Werbung

Werbung

Werbung

Spurlos verschwunden

Der Roman „Lost City Radio“ von David Alarcón

© Die Berliner Literaturkritik, 31.10.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Beate Tröger rezensiert in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ den Roman „Lost City Radio“ von David Alarcón. Eine Parabel auf die politischen Verhältnisse eines lateinamerikanischen Landes.

Ein unbenanntes Land, in dem nach einem blutigen Bürgerkrieg eine Militärjunta regiert, die ihre Herrschaft auf Unterdrückung und Willkür aufgebaut hat. In der Radiosendung „Lost City Radio“ werden Vermisste ausgerufen, die während des Krieges spurlos verschwunden sind und Anrufer können live ihr Leid klagen. Auch Moderatorin Norma vermisst ihren Mann, der vor zehn Jahren nicht von einer Expedition zurückgekehrt ist. Durch eine Vermisstenliste kommt sie der Geschichte ihres Mannes auf die Spur, der ein Doppelleben als Wissenschaftler und Mitglied der „Illegalen Legion“ geführt hat. Die Geschichte wird von einer übergeordneten Instanz in nichtchronologischer Form aus der Sicht der Hauptfiguren erzählt, so dass deren Motive und Gedanken deutlich zutage treten.

Obwohl sehr komplex, sei der Roman nicht ohne Schwächen, schreibt die Rezensentin. Klischeehafte Phrasen in den oft zu ausführlichen Reflexionen der Figuren störten den parabolischen Charakter. Den Abschweifungen stünden allerdings genaue Beobachtungen und pointierte Dialoge gegenüber, durch die die beklemmende Atmosphäre und das Leben unter gegenseitiger Bespitzelung nachvollziehbar würden. Der Roman fasse die subtile Unterdrückung einer geschichtsklitternden, diktatorischen Herrschaft und die grauenhaften Folgen eines Bürgerkriegs erschreckend deutlich in Worte. (bah/dan)

Literaturangaben:
ALARCÓN, DAVID: Lost City Radio. Roman: Übersetzt aus dem Englischen von Friederike Meltendorf. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2008. 320 S., 22,90 €.

Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: