Lukas Hartmann

Die Seuche

Roman

Die Hauptgeschichte des Romans beginnt im Frühling 1349 in dem kleinen Schweizer Weiler Rüeggisberg. Dort wohnt das junge verwaiste Mädchen Hanna, die Hauptdarstellerin, mit ihrer Großmutter und ihrem Bruder Mathis, der die Klosterschule besucht. In ganz Europa wütet die Beulenpest und macht auch vor Rüeggisberg nicht halt, viele Menschen sterben, viele fliehen.

Hanna pflegt ihre kranke, fiebernde Großmutter und holt kurz vor deren Tod ihren Bruder aus dem Kloster, wo es auch schon zahlreiche Pesttote gibt. Die Geschwister fliehen in den nahegelegenen Wald und werden dort bald von Gleichgesinnten aufgefunden, die eine Blockhütte gebaut haben und die beiden zu sich nehmen. Hanna pflegt deren krankes Kind, woraufhin sie und ihr Bruder aus Angst vor Ansteckung wieder weggeschickt werden.

Die beiden kommen zu einer Prozession mit vielen Pilgern, Bußgängern und Flagellanten, die betenderweise auf dem Weg nach Bern sind. Vor dem Stadttor wird ihnen der Zutritt verweigert, aber sie drängen einfach hinein. In Bern werden die Bußgänger und die Stadtbewohner gegen die Juden aufgehetzt, Hanna weigert sich, dieser Schuldzuweisung zuzustimmen, so wird auch sie mitverfolgt. Die vermeintlichen Verursacher des schwarzen Todes werden in Boote mit Stroh und Reisig gesetzt, angezündet und aufs Wasser geschickt. Hanna gelingt die Flucht, aber sie kann ihren Bruder nicht mehr auffinden. Hanna findet am Fischmarkt Arbeit und lernt dort das Mädchen Hildi kennen. Sie kommt zu Hildis Vater, dem Junker von Gysenstein nach Hause, der bittet sie darum, zu bleiben, da seine Frau krank ist und es kommt zu einem dramatischen, aber offenen Ende.

In diese historische Geschichte ist ein reportageähnlicher Text über verschiedene AIDS-Schicksale in Uganda und auch über die Nöte einer Schweizer Fixerin und eines HIV-Infizierten Bluters eingewoben.
In diesen Nebengeschichten beschreibt Hartmann beispielsweise die Sorgen der 68jährigen Josephine aus Uganda, die sich um 22 Waisenkinder von ihren Söhnen, Töchtern und Nachbarn kümmert, die alle an AIDS gestorben sind.

Die Struktur des Textes der Hauptgeschichte wird immer wieder abrupt unterbrochen durch die kurzen, teils abgehackten Einschübe der AIDS-Schicksale, was den Lesefluß mitunter ziemlich beeinträchtigt. Wenn man genauer hinschaut, merkt man aber, daß die Einschübe durchaus mit der historischen Geschichte verknüpft sind und Parallelen zwischen den Seuchen (den Geißeln der Menschheit) gezogen werden können. So verschmelzen Mittelalter und Neuzeit auf fast bedrohliche Art und Weise.

Das Buch von Lukas Hartmann ist alles andere als leichte Kost, man wird Schritt auf Tritt mit dem Tod in seinen vielen Facetten konfrontiert, aber auch damit, daß sich eine Gesellschaft, ihre Strukturen , Werte und Normen im Falle von derartigen Bedrohungen bald auflösen und jeder nur um sein eigenes nacktes Überleben bangt und kämpft.

Das Buch ist in seiner Thematik sehr verstörend, durch die Texteinschübe wirkt alles sehr abgehackt, zumal es eine sehr umfangreiche Handlung ist. Der Roman ist mit 200 Seiten sehr komprimiert und hätte ruhig etwas ausführlicher sein dürfen.

Wolfgang Gonsch
3 ***


jetzt bestellen bei amazon.de | Lukas Hartmann bei amazon.de

^


© 2010 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
alle Rechte bei den Autoren

http://www.how2find.de/dieseuche.htm