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Anna Dankowtsewa

Ein Haus am Meer

Die Moskauerin Marina, deren Leben einigermaßen ruhig verläuft, erhält eines Tages eine Nachricht, die ihr ganzes Dasein mit einem Schlag verändert. Sie erbt von ihrem Vater ein Grundstück an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Natürlich ist sie überrascht und aufgeregt. Eine Erbschaft - ein Traum! Unmöglich! Nun hat sie es aber schriftlich, muss dieses Anliegen ernst und wahr nehmen.
Marina begibt sich auf die lange Reise in das Land ihrer Vorfahren. Ihre Kinder und ihre zwei besten Freundinnen, die chaotische, lebenslustige Vera und die kluge, stets ihr Leben im Griff habende Psychoanalytikerin Xenia begleiten sie. Marina träumt von einem richtigen Landsitz mit einem großen Garten, einer weißen Terrasse mit einem herrlichen Blick auf das weite blaue Meer. Wunderschön!

Leider sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Marina muss feststellen, dass sich das Haus als eine einzige Bruchbude erweist, das Grundstück total verkommen ist und nur die Terrasse über dem Meer aus ihren Träumen tatsächlich existiert. Sie fühlt sich enttäuscht, aber trotzdem zu diesem Fleck Erde, wo ihre Wurzeln sind, sehr hingezogen. Sie beschließt zu bleiben, ohne zu ahnen, welchen Ärger, Nervenkitzel, Angst, Sorge und Unruhe diese Entscheidung mit sich bringt.
Da gibt es den Archäologen Danail, der ganz besessen von seinem Beruf ist und den auch schwere Zeiten, Bürokratie, Gleichgültigkeit seiner Landsleute und Mafia nicht abschrecken können, sein Ziel zu verfolgen, alte Fürstengräber zu suchen und sie zu erforschen. Für solche Expeditionen braucht er Geld und wie bestellt erscheint in seinem Umfeld der russische Unternehmer Sajko, Spitzname "Kobra", dessen Geschäfte mehr kriminelle als kommerzielle Aktionen sind.
Sajko hat einen eisernen Willen und eine harte Afghanistanschule hinter sich. Er ist misstrauisch, brutal und kontrolliert ein paar große Berirke Moskaus und einen nicht unerheblichen Teil des Hinterlandes. Dieser Sajko, der Jäger, sucht sich ein neues Betätigungsfeld. Hier, an der bulgarischen Küste auf dem Grundstück von Marina, will er mit Hilfe von Danail Gewinn machen, Gold und historische Kulturgüter finden. Und er hat Geld!

Es passiert noch einiges, bevor die Geschichte wie im Märchen ein gutes Ende nimmt. Der Leser taucht in das Leben im heutigen Bulgarien ein, mit seinen Sitten und Gebräuchen, mit seiner schmackhaften Küche und großer Gastfreundlichkeit. Er wird auch mit der Mentalität und der Weltanschauung moderner russischer Frauen konfrontiert, die ihren schweren Alltag mit Bravour bewältigen.
Es handelt sich um einen interessanten, guten Frauenroman und es ist das zweite Buch von Anna Dankowtsewa, die zur neuen Generation der russischen Schriftsteller gehört. Mit ihrer klaren, gefühlvollen Sprache schildert sie angenehm warm und glaubwürdig markante Charaktere und ihre konsequenten Handlungen und nimmt dadurch einen würdigen Platz in der Reihe moderner russischen Autoren ein.

Ludmila Hück
4 ****


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© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth
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