BERLIN (BLK) – Der französische Autor Tanguy Viel lasse in seinem neuen Roman „Unverdächtig“ einen Coup virtuos scheitern, schreibt die „SZ“. Andrei Kurkow unterhält die Leser in seinem Erzählband „Herbstfeuer“ mit schwarzem Humor. Außerdem in der Presseschau: Joachim Radkau, Burkhard Spinnen und Tahar Ben Jelloun.
„Frankfurter Rundschau“
Ein intellektuelles Vergnügen biete Burkhard Spinnen dem Leser mit seinem Roman „Mehrkampf“, lobt die „FR“. Der Krimi erzähle die Geschichte von Roland Farwick, in dem leicht der Athlet Jürgen Hingsen erkennbar sei. Anstelle eines wirklichen Krimis mit sportgeschichtlichem Hintergrund handle es sich jedoch um eine Parabel über das Vergehen der Zeit, das Scheitern und das Abtauchen in ein virtuelles Leben, meint die „FR“. Durch sparsam eingesetzte Gedankenspiele und das ausgedrückte Lebensgefühl der 80er-Jahre-Generation biete Spinnen ein Lesevergnügen auf hohem Niveau.
„Neue Zürcher Zeitung“
Der Erzählband „Herbstfeuer“ des Ukrainers Andrei Kurkow ist nun im Diogenes-Verlag erschienen, berichtet Birgit Veit in der „NZZ“. Die acht Erzählungen beschreiben das Leben in seinem Heimatland. Krokow sei jedoch ein „Meister des Unwahrscheinlichen, Absurden, Skurrilen“, sodass der Leser hier keine realistischen Alltagsbeschreibungen erwarten solle. Mit seinem schwarzen Humor beschreibt er, anstatt zu urteilen. Nicht alle Erzählungen seien gleich überzeugend, jedoch freue sich die Rezensentin auf neue ukrainische Geschichten.
„Süddeutsche Zeitung“
Hans-Peter Kunisch rezensiert in der „SZ“ die Dreiecksgeschichte „Unverdächtig“ des Franzosen Tanguy Viel. Der im Verlag Klaus Wagenbach erschienene Roman sei ein schmaler, schneller und zugleich verzwickter Krimi, der gut in die intellektuelle Spielform des Film noir passe, meint Kunisch. Hier träfen zwei „abgerissene, moralisch zweifelhafte Menschen“ auf ein „mehr oder weniger dumpfes Gegenüber“. Mit schön verschnörkelten Sätzen und durch souveränes Stil-Management lasse Viel einen Coup virtuos scheitern.
Ein Buch in der Schwebe zwischen Sentimentalität und Kitsch habe Tahar Ben Jelloun mit „Yemma“ verfasst, meint die „SZ“. In dem demonstrativ menschlichen, passagenweise prägnanten Werk erzähle der Autor die Geschichte seiner an Alzheimer erkrankten Mutter, die er durch gekonnte Rückblenden als einen der interessanteren Teile des Buches kreiert habe, findet der Rezensent. Trotz dieser Passagen werde der Leser teilweise mit seitenlangen Monologen des sich belastet fühlenden Autors gequält, kommentiert die „SZ“.
Einen faszinierenden kulturgeschichtlichen Überblick über die „Wunderwelt“ des Holzes habe Joachim Radkau mit „Holz. Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt“ kreiert, lobt die „SZ“. Grund für die Aufarbeitung dieses geschichtswissenschaftlich lange missachteten Themas sei die Renaissance von Holz als Baustoff und Energieträger gewesen, teilt der Rezensent mit. Neben der aktuellen Sensibilisierung der Leser für dieses Thema habe Radkau durch die sachliche Aufarbeitung wie auch durch die flotte Schreibweise beeindruckt.
Ein provokatives, verallgemeinerndes Buch habe Eberhard Straub mit „Die Furtwänglers“ verfasst, meint die „SZ“. Anstelle eines epischen Familienporträts habe Straub den Personen exemplarische, Werte vertretende und symbolische Funktionen zugeschrieben und diese nicht durch Biographisches, sondern meist durch subjektive Begründungen belegt, kritisiert der Rezensent. Besonders auffällig seien die Anekdoten und Urteile des Autors, die keinen Widerspruch duldeten und Zerrbilder bestimmter Personen wiedergäben, kommentiert die „SZ“. (car/rei/dan)
Literaturangaben:
JELLOUN, TAHAR BEN: Yemma – Meine Mutter, mein Kind. Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Berlin Verlag, Berlin 2007. 206 S., 18,50 €.
KURKOW, ANDREI: Herbstfeuer. Erzählungen. Aus dem Russischen von Angelika Schneider. Diogenes-Verlag, Zürich 2007. 240 S., Fr. 32,90.
RADKAU, JOACHIM: Holz. Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt. Oekom Verlag, München 2007. 344 S., 24,90 €.
SPINNEN, BURKHARD: Mehrkampf. Roman. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2007. 392 S., 19,90 €.
STRAUB, EBERHARD: Die Furtwänglers. Geschichte einer deutschen Familie. Siedler Verlag, München 2007. 350 S., 29,95.
VIEL, TANGUY: Unverdächtig. Roman. Aus dem Französischem von Hinrich Schmidt-Henkel. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2007. 121 S., 15,90 €.
Presseschau vom 7. Januar 2008:
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