Herbst - das ist die Jahreszeit, in der man sich am liebsten in den eigenen vier Wänden verkrümelt. Das zuweilen trostlose Wetter hat daran sicher seinen Anteil.
Die englische Band The Tindersticks bietet mit ihrem Debüt "The Tindersticks - First Album" aus dem Jahr 1993 den passenden Sound(track) für typische Herbsttage. Bei den Engländern ist nämlich Einiges anders: Schon durch ihr optisches Auftreten fielen die in ihrer Anfangszeit überzeugten Anzugträger aus dem Rahmen. Ihre Musik spielt sich dabei weit weg vom klassischen Britpop ab. Melancholische Melodien werden in schleppendem Tempo vorgetragen, Sänger Stuart Staples nuschelt mehr als das er singt und verleiht dem eh schon eher schwermütigen Songmaterial noch eine eigene Note.
Auffallend ist die Kombination von Geigen beziehungsweise Streichern und Orgel als melodietragende Instrumente. Viele Titel bekommen dadurch eine fast sakrale Wirkung. Andere Songs hingegen zeigen mehr die Verwandtschaft zu Bands wie den Walkabouts (die Musiker finden sich tatsächlich teilweise auf Platten beider Gruppen wieder!) oder den Cowboy Junkies (beispielsweise "Nectar", "Blood")."Tyed" und "Paco de Renaldos dream" hingegen atmen die Luft eines engen,verrauchten Jazzkellers, dem eigentlich ruhigen "Raintrops" verleihen unruhige, wie ein Bienenschwarm flirrende Geigen eine besondere Spannung. Den Abschluss der CD bildet ein kammermusikalisches Kleinod namens "The not knowing", in dem Oboe, Klarinette und Streicher für einen ungewöhnlichen Abschluss der Platte sorgen.
Beim erstmaligen Hören wirken die insgesamt 21(!) Songs vielleicht etwas arg traurig. Nachdem man sich aber etwas an diesen Klangcharakter gewöhnt hat, tritt nach und nach der fast schon morbide Charme dieser CD zu Tage.
Sämtliche CDs der Tindersticks gibt es seit kurzem als "expanded versions", neu digital gemastert und mit jeweils zahlreichen Bonus-Tracks als Doppel-CDs.
© 2004 Wolfgang Daschner, Harald Kloth
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