Erzählt wird die Geschichte einer indischen Familie und einer Liebe, die an der Gesellschaft und ihrer Traditionen zerbricht. Zugleich berichtet dieses Buch von einem Land und seiner Politik, seiner Vergangenheit, Religionskonflikte und seiner Menschen. Es weckt das Interesse und gibt unverhüllte Einblicke in das harte unerbittliche Kastensystem.
Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die Zwillinge Rahel und Estha, sie beginnt in der Gegenwart und schildert in Rückblenden die Ereignisse. Die Personen werden im Heute jedoch nur oberflächlich angekratzt, auf Erklärungen wird weitgehenst verzichtet. Es geht um einen tragischen Unfall, um Enttäuschung, Demütigung, falsche Anschuldigungen und veraltete Wertvorstellungen.
Was diesen für den Booker Prize ausgezeichneten Roman rechtfertigt ist die poetische, märchenhafte Erzählweise der Autorin. Blumig und metaphernreich spiegelt sie die Welt aus Kinderaugen wieder.
Es geht um die kleine Dinge (roter Nagellack auf den Fingern eines Schreiners, ein Tausendfüssler im Profil eines Polizistenstiefels) und diese kleinen Dinge werden voller Sprachmagie atemberaubend kraftvoll beschrieben. Trotzdem wartet man auf einen Höhepunkt in der Erzählung, der nicht kommen will. Die Geschichte plätschert dahin, schläfert irgendwann beinahe ein.
Was diesen Roman zerstört, das sind seine 379 Seiten - denn für die schillernden, sprachgewaltigen "kleinen Dinge" sind das leider 200 Seiten zuviel.
Die Qualität dieser Geschichte ist sprachlich eindrucksvoll - doch sie mündet erzählerisch in Quantität. Schade eigentlich.
© 2003 Petra Pfeffer, Harald Kloth
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