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Pressemitteilung: Die Sieger des Jury- und des Publikumspreises
Wettbewerb
Literatur.digital 2002 von DTV und T-Online
- München, 15. Oktober 2002 -

Die Gewinner des Preises ›Literatur.digital 2002‹ stehen fest. Der Preis für digitale Literatur wurde nach dem großen Erfolg des Vorjahrs vom Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) und von T-Online zum zweiten Mal ausgelobt.

Jurypreis

Die siebenköpfige Jury kürte nun nach einer halbjährigen Ausschreibungsfrist aus 50 gültigen Einsendungen die drei Sieger des Jurypreises: Der 1. Preis geht an das Projekt ›marbel + matrikel‹ von Birgit Karn, Claudia Heynen, Monika Krüger und Erik Huhn (Gestaltung und Programmierung), Robert Lippok (Fotos und Sound) und Tone Avenstroup (Texte). Der Beitrag begleitet zwei Menschen, die durch eine misslungene Operation nicht die ewige Jugend gewannen, sondern wieder zu Kindern wurden, auf der Suche nach ihren Erinnerungen. Mit dem 2. Preis wird Susanne Berkenhegers JavaScript-Hyperfiction ›Die Schwimmmeisterin‹ ausgezeichnet, das in diesem Jahr bereits im Münchner Haus der Kunst zu sehen war. Den 3. Preis erhält der Hypermedia-Krimi ›Karen B.‹ des gleichnamigen Projektteams. Mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde der Beitrag ›Kleine Welt‹ von Florian Thalhofer, der außer Konkurrenz lief, da er die technischen Bedingungen nicht erfüllt hatte. Die Siegerbeträge und alle weiteren sind unter www.dtv.de und unter www.t-online.de/literaturpreis2002 einzusehen.

Um das besondere Profil digitaler Literatur im Rahmen dieses Wettbewerbs noch prägnanter hervortreten zu lassen, wurden die Teilnahmebedingungen im Vergleich zum Vorjahr etwas verschärft. Damit fiel zwar die Anzahl der eingesandten gültigen Beiträge niedriger aus, zugleich wurde aber nach Auffassung der Jury ein insgesamt noch höheres Niveau erreicht: "Es zeigte sich, dass die Entwicklung in diesem recht jungen künstlerischen Feld unvermindert anhält.

Deutlich wurde das insbesondere an der hohen Qualität der eingesandten Beiträge. Sowohl in technischer Hinsicht als auch auf literarischen Niveau wurde ganze Arbeit geleistet."

 

Publikumspreis

Zeitgleich konnte das Publikum auf der Wettbewerbswebsite unter www.t-online.de/literaturpreis aus siebzehn Beiträgen, die von einer Vorjury der Veranstalter für die Endausscheidung vorgeschlagen wurden, seine Favoriten auswählen. Die Sieger des Publikumspreises: Den 1. Platz belegt der Beitrag ›Linie 11‹ des Autorenteams Jakob Dormann, Monika Spindler, Victoria Wahl, der einen Einblick in eine steckengebliebene U-Bahn und in das Innenleben ihrer Passagiere bietet. Medienkritik in eigenwilliger Form formuliert der 2. Sieger ›Trash Island‹ des Autorenteams Roman Eisele, KryStuff und Diana Porr. Den 3. Platz nimmt - wie beim Jurypreis - der Beitrag ›Karen B.‹ vom gleichnamigen Projektteam ein. Erzählt wird mit internetspezifischen Mitteln vom Verschwinden einer Frau.

In beiden Kategorien erhalten die erstplazierten Gewinner je € 2500,-. Die jeweils zweitplazierten werden mit € 750,- honoriert, die drittplazierten erhalten je ein Buchpaket im Wert von € 500,-.

Der Jury gehören an: Dr. Roberto Simanowski (Herausgeber des Internet-Magazins ›dichtung-digital‹; Juryvorsitzender), Dr. Jürgen Daiber (Germanist und Träger des Internet-Literaturpreises ›Pegasus 98‹), Heike Gallery (Wiss. Mitarbeiterin an der Universität Marburg), Andreas Oppermann (Chefreporter von T-Online in Berlin), Tina Rausch (Journalistin), Barbara Schäfer (Chefdramaturgin beim Bayerischen Rundfunk) und Sophie Zeitz (Lektorin).

Im Mai 2002 erschien in der Reihe dtv premium die vom Jury-Vorsitzenden Dr. Roberto Simanowski herausgegebene Originalausgabe ›Literatur.digital - Formen und Wege einer neuen Literatur. Das Buch mit CD-ROM versammelt die besten Beiträge des letztjährigen Wettbewerbs sowie grundlegende Aufsätze, Einführungen und Interviews zum Thema.

München, 15. Oktober 2002

Die Jury über die Siegerbeiträge

I. DIE GEWINNER DES JURYPREISES

1.Platz:
Birgit Karn, Claudia Heynen, Monika Krüger und Erik Huhn (Gestaltung und Programmierung), Robert Lippok (Fotos und Sound) und Tone Avenstroup (Texte): ›marbel + matrikel‹

Der Beitrag begleitet zwei Menschen, die durch eine misslungene Operation nicht die ewige Jugend gewannen, sondern wieder zu Kindern wurden, auf der Suche nach ihren Erinnerungen. Diese Suche erfolgt in einem originellen Hypertextsetting, das in die tieferen Ebenen poetischer Bild-, Sound- und Textstücke führt. Das Projektteam hat einen Beitrag vorgelegt, der vor allem durch die kluge Sparsamkeit seiner audiovisuellen Stimmungsbilder besticht.

2.Platz:
Susanne Berkenheger: ›Die Schwimmmeisterin‹

Susanne Berkenhegers Hyperfiction ›Die Schwimmmeisterin‹ ist ein Meisterstück der JavaScript-Programmierung, das seine Leser in eine Performance involviert, die nicht mehr kontrollierbar ist. Da huschen kleine Java Windows über den Screen wie Badegäste durchs Schwimmbecken, da poppen Dialogboxen auf mit Anweisungen an die Leser, da werden Links von Geister-Cursern geklickt, da gibt es Hackerangriffe, die einen Hai ins Wasser schleusen, und natürlich einen Sprung vom Zehnmeterturm. Die Geschichte wird, wie man es von Berkenhegers früheren Stücken gewohnt ist, in kecken Worten erzählt, mit sichtlicher Freude am Spiel mit der medialen Situation.

3.Platz:
Karen B.: ›Karen B.‹

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Hypermedia-Krimi, der in Inhalt und Form ganz aufs Medium zugeschnitten ist: Karen B., die im Chat unter falschem Namen auftrat, wird vermisst. Nun ist die Aufgabe des Lesers den Kriminalfall nachzuvollziehen. Er kann dies chronologisch tun oder sich aber im Kugelkosmos seine Abfolge der Ereignisse wählen. Die Suche erfolgt im Chat, mittels abgefangener E-Mails, abgehörter Telefone, dem Einsatz von SMS und Webcam sowie ›Schwaben Blatt‹ und ›Newswelle Stuttgart‹. Spannung bis zum Schluss ist auf jeden Fall garantiert. Eine Geschichte voll augenzwinkernder Details, von der man kein Segment verpassen will.

Sonderpreis:
Florian Thalhofer: ›Kleine Welt‹

Die Jury entschied, dem Beitrag ›Kleine Welt‹ von Florian Thalhofer, der aufgrund seines technischen Settings nicht die Teilnahmebedingungen erfüllt hatte, einen Sonderpreis zuzusprechen. Thalhofer stellt seinen Heimatort Schwandorf in einem Bündel besprochener Bilder vor, die im Hinblick auf Text, Bild und Sound so lebendig, amüsant und voller Hintersinn sind, dass man einfach nicht davon lassen kann. Nie war die Oberpfalz so interessant; ein glänzend erzähltes Stück digitaler Literatur. s

II. DIE GEWINNER DES PUBLIKUMSPREISES 

1. Platz:
Jakob Dormann, Monika Spindler, Victoria Wahl: ›Linie 11‹

Klarer Sieger beim Publikum war der Beitrag ›Linie 11‹. Die Story ist beklemmend: Passagiere einer U-Bahn stecken fest. Die Situation scheint ausweglos und so überrascht es nicht, dass diese letzten Dialoge nur noch aus Gesprächsfetzen bestehen. Das multimediale Ambiente dazu hat das Team Wahl, Dormann, Spindler stimmig umgesetzt.

2. Platz:
Roman Eisele, KryStuff, Diana Porr: ›Trash Island‹

Eine Medienkritik in ganz eigenwilliger Form stellt der zweite Sieger ›Trash Island‹ dar. Genauso reißerisch aufgemacht wie Boulevard-Blätter oder Magazine geht es mit einem Präsidenten-Mord auf der Startseite los. Außerdem soll ein Nacktmodell von Aliens entführt worden sein. Wer hier gierig weiterklickt, erlebt eine lehrreiche Überraschung.

3. Platz:
Karen B.: ›Karen B.‹

(siehe oben)

 


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