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Leben und Tod – Sehen und Wegsehen

William Faulkners Roman „Licht im August“

© Die Berliner Literaturkritik, 30.06.08

 

ZÜRICH (BLK) – Friedhelm Rathjen rezensiert die Neuübersetzung von William Faulkners Roman „Licht im August“ in der Wochenendausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“). „Die als naturgegeben hingenommenen Fixpunkte“, die die Welt dieses Buches bestimmen, seien „religiöser Hass, sexistische Moral“ und „rassistische Gewalt“, fasst der Rezensent zusammen. Dies sei die Welt der amerikanischen Südstaaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Faulkner erzähle vor allem die Geschichte dreier Figuren, die alle von „fixen Ideen“ getrieben seien, von denen sie jedoch nicht lassen wollen, auch wenn diese „mit der Realität schroff kollidieren“. Die Handlung spielt sich innerhalb von wenigen Tagen in der Kleinstadt Jefferson ab, die sich „der Hatz“ auf einen flüchtigen Mörder hingibt. Hier treffen eine Hochschwangere, ein Waisenkind bigotter Stiefeltern, das seine Geliebte im Affekt ermordet und ein in Ungnade gefallener Pfarrer aufeinander. „In ausgreifenden Rückblenden“ würden, „geschickt verschachtelt und sehr suggestiv ausgemalt“, die Vor- und Lebensgeschichten der Figuren erzählt. In „Licht im August“ gehe es schließlich um „Leben und Tod – um Sehen und Wegsehen“. Die Figuren würden einander beobachten, nur tun sie dieses mit abgewandten Blicken. Die Perspektiven, aus denen Faulkners Figuren ihre Welt wahrnehmen, seien „indirekt, krampfhaft abgewandt“ und „der Realität immer ein wenig enthoben“. Somit entsprächen sie dem „perspektivischen Gefüge der Romanprosa“, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart, den Perspektiven, Wahrnehmungen und Bewusstseinsschichten der Figuren springe. Zwischen den verschiedenen Ebenen entstünden Sprünge und Spannungen, die sich „sprachlich virtuos entladen“ und diesen Roman zu „einem Meisterwerk der Moderne“ machen, lobt der Rezensent der „NZZ“. Die Prosa halte den Leser durch ihr „zudringliches Flirren bei innerer Spannung“. Dass in Faulkners Welt die Figuren von Motiven getrieben werden und nach archaischen Wertmassstäben handeln, verhindere nicht, dass sie „sehr real packen“, würdigt Friedhelm Rathjen in der „NZZ“.

„Licht im August“ sei „bei aller Fixierung auf Vergangenheiten seiner Zeit voraus“. Aus diesem Grund sei es sinnvoll, den Roman stets neu zu lesen und neu zu übersetzen, meint der Rezensent. Der Roman lasse sich „durchaus noch präziser und damit auch radikaler übersetzen“. Insgesamt werde die Neuübersetzung dem Roman aber „weitgehend gerecht“ und sei somit zwar keine grandiose, aber eine „ordentliche Übersetzung für die nächsten 25 Jahre“, urteilt die „NZZ“. (car/wip)

Literaturangaben:
FAULKNER, WILLIAM: Licht im August. Roman. Deutsch von Helmut Frielinghaus und Susanne Höbel. Mit einem Nachwort von Paul Ingendaay. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008. 480 S., 19,90 €.

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