Portrait: Kerstin Stöwahse
Kerstin Stöwahse
Balearen
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März 2018: keine Rezensionen
Laut Geburtsurkunde kam ich in Berlin-Mitte auf die Welt. Doch 1965 verunzierte die Mitte Berlins eine Grenzmauer. Ich wurde auf die Ostseite geweht, in die Hauptstadt der DDR.
Dort wuchs ich zwischen Lenindenkmälern und Propagandaspruchbändern auf. Im Widerspruch dazu standen die Besuche der Westtanten.
Als Kind hopste ich ständig durch die Gegend. Bei meinem ersten Besuch in der Deutschen Staatsoper sah ich das Ballett "Dornröschen". Fasziniert von den schwebenden Tänzern war mir klar, ich will tanzen. Beim Ballett wurde mein Bewegungsdrang in professionelle Bahnen gelenkt. Mit dem Körper Geschichten erzählen wurde meine größte Herausforderung, mein Traumberuf Tänzerin. Nicht immer traumhaft war der Drill der ostdeutschen Ballettausbildung an der Palucca-Schule in Dresden.
Ich liebte es zu reisen und wollte nicht mehr eingemauert sein. Von der DDR aus war reisen jedoch nur sehr begrenzt möglich. Bei meinem ersten Engagement konkretisierten sich meine Fluchtpläne. Ich war in der Provinz am Kleist-Theater in Frankfurt/Oder gelandet. Auch die Grenze nach Polen war damals für DDR-Bürger gesperrt. Reisefreiheit lautete mein Zauberwort.
1987 packte ich dann meinen Fluchtrucksack. Ich sang und tanzte ein letztes Mal auf der Bühne des Kleist-Theaters in der Operette "Frau Luna". Der Weg in den Westen schien unüberwindlicher, als eine Reise zum Mond.
In einer einwöchigen Odyssee fuhr ich erst Richtung Ost, nach Prag und Warschau. Von dort flog ich mit einer gutgemachten Passfälschung nach Frankfurt, diesmal am Main.
In den nächsten Jahren wurde das Reisen und Schreiben zu meiner Passion.
Meine Engagements führten mich in viele Länder: die Schweiz, Griechenland, die Türkei, Kenia und Spanien standen auf meinem Spielplan. Dabei füllte ich mein Reisetagebuch mit interessanten Geschichten. Die neue Freiheit verzauberte mich.
Bei einem Überlebenskurs im Busch in Südafrika packte mich die Schreibwut so richtig. Das spannende, selten entspannte Verhältnis in einer Gruppe von Menschen mit absolut verschiedenen Hintergründen, inspirierte mich zu
humorvollen, psychologischen Storys.
Mit 31 Jahren kam ich in das "Rentenalter" meiner Tänzerkarriere. Das Apollo-Theater in Barcelona war meine letzte Station. Es folgte die schwierige Frage, was kommt danach? Das Wasser stand mir bis zum Hals.
Einfach abtauchen, wurde zu meinem neuen Beruf. Auf meinen Reisen hatte ich das Tauchen entdeckt, und machte eine Ausbildung zur Tauchlehrerin.
An einem Strand auf Mallorca fand ich den idealen Platz. Dort gründete ich vor 13 Jahren eine kleine Tauchschule.
Die Kompaßnadel meines Lebens schlug von Ost Richtung West und blieb auf Südkurs stehen. Mallorca ist meine Heimat geworden. Wenn ich von meinen Reisen zurückkomme und hier lande, geht mein Herz auf.
Der Drang weißes Papier mit meinen Gedanken zu bekritzeln, zieht sich durch mein Leben, seit ich schreiben kann. Die Erfahrungen als Tänzerin und Tauchlehrerin haben mir gezeigt, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Um das Handwerkszeug für eine "gute Schreibe" zu erlangen, belegte ich drei Jahre einen Kurs für kreatives Schreiben.
Auf dem Zenit meines Lebensberges, den ich 45 Jahre hinaufgekraxelt bin, eröffnet sich mir eine interessante, vielseitige Landschaft.
Das ich letztes Jahr Alisha Bionda kennenlernen durfte, ist für mich ein Schicksalszeichen.
Ich möchte nicht mehr unsere Plauderstunden missen, bei einem guten Kaffee.
Aufbauend auf vergangene Erlebnisse und Erfahrungen gibt es viel zu erzählen, bevor ich neue Wege einschlage.
So werde ich wieder eine neue Station ansteuern, und neben dem Schreiben und anderen Kreativprojekten auch für LITERRA rezensieren, da ich immer gerne gelesen habe. Bücher sind Bestandteil meines Lebens, und erhalten mit LITERRA einen neuen Stellenwert.
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