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„Schöner wird's nicht“: Neues aus David Sedaris’ skurrilem Universum

Sedaris kommt in die Wechseljahre

© Die Berliner Literaturkritik, 22.10.08

 

Von Nada Weigelt

Mit spitzzüngigen und selbstironischen Geschichten aus seinem kleinen Alltagsleben hat David Sedaris ein Millionenpublikum gewonnen. Wir kennen die Macken und Neurosen des US-Kultautors, seine schräge Familie, den tuntigen Freund und das ganze Panoptikum, das die Bühne für diesen skurrilen Mikrokosmos abgibt. Mit „Schöner wird's nicht“ hat der Star-Essayist jetzt eine neue Sammlung seiner autobiografischen Geschichten vorgelegt. Natürlich sind sie wieder komisch und lustig, aber manchmal auch ein bisschen lang und sentimental – Sedaris (51) kommt in die Wechseljahre.

Statt der Familie stehen diesmal vor allem die Beziehungsprobleme mit seinem Partner Hugh Hamrick im Vordergrund, mit dem der Autor zu seiner eigenen Verwunderung jetzt schon seit 18 Jahren zusammen ist. „Wir sind zwei einfache Typen, gefangen in einem ziemlich langweiligen Spiel“, bekennt er – und schlägt daraus jede Menge Funken. Auch die kleinste Bewegung in diesem Spiel kann zur komischen Anekdote werden: der liebevoll behandelte Pickel auf dem Po, der Kampf gegen eine Horde von Buchfinken im gemeinsamen Haus in der Normandie oder der Kauf eines menschlichen Skeletts als Studienobjekt für den Malerfreund.

Verlust, Tod und die Faszination für Leichen kommen auffallend häufig vor in diesem Buch, und immer wieder auch das Thema Homosexualität. Sein „Outing“ hat der Ich-Erzähler als junger Anhalter im Auto, als eine ältliche Dame im Negligé ihm eindeutige Avancen zukommen lässt und er dankend ablehnt. Der Bruder daheim ist fast stolz, dass er David bei Freunden als Homo vorstellen kann – „als wäre ich ein Haustier, dem man das Rechnen beigebracht hat“.

Nach Titeln wie „Fuselfieber“, „Nackt“ oder zuletzt „Nachtprogramm“ (2004) ist „Schöner wird's nicht“ Sedaris’ sechstes Buch. Der Großteil der 22 Einzelgeschichten wurde zuvor in den In- Zeitschriften „Esquire“ und „The New Yorker“ veröffentlicht. In den USA eroberte der 300-Seiten-Band (Originaltitel: „When You Are Engulfed In Flames“) nach seinem Erscheinen im Juni für Wochen Platz eins der Bestsellerlisten, auch wenn die ehrwürdige „New York Times“ von einem „unglaublich mittelmäßigen Buch“ sprach. Bei vielen Geschichten habe der Leser das Gefühl, als müsse der Autor das letzte bisschen Material zusammenkratzen, um wieder ein Buch auf den Markt zu bringen, befand der gestrenge Kritiker.

So arg ist es wirklich nicht. Sedaris hat seine unnachahmliche Fähigkeit nicht eingebüßt, auch den banalsten Dingen eine urkomische Seite abzugewinnen. Ein wunderbares Beispiel ist das Kapitel über die Kunstsammlung seiner kleinbürgerlichen Eltern oder der Flugzeugtrip mit einem Polen, der um seine gestorbene Mutter weint. Nicht umsonst haben sich die Bücher dieses Autors schon mehr als sieben Millionen Mal verkauft und wurden in 25 Sprachen übersetzt. Nur auf einiges könnte man diesmal verzichten. Wie hieß doch der Titel? „Schöner wird's nicht“. Mal abwarten. Auch eine Midlife-Crisis geht vorbei.

Literaturangaben:
SEDARIS, DAVID: Schöner wird’s nicht. Karl Blessing Verlag, München 2008. 320 S., 19,95 €.

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