Kriminalkommissär Matthäi ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt: er sollte sich eigentlich zum Flug nach Jordanien fertig machen, um dort ein sehr hohes, ehrenvolles Amt bei der Polizei zu übernehmen. Doch da erreicht ihn ein Anruf aus einem kleinen Ort bei Zürich, ein ihm bekannter Hausierer teilt dem Kommissär mit, er habe in einem Wald die grausam verstümmelte Leiche eines kleinen Mädchens gefunden.
Matthäis Abflug ist bereits in drei Tagen und doch er fährt in diesen Ort namens Mägendorf. Dort verspricht er den Eltern des ermordeten Mädchens bei seiner Seeligkeit nicht zu ruhen, bis er den wahren Täter überführt hat. Die Dorfbewohner halten den Hausierer von Gunten für den Täter. Der Kommissär kann nur mit Müh´ und Not und in allerletzter Sekunde den Hausierer vor der Lynchjustiz retten aber nicht vor dem schnellen Zugriff seiner Kollegen, die den Fall einfach, sauber und schnell lösen möchten.
Kommissär Matthäi aber will sein gegebenes Versprechen halten, selbst wenn er dabei seine eigene Karriere, ja selbst seine eigene Existenz aufs Spiel setzen muss. Immer mehr Indizien bestätigen seinen Verdacht, bis schließlich ein winzig kleiner Zufall zur Entdeckung wenn auch nicht zur Ergreifung des wahren Täters führt.
Um es gleich vorweg zu sagen: für mich ist dieser Kriminalroman einer der besten, die jemals zu Papier gebracht wurden spannend, intensiv, einfühlsam, virtuos! Die sprachliche Gewandtheit des Dramatikers Friedrich Dürrenmatt bleibt ohnehin unerreicht, nichts wird seitenfüllend hinzugefügt, jedes einzelne Wort ist und bleibt wichtig; der immer intensiver werdende Spannungsbogen ist eine einzig ansteigende Gerade und erreicht sein furioses Finale genau dort wo er enden muss: mit dem allerletzten Satz!
Nachdem Dürrenmatt die literarische Vorlage zum 1958 entstandenen Film Es geschah am hellichten Tag (unvergessen Heinz Rühmann und Gert Fröbe) geschrieben hatte, machte er aus dem Drehbuch einen Roman: Das Versprechen. Nach der deutschen Neuverfilmung von 1997 (mit Joachim Król, Barbara Rudnik und Axel Milberg), die leider nicht an die Erstverfilmung heranreicht, ist vor allem die amerikanische Produktion von 2000 The Pledge (mit Jack Nicholson und Benicio del Toro unter Regie von Sean Penn) herausragend und absolut sehenswert.
Über den phantastischen Vorleser Hans Korte noch ein Wort zu verlieren ist wahrlich überflüssig. Gewohnt brillant, einfühlsam, jede schriftstellerische Nuance auskostend und mit dem gewissen Etwas bringt er mit seinem sonoren Bass diesen Klassiker von Friedrich Dürrenmatt zu Gehör, der auch über 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung nichts von seiner traurigen Aktualität verloren hat. Leider, denn zu aktuell und präsent ist die Problematik von Entführungen, Missbrauch und Mord an Kindern.
Fazit: ein absolutes Hör-Highlight voll trauriger Aktualität!
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© 2007 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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