Die erfolgreiche Schriftstellerin Lotte Inden erfährt von ihrer unheilbaren Krankheit. Sie stellt einen jungen Mann ein, der sich nicht nur um ihren zunehmend schwächer werdenden, todgeweihten Körper, sondern auch um ihre geistige Hinterlassenschaft kümmern soll, Adlatus und Krankenpfleger in einer Person.
Einem „Destillateur“ gleich filtert der gelernte Lektor Max aus ihrer umfassenden Bibliothek - liebevoll als "Erbgut" bezeichnet - den gesamten Schatz an Randnotizen, Bemerkungen und Zitaten aus ihren Büchern, Schriftstücken und Briefen für ein letztes schriftstellerisches Werk. Der homosexuelle Max wird so zum ersten Leser und zugleich Archivar ihrer lebenslangen Aufzeichnungen und Gedanken, den Bausteinen ihres ehrgeizigen finalen Vorhabens.
Im Bewusstsein das Epos nicht selbst vollenden zu können wird Max darauf vorbereitet das Werk nach dem Tod der Schriftstellerin zu Ende zu führen.
Je mehr sich Max auf diese „Erbschaft“ einlässt, desto mehr beginnt ihn diese ungewöhnliche Frau zu faszinieren ...
Dies ist eine Geschichte gegenseitiger Abhängigkeiten: Lotte hilft Max zu leben, während er ihr umgekehrt das Sterben erleichtert. Die Autorin zeichnet auf knapp 150 essayistischen Seiten eine kleine Idylle im Schatten des Todes.
So verarbeitet Connie Palmen in dieser nachdenklichen wie nachhaltigen Etüde eine geballte Ladung philosophischer Gedanken und schenkt uns viele kleine Kostbarkeiten und literarische Perlen. Vor allem die philosophischen Monologe Lottes über die Welt der Literatur und die Aufgaben der Schriftstellerei lassen jedes bibliophile Herz höher schlagen!
Leider ist es ihr in keiner Phase dieses tiefgründigen und sensiblen Buches gelungen eine aufregende oder mitreißende Rahmenhandlung aufzubauen; zu vorhersehbar entwickelt sich dieser Plot. Die Figuren bleiben wohl auch wegen des viel zu knapp bemessenen Rahmens äußerst blass; das Liebesverhältnis der beiden Protagonisten, das sich schon zu Beginn erahnen lässt, wirkt schlichtweg trivial und völlig deplatziert.
Diese gewaltige, anspruchsvolle Thematik fordert mehr Raum um dieser Art von Schicksalsbewältigung gerecht werden zu können.
Fazit: literarische Perlen in schwacher, weil viel zu kurzer Rahmenhandlung.
Wolfgang Gonsch© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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