tat. Es vergaß, dass Gewitter ihm gefährlich werden können.“
Birgit sagte nachdenklich: „Damit hätten wir schon drei Dinge, die sie nicht vertragen – Elektrizität, Feuer und Alkohol!“
„So witzig ist das gar nicht“, mischte sich Simon ein. “Sie sind sehr bemüht darum als Menschen zu gelten. Also werden sie auch unsere Trinkgewohnheiten nachahmen. Und vielleicht verraten sich ein paar, bevor sie draufkommen, dass ihnen der Alkohol nicht gut tut.“
„Ich glaube, Arthur, wir sollten doch nachsehen, ob wir deinen Pa nicht irgendwo im Haus finden. Schließlich ist es nur eine Theorie, dass sie die Leute auffressen, deren Stelle sie einnehmen. Vielleicht verjagen sie sie bloß ...“, wandte Patrick ein.
Birgit wusste nicht, ob er das nur sagte um Arthur zu trösten oder ob er es wirklich so meinte, jedoch sie stimmten alle mit ein.
„Es kann doch nicht schaden das Haus zu durchsuchen“, schlug Laura vor. „Wenn wir ihn nicht finden ... nun ja, dann hat die Theorie vielleicht gestimmt. Aber es könnte doch sein, dass wir ihn finden.“
Sie machten sich also auf die Suche. Birgit lernte rasch verstehen, warum Arthur aus diesem Haus in den Schuppen geflüchtet war. Es war feucht, anscheinend stand es auf einem Wasserlauf, denn das Erdgeschoss und vor allem die Keller hatten Stockflecken auf den Mauern, die sich wie unheimliche Gesichter auf den Tapeten und der Tünche abzeichneten. Außerdem befand es sich in einem katastrophalen Zustand der Verwahrlosung. Der alte Mann hatte alles gesammelt, was ihm in die Finger geriet. Die Zimmer waren voll mit Stapeln alter Zeitungen, leeren Konservendosen und den Styoroporschachteln des Schnell-Imbisses, die sich überall auf Tischen und Sofas häuften. Birgit musste sich wie ein Ratte in ihrem Bau zwischen diesen Stapeln durcharbeiten. Sogar die Wanne im Badezimmer war bis oben voll mit vergilbendem Zeitungspapier. Nur in der Küche war so viel Raum, dass die beiden Bewohner Kaffee kochen und Tiefkühlkost auftauen konnten.
Arthur schien sich für diesen Misthaufen aber nicht im Geringsten zu schämen. Er durchforschte ein Zimmer nach dem anderen und führte seine Begleiter schließlich eine finstere, nach Moder riechende Treppe in den Keller hinunter. Hier gab es kein Licht und er leuchtete ihnen mit einer Taschenlampe. Der kreisförmige Schein glitt über ehemals weiß getünchte Mauern, über Ziegelboden und allerlei Gerümpel, das seit ewigen Zeiten hier stehen musste, so dick war es mit flockigem braunem Staub bedeckt. Sie duckten sich durch mehrere Durchgänge und plötzlich entdeckten sie eine der Schleimspuren, die auf dem Boden glitzerte.
Arthur wies mit der Taschenlampe auf ein Kellerfenster, das einen Spalt offen stand. „Hier ist es hereingekommen“, sagte er.
Simon betrachtete das gekippte Fenster. Der Spalt war kaum drei Finger breit. „Da muss es sich aber ordentlich dünn gemacht haben.“
“Das ist für sie kein Problem“, erklärte Laura. „Ich sagte euch doch, sie können ihre Gestalt beliebig verändern. Sie haben kein Skelett und wohl auch keine Organe im selben Sinn wie wir. Sie bestehen überhaupt aus einer anderen Substanz.“
Arthur schloss das Fenster, dann wies er auf die Schleimspur, die an der Wand entlang auf den Ziegelboden führte. „Sie kommen also durch die Kellerfenster. Wahrscheinlich warten sie, bis ihre Opfer schlafen, dann ...“ Er brach ab und schluckte. Offenbar ging ihm das Schicksal seines Vaters doch näher, als er sich anmerken lassen wollte.

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