BERLIN (BLK) – Die „SZ“ bespricht Irina Liebmanns Buch über ihren Vater Rudolf Herrnstadt. Die „FAZ“ beglückt mit einer Sonderbeilage anlässlich der Leipziger Buchmesse und stellt neben neuen Werken von Albert Ostermaier und Götz Aly, Sachbüchern über Schimpansen und dem „Lexikon für Verrückte“ weitere neue Bücher vor.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Felicitas von Lovenberg von der „FAZ“ nennt Bill Bufords „Hitze“ ein „Lehrbuch für Selberköche“. Es rege den Appetit an, sei aber kein Buch für Vegetarier. Dieses Buch handle von der Lust am Kochen und setze somit die Lust am Essen voraus. Es habe jedoch nichts mit einem Kochbuch im herkömmlichen Sinne gemein. Buford schildere neben dem Kochen an sich auch das Milieu, in dem es stattfindet. Seine Mammutrecherche strahle Gutaufgelegtheit aus, sei gefüllt mit Wissen und erzählerischer Abwechslung und lese sich deshalb fast wie ein Roman. Die einzige Schwäche sei, dass der Autor nie schildere wie etwas schmecke.
Alain de Botton versucht in seinem Buch „Glück durch Architektur“, das Phänomen Architektur und seine Auswirkungen auf den Menschen zu erhellen, schreibt Dieter Bartetzko für die „FAZ“. Der Autor führe durch eine Bauwelt der widersprüchlichsten Stile und Formen, deren jede sich als „non plus ultra“ definiere. Er beweise daraufhin mit oft überraschenden Beispielen, dass Gebäude Gestalt gewordene Wertvorstellungen seien. Außerdem erkenne er Architektur als einen entscheidenden Spiegel und unüberschätzbares Stimulans unseres Lebens, unserer Befindlichkeit unseres Denkens und Tuns. Jedoch sei sich dieser „glänzende Essayist“ selbst auf den Leim gegangen, denn er suggeriere eine allgemeinverbindliche Schönheit von Bauwerken und Stilen, aber beweise sie nicht.
Lewis Hyde beginnt sein Buch „Die Gabe“ mit einem langen Exkurs über die ethnologischen Theorien der Gabe, berichtet Eberhard Rathgeb für die „FAZ“. Der Autor meint, dass der Künstler seine Begabung als Geschenk erfahre. Das Resultat dieser Begabung sei das Kunstwerk, welches dann wiederum der Gesellschaft geschenkt werde. Der Rezensent werde unruhig bei dem Gedanken, dass Hyde glaube, dass es mit der globalen Welt ein gutes Ende nehmen werde, so lange es noch wahre Kunst und wahre Künstler gäbe. Alles spreche dagegen, sodass die Künstlergabe, wie Hyde sie beschreibe, ein Reflex auf die Leere sei, die immer größer werde.
In „Viva Polonia“ beschreibt Steffen Möller Polen aus der Sicht eines deutschen Gastarbeiters, berichtet Jörg Thomann für die „FAZ“. Das Buch füge sich in eine Reihe jüngerer Polen-Bücher von Radek Knapps „Gebrauchsanweisung für Polen“ bis zu Adam Soboczynskis „Polski Tango“, die Alltagsphänomene subjektiv, anekdotisch und plastisch beschreiben. Als teilnehmender Beobachter der polnischen Gesellschaft seit mehr als 13 Jahren sei Möller bestens qualifiziert. Mit „leichter Hand und klugen Gedanken“ skizziere er ein Panorama unserer Nachbarn. Insgesamt handele es sich bei Möllers Buch um ein kleines Meisterwerk, dessen Lektüre über weite Strecken eine wahre Freude sei.
Die Welt in Clemens Meyers Erzählungen ist so poetisch wie versatzstückhaft und bevölkert von Arbeitslosen, Boxern, Schlägern und Trinkern, die viel in die Nacht hinausblicken, als könnte sie dort etwas erlösen, schreibt Edo Reents für die „FAZ“. Meyer habe einen angenehm kunstlosen Stil, der sich jeder sozialpolitischen oder psychologischen Erörterung versage und es eher auf Anteilnahme abgesehen habe. So fühle man bei den Geschichten mit. Alles deutet auf einen Reifeprozess des Autors hin, meint der Rezensent.
Der schmale Reportageband „Der entfesselte Globus von Ilija Trojanow beinhaltet nicht nur Reportagen, sondern eine Mischung aus verschiedenen Genres, berichtet Jakob Strobel y Serra für die „FAZ“. Die Beiträge seien wunderbar bis beiläufig oder belanglos, jedoch sei es erstaunlich wie dieses Buch „Appetit auf die Welt“ mache. Trojanows Stärke sei das Eingeständnis seiner Schwäche, so vertraue er allein der Wahrhaftigkeit des Details und nicht „irgendeinem Dogma der Globalisierung“. Die stilistische Grundstimmung sei hier meistens Lakonie, die manchmal fast spröde wirke, so leihe der Autor dem Fremden, aber auch seinen nüchternen, vertrauten Blick auf die Dinge.
Vladimir Nabokovs (1899-1977) Roman „Fahles Feuer“ sei ein absichtsvoll konstruiertes Rätsel für Leute die „ein bisschen Zeit haben“, folgert Jürgen Kaube in der „FAZ“. Die Geschichte klinge wie eine Groteske, habe aber ernste Aspekte. So variiere Nabokov ein Leitmotiv seines Werkes, die Frage des Nachlebens. Die Satire über den falschen Gelehrten Kinbote weite sich aus zu einer metaphysischen Abhandlung über die Macht der Überlieferung. Auch handele es sich hier um einen „krassen Fall strategischen Edierens“. Nabokov spiele mit dem Leser, der sich frage, ob der Herausgeber hier selber eine Erfindung des Dichters sei oder umgehrt. Zusammenfassend bezeichnet der Rezensent die Lektüre als anstrengend.
Als Geistesgegenwartsliteratur, als ein nahezu perfektes Debüt, das intelligent, spannend und berührend ist, lobt der Rezensent der „FAZ“, Richard Kämmerlings, Thomas Pletzingers Roman „Bestattung eines Hundes“. Pletzinger erzähle virtuos die Geschichte von zwei Dreiecksbeziehungen, die bis zum Schluss spannend sei. Die Sprache des Autors sei direkt und schnörkellos. Ein Leitmotiv sei hier die männliche Rivalität, die man in der Vergangenheit, aber auch in der erzählerischen Gegenwart wiederfinde. Der Roman lasse sich aber auch als Reflexion über das Verhältnis von Journalismus und Literatur, über die komplexe Metamorphose von Wirklichkeit in Kunst lesen.
Der „FAZ“-Rezensent Peter Lückemeier betitelt das Hörbuch „Der Hund von Baskerville“, geschrieben von Sir Arthur Conan Doyle und gelesen von Götz Alsmann als „westfälisch spannend“. Der „Zimmer frei“-Moderator leihe dem Erzähler der Geschichte, dem Detektivgehilfen Dr. Watson, seine Stimme. Jedoch sei er kein ausgebildeter Schauspieler, und das merke man daran, dass er seinen angestammten westfälischen Dialekt nicht ablegen könne. Der Hörgenuss sei schon „halb dahin“, wenn man beginne, darauf zu lauschen. Des Weiteren neige Alsmann dazu, einige Rollen zu überdrehen. Seine Interpretation sei amüsant, jedoch genüge sie höheren Ansprüchen nicht. Der Rezensent schlussfolgert, dass Götz Alsmann das Lesen bleiben lassen sollte.
Jim Rakete zog vermutlich als letzter Fotograf mit einer altertümlichen Technik los, um in kürzester Zeit ein Gesamtbild der deutschen Kulturlandschaft zu schaffen, schreibt der Rezensent Freddy Langer in der „FAZ“ über Jim Raketes Fotoband „1/8 sec. Vertraute Fremde“. Fern von einem Ereignischarakter der Pop-Kultur habe er stille Momente und ungeschminkte Gesichter gesucht und eine „Gewebeprobe der Seele“ nehmen wollen. Das Geheimnis von Rakete liege in der Paradoxie, Nähe zu schaffen, indem man Abstand hält und unter die Oberfläche zu tauchen, ohne zu bohren. Was er gehoben und bewahrt habe, sei ein Schatz. Mit diesen Aufnahmen habe er es geschafft, sich in die erste Riege der Porträtfotografie zu katapultieren.
Mit „Der Atheismus-Wahn“ will der Theologe und Biologe Alister McGrath den „aggressiven Atheismus“, wie er von Richard Dawkins vertreten wird, herausfordern, berichtet die „FAZ“. Dem Autor ginge es darum, Dawkins’ Thesen Punkt für Punkt zu berichtigen und zu widerlegen. Dabei verzichtet er auf „rohe Polemik“ und hält sich stattdessen strikt an die „Regeln wissenschaftlichen Argumentierens“, meint Rezensent Henning Ritter. Im Wesentlichen liefen seine Argumente darauf hinaus, dass religiöse Überzeugung und Wissenschaft „konfliktlos verträglich“ seien. Auf den letzten Seiten seines Buches verweise er zudem auf das alttestamentarische Gebot der Nächstenliebe, welches Dawkins in seinem Werk „Der Gotteswahn“ „nicht einmal erwähnt“ habe.
Wie die „FAZ“ schreibt, oszilliert Bruno Preisendörfer mit seiner Streitschrift „Das Bildungsprivileg“ zwischen „autobiographischen Reminiszenzen und Aufsatztrockenfutter aus fünfzig Jahren Bildungspalaver“. Er beschreibe die Probleme im deutschen Bildungswesen und greife insbesondere dessen „Klassismus“ an. Zwar sei der Befund, das deutsche Schulsystem fördere Marktchancen und vernachlässige dabei „Begabungsgerechtigkeit“ richtig – für Preisendörfers These, die „Bildungsaristokratie“ vererbe Begabung „wie früher der Adel blaues Blut“, fehlen Rezensent Hannes Hintermeier allerdings die Belege. „Richtig ärgerlich“ finde er darüber hinaus Textstellen, in denen sich der Autor an der These „Dialekt macht dumm“ vergreife. Dass Pädagogik „niemals ein Marktprodukt“ sein dürfe, sei zwar zutreffend, leider habe Preisendörfer am Ende aber „auch keine rettende Idee“.
Nach Einschätzung der „FAZ“ untermauere das politische Sachbuch „CIA“ des Experten für Nachrichtendienste Tim Weiner den Eindruck, der Geheimdienst ließe in Sachen Effizienz und Leistungsfähigkeit viel zu wünschen übrig. „Auf breiter Materialbasis und mit großem Einfühlungsvermögen“ schildere der Autor die Entstehung und Arbeit der CIA seit 1947. „Kenntnisreich“ beleuchte Weiner dabei die Probleme, denen sich ein Geheimdienst in einer Demokratie stellen müsse. Insgesamt zeichne der Autor ein „niederschmetterndes Bild der CIA in der Gegenwart“, und das sei nicht nur für Amerika „ein schwerwiegendes Problem“, sondern auch für Deutschland.
Andreas Rödder bespricht in einer Sammelrezension für die „FAZ“ drei Werke, die sich der 68er Bewegung aus verschiedenen Richtungen nähern: „Unser Kampf“ von Götz Aly, „Achtundsechzig“ von Wolfgang Kraushaar und Albrecht von Luckes „68er oder neues Biedermeier“. Der „herausragende Kenner des Gesamtzusammenhangs“ Kraushaar setze sich mit seinem Buch das Ziel einer möglichst „ausgewogenen Darstellung“. Trotz Mangels an neuen Einsichten und eines gewissen Maßes an Redundanz lohne sich die Lektüre. Albrecht von Lucke untersuche in seinem „überblickenden Essay“ unterdessen den Bedeutungswandel, den der Begriff „1968“ durchlebt hat. Seine Thesen ignorieren nach Meinung des Rezensenten allerdings die Ambivalenz als wichtigen Gesichtspunkt der 68er Bewegung. Für „erheblich origineller“ hält er indes die „unkonventionelle Selbstreflexion“, die Götz Aly unternimmt. Seine „fulminante Polemik“ beruhe neben „autobiographischen Grundlagen“ auch auf anderen „wichtigen Quellen“.
„Eine Weile lang“ sei Albert Ostermaiers Liebesroman „Zephyr“ „packend zu lesen“, schreibt Verena Lueken in der „FAZ“. Der Plot drehe sich um Gilles, der mit seiner Frau Cathy eine Reise unternehme, um „die Liebe zu testen“. Gleichzeitig wolle Gilles ein Drehbuch über den realen Fall von Bertrand Cantat schreiben: Der Rocksänger erschlug im Sommer 2003 seine Freundin Marie Trintignant. Der Versuch, tatsächliche Ereignisse in eine fiktive Geschichte einzubinden, bliebe eine „Anstrengung mit teilweise rasenden Perspektiv- und Szenenwechseln, aber ohne Ergebnis“.
Die „FAZ“ beleuchtet die Rezeption von Jonathan Littells SS-Roman „Die Wohlgesinnten“ aus zwei Perspektiven: die eines Zeitzeugen und die einer „Nachgeborenen“.
Klaus Harpprecht, Jahrgang 1927, bescheinigt Jonathan Littell zunächst, sein Werk vermittle „mehr von der Realität des totalitären Staates, vom Funktionieren seiner Apparaturen“ als die Unmengen an Fachliteratur oder das Fernsehen bisher bewerkstelligen konnten. Die „schreckliche Exaktheit“ seiner Nachzeichnungen verdiene Respekt. Hätte der „blitzgescheite“ Littell sich damit zufrieden gegeben, eine „historische Reportage zu schreiben“, dann könnte man sein Epos als „großes, bedeutendes Buch“ würdigen, meint Harpprecht. Der Rezensent bedauert allerdings, dass die hohe Ambition des Autors ihn in die „fatale Falle“ einer Literarisierung des Stoffes tappen ließ. Einige dieser literarischen Einfälle sind nach Harpprechts Meinung schlicht „prätentiös“. Wo der „Kunstwille“ derartig überhand nehme, müsse „der gute Geschmack notwendig auf der Strecke bleiben“.
Julia Voss, geboren 1974, schreibt, Littell habe sich für Nachfolgegenerationen eigentlich Unvorstellbares „bis ins kleinste Detail ausgemalt“. Sein Roman scheine ihr wie ein „Experiment“, in dem bewiesen werden soll, dass „wir unter gleichen Umständen wahrscheinlich auch zu Mördern werden würden“. Wenn man den Lebenslauf Max Aues mit dem seiner Zwillingsschwester Una vergleiche, werde klar, dass „andere zu töten keineswegs in der Natur des Menschen“ liege, sondern im Gegenteil ein erlerntes und trainiertes „Kulturprodukt“ sei. Leider überließe es Littell nicht der Figur alleine, „sich so zu stilisieren“, sondern verleihe ihr mittels mythischer Konstruktionen „immer wieder die Aura eines tragischen Helden“.
Als „hübsches Bändchen“ beschreibt Rezensentin Melanie Mühl das Buch „Der kleine Neurotiker“ von Dennis DiClaudio. Das „Lexikon für Verrückte und solche, die es werden wollen“, wie es im Untertitel heißt, sei ein „anregendes Kompendium“ mit Beispielen aus der Welt der Zwangsneurosen, Obsessionen und Phobien. DiClaudio sei ein „Meister des schwarzen Humors“ und plädiere für mehr Gelassenheit im Umgang mit „unseren kleinen und großen Marotten“.
In der Biografie „Die Brüder Rajk“ erzähle der britische Journalist Duncan Shiels ein „packendes Jahrhundert ungarischer Geschichte“, urteilt Andreas Platthaus in der „FAZ“. Shiels schildere die politischen Umbrüche Ungarns anhand des Lebens der Familie Rajk, deren Mitglieder „auf unterschiedlichen Seiten“ daran beteiligt waren. Das Buch sei ein „mustergültiges Beispiel für flüssigen Erzählfluss“, Schwerpunkt bilde das Leben der beiden ungleichen Brüder László und Endre. Platthaus beschreibt ein „wahres Lesevergnügen“, hervorgerufen durch Anekdoten und die Sachkenntnis von Shiels, der als englischer Korrespondent in Budapest lebte und arbeitete.
Wilfried Nippel schildere das Leben und Werk des Historikers Johann Gustav Droysen (1808-1884) in seiner gleichnamigen Biografie, schreibt Rezensent Patrick Bahners. Das Buch sei eine „Gelegenheitsarbeit“ über den Jenaer Professor, der Titel „provozierend harmlos“ und die „polemische Auseinadersetzung“ des Autors mit Droysen sei gerechtfertigt durch eine „glänzende Demonstration der Leistungskraft der Quellenkritik“. Nippel überlasse bei „aller Schärfe des Urteils“ dem Leser, „Lehren zu ziehen“, lobt Bahners.
„Das dunkle Schiff“, der deutsch-irakische Roman des Schriftstellers Sherko Fatah, sei ein „beklemmender Terrorroman“, schreibt Wolfgang Schneider. Es handle sich um ein „fabelhaftes, spannendes Buch“, in dem Fatah die Geschichte des jungen Kerim erzähle, der im Nordirak aufwachse, von Gotteskriegern verschleppt werde und nach Berlin fliehe. Fatah bietet laut Schneider „beklemmende Einblicke in eine Parallelgesellschaft“. Das Buch sei ein „Abenteuerroman mit ironischem Fundament“, Fatah ein Kandidat für den Preis der Leipziger Buchmesse, bemerkt Schneider.
Die „Erlösung eines Menschen von sich selbst“ schildere Edward St. Aubyn in seinem Roman „Nette Aussichten“, stellt Rezensent Paul Ingendaay in der „FAZ“ fest. Nach einer Vergewaltigung, „Drogenphantasien und Identitätsschwindeln“ beschließe die erwachsene Hauptfigur, einem Freund von diesen Erlebnissen zu erzählen. Der Autor verwende zu viele Zweizeiler und schreibe seine Dialoge „sehr gestelzt und von großer Künstlichkeit“, urteilt Ingendaay. Die Figuren der Geschichte dienen als „Staffage“ des Helden, der es „zum Glück“ wert sei. Der Rezensent findet in „Nette Aussichten“ keinen großen Roman, dafür aber das „Wasserzeichen eines begabten Schriftstellers“.
Volker Sommers Sachbuch „Schimpansenland“ sei in erster Linie ein „entschiedenes Plädoyer“ für den notwendigen Kampf um den Fortbestand der Schimpansen im an der Grenze zu Kamerun gelegenen Gashaka-Gumti-Nationalpark, beschreibt Helmut Mayer. Der Autor stelle Forschungsergebnisse vor und weise auf die Schwierigkeiten des mit der Forschung verbundenen Naturschutzes in dieser Gegend hin. Es handle sich um eine „Abenteuererzählung“, die versehen sei mit Anekdoten aus dem täglichen Leben in Dorf und Dschungel. Der Autor stellt laut Mayer auch die Erfolge der Arbeit dar, die ebenfalls zu diesem „überzeugenden Plädoyer“ gehören.
Ein Vorteil des Buches „Die unaufhaltsame Revolution“ von Youssef Courbage und Emmanuel Todd sei es, von einem neuen Standpunkt aus auf die „weite wilde islamische Welt“ zu blicken, von dem der Demographie, schreibt Rezensent Nils Minkmar in der „FAZ“. Ein Nachteil sei es, die Erkenntnisse in eine „Position in der Debatte um die Frage der Existenz des Kampfs der Kulturen“ umzuwandeln. Die Autoren missverstehen die Demographie als „prophetische Wissenschaft“, das Buch sei „gut gemeint und schwer daneben“, urteilt Mayer.
Einen „Essay von funkelnder Rhetorik und geistreichen Pointen“ habe Valentin Groebner mit seinem Buch „Das Mittelalter hört nicht auf“ geschaffen, schreibt „FAZ“-Rezensent Michael Borgolte. Groebner, Professor für die Geschichte des Mittelalters in Luzern, habe die von ihm beobachtete „Krise der Mediävistik“ historisch aufgearbeitet und gehe sowohl der „Mittelalterphobie“ als auch der „Mittelalterphilie“ nach, von „Petrarca bis Johannes Fried und Michael Crichton“.
Andreas Kilb rezensiert die von Ekkehard Eickhoff selbst erstellte Neuausgabe „Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645-1700“ und findet „in Teilen ein neues Buch“ vor. Der Rezensent merke Eickhoff an, dass dieser „leidenschaftlich“ an den Geschehnissen interessiert sei, über die er berichte. Eickhoff stelle das „reiche Farbenspiel einer erzählenden Historiographie“ dar. Das Sachbuch hat laut Kilb einen einzigen Fehler: Es ist nach vierhundertfünfzig Seiten zu Ende.
„Süddeutsche Zeitung“
In „Wäre es schön? Es wäre schön!“ erzähle die Schriftstellerin Irina Liebmann die Geschichte ihres Vater Rudolf Herrnstadt (1903-1966), informiert die „SZ“. Herrnstadt sei in der DDR sowohl Antifaschist als auch Stalinist gewesen. Rezensent Lothar Müller bemerkt, dass Liebmann zweierlei versuche: Nämlich den Vater zu rehabilitieren und zugleich die Biografie eines Antifaschisten und Stalinisten, „der an dieser zeittypischen Personalunion zerbrach“, zu schreiben. Müller findet eine „große Unsicherheit in der Form“, das Buch lebe aber von seinem „düsteren Stoff und den lebhaften Kontrasten“. (car/mar/win/wip)
Literaturangaben:
ALY, GÖTZ: Unser Kampf. 1968 – ein irritierter Blick zurück. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 253 S., 19,90 €.
BOTTON, ALAIN DE: Glück und Architektur. Von der Kunst, daheim zu Hause zu sein. Aus dem Englischen von Bernhard Robben. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 287 S., 22,90 €.
BUFORD, BILL: Hitze. Abenteuer eines Amateurs als Küchensklave, Sous-Chef, Pastamacher und Metzgerlehrling. Aus dem Amerikanischen von Dinka Mrkowatschki. Hanser Verlag, München 2008. 382 S., 24,90 €.
COURBAGE, YOUSSEF / TODD, EMMANUEL: Die unaufhaltsame Revolution. Wie die Werte der Moderne die islamische Welt verändern. Aus dem Französischen von Enrico Heinemann. Piper Verlag, München 2008. 218 S., 8 Grafiken, 9 Tafeln, 1 Karte, 16,90 €.
DICLAUDIO, DENNIS: Der kleine Neurotiker. Lexikon für Verrückte und alle, die es werden wollen. Aus dem Englischen von Anne Uhlmann. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008. 208 S., 50 S/W-Abbildungen, 14,95 €.
DOYLE, SIR ARTHUR CONAN: Der Hund von Baskerville. Gelesen von Götz Alsmann. tacheles! / Roof Music, Berlin 2008. 4 CDs, 325 Minuten, 24,95 €.
EICKHOFF, EKKEHARD: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645-1700. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008. 464 S., 50 S/W-Abbildungen, Vorsatzkarten, 29,50 €.
FATAH, SHERKO: Das dunkle Schiff. Roman. Verlag Jung und Jung, Salzburg / Wien 2008. 440 S., 22 €.
GROEBNER, VALENTIN: Das Mittelalter hört nicht auf. Über historisches Erzählen. Verlag C.H. Beck, München 2008. 176 S., 19,90 €.
HYDE, LEWIS: Die Gabe. Wie Kreativität die Welt bereichert. Aus dem Englischen von Hans Günter Holl. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 416 S., 22,90 €.
KRAUSHAAR, WOLFGANG: Achtundsechzig. Eine Bilanz. Propyläen Verlag, Berlin 2008. 335 S., 19,90 €.
LIEBMANN, IRINA: Wäre es schön? Es wäre schön! Mein Vater Rudolf Herrnstadt. Berlin Verlag, Berlin 2008. 415 S., 19,90 €.
LITTELL, JONATHAN: Die Wohlgesinnten. Roman. Aus dem Französischen von Hainer Kober. Berlin Verlag, Berlin 2008. 1408 S., 36 €.
LUCKE, ALBRECHT VON: 68 oder neues Biedermeier. Der Kampf um die Deutungsmacht. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2008. 96 S., 9,90 €.
McGRATH, ALISTER: Der Atheismus-Wahn. Eine Antwort auf Richard Dawkins und den atheistischen Fundamentalismus. Aus dem Englischen von Rabea Rentschler. Gerth Medien, Asslar 2007. 149 S., gebunden, 9,95 €.
MEYER, CLEMENS: Die Nacht, die Lichter. Stories. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2008. 270 S., 18,90 €.
MÖLLER, STEFFEN: Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2008. 368 S., 14,90 €.
NABOKOV, VLADIMIR: Fahles Feuer. Roman. Neuausgabe, Gesammelte werke, Band 10. Hrsg. und aus dem amerikanischen übersetzt von Dieter E. Zimmer. Rowohlt Verlag, Reinbek 2008. 416 S., 28 €.
NIPPEL, WILFRIED: Johann Gustav Droysen. Ein Leben zwischen Wissenschaft und Politik. Verlag C.H. Beck, München 2008. 446 S., 24,90 €.
OSTERMAIER, ALBERT: Zephyr. Roman. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 222 S., gebunden, 17,80 €.
PLETZINGER, THOMAS: Bestattung eines Hundes. Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 352 S., 19,95 €.
PREISENDÖRFER, BRUNO: Das Bildungsprivileg. Warum Chancengleichheit unerwünscht ist. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main. 192 S., 16,95 €.
RAKETE, JIM: 1/8 sec. Vertraute Fremde. Schirmer/Mosel Verlag, München 2008. 272 S., zahlreiche Abbildungen, 68 €.
SHIELS, DUNCAN: Die Brüder Rajk. Ein europäisches Familiendrama. Aus dem Englischen von Klaus Binder. Mit einem Vorwort von György Konrad und einem Nachwort von Laszlo Rajk jun. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2008. 351 S., mit Abbildungen, 24,90 €.
SOMMER, VOLKER: Schimpansenland. Wildes Leben in Afrika. Verlag C.H. Beck, München 2008. 251 S., 14 Farbabbildungen, 1 Karte, 19,90 €.
ST. AUBYN, EDWARD: Nette Aussichten. Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Dirk van Gunsteren. DuMont Buchverlag, Köln 2008. 188 S., 17,90 €.
TROJANOW, ILIJA: Der entfesselte Globus – Reportagen. Carl Hanser Verlag, München 2008. 196 S., 17,90 €.
WEINER, TIM: CIA. Die ganze Geschichte. Aus dem Amerikanischen von Monika Noll, Elke Enderwitz, Ulrich Enderwitz und Rolf Schubert. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 864 S., 22,90 €.
Presseschau vom 11. März 2008
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