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Otis Taylor

Double V

(2004)

Blues gilt gemeinhin als ziemlich angestaubte Musikrichtung, in der alte, meist farbige Männer traurige Lieder singen. Soweit das Klischee. Dass es auch heute noch möglich ist, den Zwölftaktern etwas Besonderes angedeihen zu lassen, beweist Otis Taylor mit seiner neuen CD.

Otis Taylors bevorzugtes Instrument ist das Banjo, was für sich allein für einen Bluesmusiker schon ziemlich ungewöhnlich ist. Dabei belässt es Taylor aber nicht. Obwohl seine Musik im Grunde auf den klassischen, gitarrenlastigen Country-Blues fusst, gewinnt er den Songs durch Streicher(!), Trompete und Mandoline neue Facetten ab, verstärkt durch das Fehlen eines Schlagzeugs. Für das nötige Rhythmusfundament sorgt stattdessen Tochter Cassie am Bass. Diese erweist sich als wahres Multitalent. So ganz nebenbei macht sie nämlich auch als Covergirl der CD und als Sängerin (beim letzten Stück "Buy myself some freedom") eine erstaunlich gute Figur.

Auch bei den Texten lohnt sich erhöhte Aufmerksamkeit. "Took their land" beispielsweise behandelt den Umgang mit der amerikanischen Urbevölkerung. "Plastic spoon" hat die Altersarmut zum Thema und "He never raced on sunday" ist die Geschichte des farbigen Radrennfahrers Major Marshall Taylor, der in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts diskriminiert wurde. Die Sprache dieser durchweg interessanten Geschichten fällt größtenteils bissig, teilweise sogar schon zynisch aus. Der 56jährige scheut sich offenbar nicht, seinen Landsleuten den Spiegel vor das Gesicht zu halten und auf Misstände hinzuweisen.

Schön, dass es immer noch solche Blues-Neuerscheinungen gibt!

Wolfgang Daschner
5 *****


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© 2005 Wolfgang Daschner, Harald Kloth
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