Von Katrin Börner
Das Ende der Business Class ist erreicht: Martin Suter, der 15 Jahre lang eine wöchentliche Kolumne für verschiedene Schweizer Zeitungen schrieb, will nicht mehr. Drei Bücher sind aus diesen kleinen Kabinettstückchen hervorgegangen. Das jüngste, „Das Bonusgeheimnis“, beschäftigt sich im Titel mit einem heißen, aktuellen Thema – den Jahresprämien des Managements.
Eineinhalb Jahrzehnte lang hat der erfolgreiche Schweizer Schriftsteller („Der letzte Weynfeldt“), einst als Werbetexter und Creative Director selbst Mitglied der „Business Class“, das Leben der stressgeplagten Manager in seinen Kolumnen seziert. Der genaue Blick und die Ironie legten dabei für ihn offenbar nicht nur die Schwächen der einzelnen Akteure frei. „Ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass es so nicht weitergehen kann“, sagte Suter im vergangenen Jahr mitten in der Finanzkrise. „Aber ich staune, dass es so knüppeldick gekommen ist.“
Von großen Katastrophen sind die kleinen Satiren weit entfernt. Sie lassen schmunzeln und die Manager in ihrem System aus Konkurrenz und Erfolgsprämien doch so richtig menschlich erscheinen. Bei allen Anstrengungen im Hamsterrad des Business, bei aller Aufmerksamkeit für die nächste, die ganz große Chance, kommt ihnen dann doch immer wieder etwas dazwischen.
„Dumm gelaufen“ könnte als Motto über den meisten Storys stehen, egal ob beim neidischen Blick darauf, dass der Konkurrent neben dem zweitwichtigsten Mann des Unternehmens sitzt, übersehen wird, dass der eigene Nachbar der wichtigste Boss ist, oder dass das teure Bewerbungstraining zwar zu einem perfekten Auftritt beim nächsten Einstellungsgespräch verhilft, aber damit noch längst nicht die Qualifikation für eine Anstellung verbessert hat.
Das titelgebende Bonusgeheimnis gehört offensichtlich zu den großen Mysterien der Business Class. Es ist so gut gehütet, dass es fast zur Heirat verführen könnte. Denn nur der Ehefrau darf der Manager die Höhe der eigenen Vergütung verraten. Das Gespräch zweier Erfolgreicher, die herausbekommen wollen, wie viel der andere erhalten hat, ohne die eigene Gratifikation offenzulegen, ist unter dem Titel „Ohne Tabu“ eine der witzigsten Satiren der Sammlung.
Und dann kommen die wichtigen letzten Worte nach 15 Jahren Kolumne, und sie münden in die wesentliche Frage, wie viele Salzmandeln in einem an der Bar zu den Getränken bereitgestellten Schälchen liegen. Sind es 20 oder weniger? Nun, vielleicht gibt es noch einmal ein tiefgründigeres letztes Wort und dieses steht nur an einem vorläufigen Ende. Denn die Business Class dürfte gerade in der Finanzkrise noch für so manche Kolumne gut sein.
Literaturangaben:
SUTER, MARTIN: Das Bonusgeheimnis und andere Geschichten aus der Business Class. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 160 S., 16,90 €.
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