Zeitgleich
konnte das Publikum auf der Wettbewerbswebsite unter
www.t-online.de/literaturpreis aus siebzehn Beiträgen,
die von einer Vorjury der Veranstalter für die
Endausscheidung vorgeschlagen wurden, seine Favoriten
auswählen. Die Sieger des Publikumspreises: Den
1.
Platz belegt der Beitrag
Linie
11 des
Autorenteams Jakob Dormann, Monika Spindler, Victoria Wahl,
der einen Einblick in eine steckengebliebene U-Bahn und in
das Innenleben ihrer Passagiere bietet. Medienkritik in
eigenwilliger Form formuliert der
2.
Sieger Trash Island
des Autorenteams Roman Eisele, KryStuff und Diana Porr. Den
3.
Platz nimmt - wie beim
Jurypreis - der Beitrag Karen
B. vom
gleichnamigen Projektteam ein. Erzählt wird mit
internetspezifischen Mitteln vom Verschwinden einer
Frau.
In beiden Kategorien
erhalten die erstplazierten Gewinner je € 2500,-. Die
jeweils zweitplazierten werden mit € 750,- honoriert, die
drittplazierten erhalten je ein Buchpaket im Wert von €
500,-.
Der Jury gehören an:
Dr. Roberto Simanowski (Herausgeber des Internet-Magazins
dichtung-digital; Juryvorsitzender), Dr.
Jürgen Daiber (Germanist und Träger des
Internet-Literaturpreises Pegasus 98), Heike
Gallery (Wiss. Mitarbeiterin an der Universität
Marburg), Andreas Oppermann (Chefreporter von T-Online in
Berlin), Tina Rausch (Journalistin), Barbara Schäfer
(Chefdramaturgin beim Bayerischen Rundfunk) und Sophie Zeitz
(Lektorin).
Im Mai 2002 erschien in der
Reihe dtv premium die vom Jury-Vorsitzenden Dr. Roberto
Simanowski herausgegebene Originalausgabe
Literatur.digital - Formen und Wege einer neuen
Literatur. Das Buch mit CD-ROM versammelt die besten
Beiträge des letztjährigen Wettbewerbs sowie
grundlegende Aufsätze, Einführungen und Interviews
zum Thema.
München, 15. Oktober
2002
Die Jury über
die Siegerbeiträge
I.
DIE GEWINNER DES JURYPREISES
1.Platz:
Birgit Karn, Claudia Heynen, Monika Krüger und Erik
Huhn (Gestaltung und Programmierung), Robert Lippok (Fotos
und Sound) und Tone Avenstroup (Texte): marbel +
matrikel
Der Beitrag begleitet zwei
Menschen, die durch eine misslungene Operation nicht die
ewige Jugend gewannen, sondern wieder zu Kindern wurden, auf
der Suche nach ihren Erinnerungen. Diese Suche erfolgt in
einem originellen Hypertextsetting, das in die tieferen
Ebenen poetischer Bild-, Sound- und Textstücke
führt. Das Projektteam hat einen Beitrag vorgelegt, der
vor allem durch die kluge Sparsamkeit seiner audiovisuellen
Stimmungsbilder besticht.
2.Platz:
Susanne Berkenheger:
Die Schwimmmeisterin
Susanne Berkenhegers
Hyperfiction Die Schwimmmeisterin ist ein
Meisterstück der JavaScript-Programmierung, das seine
Leser in eine Performance involviert, die nicht mehr
kontrollierbar ist. Da huschen kleine Java Windows über
den Screen wie Badegäste durchs Schwimmbecken, da
poppen Dialogboxen auf mit Anweisungen an die Leser, da
werden Links von Geister-Cursern geklickt, da gibt es
Hackerangriffe, die einen Hai ins Wasser schleusen, und
natürlich einen Sprung vom Zehnmeterturm. Die
Geschichte wird, wie man es von Berkenhegers früheren
Stücken gewohnt ist, in kecken Worten erzählt, mit
sichtlicher Freude am Spiel mit der medialen
Situation.
3.Platz:
Karen B.: Karen
B.
Bei diesem Beitrag handelt
es sich um einen Hypermedia-Krimi, der in Inhalt und Form
ganz aufs Medium zugeschnitten ist: Karen B., die im Chat
unter falschem Namen auftrat, wird vermisst. Nun ist die
Aufgabe des Lesers den Kriminalfall nachzuvollziehen. Er
kann dies chronologisch tun oder sich aber im Kugelkosmos
seine Abfolge der Ereignisse wählen. Die Suche erfolgt
im Chat, mittels abgefangener E-Mails, abgehörter
Telefone, dem Einsatz von SMS und Webcam sowie
Schwaben Blatt und Newswelle
Stuttgart. Spannung bis zum Schluss ist auf jeden Fall
garantiert. Eine Geschichte voll augenzwinkernder Details,
von der man kein Segment verpassen will.
Sonderpreis:
Florian Thalhofer:
Kleine Welt
Die Jury entschied, dem
Beitrag Kleine Welt von Florian Thalhofer, der
aufgrund seines technischen Settings nicht die
Teilnahmebedingungen erfüllt hatte, einen Sonderpreis
zuzusprechen. Thalhofer stellt seinen Heimatort Schwandorf
in einem Bündel besprochener Bilder vor, die im
Hinblick auf Text, Bild und Sound so lebendig, amüsant
und voller Hintersinn sind, dass man einfach nicht davon
lassen kann. Nie war die Oberpfalz so interessant; ein
glänzend erzähltes Stück digitaler Literatur.
s
II. DIE
GEWINNER DES PUBLIKUMSPREISES
1.
Platz:
Jakob Dormann, Monika
Spindler, Victoria Wahl: Linie 11
Klarer Sieger beim Publikum
war der Beitrag Linie 11. Die Story ist
beklemmend: Passagiere einer U-Bahn stecken fest. Die
Situation scheint ausweglos und so überrascht es nicht,
dass diese letzten Dialoge nur noch aus Gesprächsfetzen
bestehen. Das multimediale Ambiente dazu hat das Team Wahl,
Dormann, Spindler stimmig umgesetzt.
2.
Platz:
Roman Eisele, KryStuff,
Diana Porr: Trash Island
Eine Medienkritik in ganz
eigenwilliger Form stellt der zweite Sieger Trash
Island dar. Genauso reißerisch aufgemacht wie
Boulevard-Blätter oder Magazine geht es mit einem
Präsidenten-Mord auf der Startseite los. Außerdem
soll ein Nacktmodell von Aliens entführt worden sein.
Wer hier gierig weiterklickt, erlebt eine lehrreiche
Überraschung.
3.
Platz:
Karen B.: Karen B.
(siehe oben)
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