Bis vor kurzem war alles noch in Ordnung. Der homosexuelle Starfrisör Tomas Prinz war mit sich und mit seinem Leben völlig zufrieden, erfolgreich im Beruf und glücklich mit seinem russischen Freund Aljoscha. Sein einen guten Ruf besitzende Frisörsalon war nicht irgendwo am Rande der Millionenstadt, der Bayrischen Metropole, sondern mitten im Münchner Szenestadtteil Glockenbachviertel, was für den Leser selbstverständlich eine interessante Kulisse abgibt.
Wer kennt das denn nicht: Waschen, Schneiden, Färben, Föhnen, Plaudern - eine absolut vertraute Atmosphäre. Gern und oft macht Tomas Prinz auch Extraschichten für gute, treue und interessante Kunden. So eine Kundin ist auch Alexandra Kaspari, die Beauty-Redakteurin der Zeitschrift "Vamp", die an diesem schicksalhaften Abend einen Termin wie einen Hilfeschrei braucht. Aufgeregt und angespannt kommt sie in seinen Salon und erzählt ihm ganz vertraulich von einer neuen Affäre. Alles wie immer? Doch am nächsten Tag wird Alexandra brutal ermordet aufgefunden, und der Frisör Tomas Prinz ist der letzte, der sie lebend gesehen hat. Wer ist der Mörder? Was ist mit der Mordwaffe und vor allem, welches Motiv steckt hinter dieser Tat? Diese Fragen beschäftigen den Frisör, er sucht nach Antworten und verstrickt sich immer mehr in Schwierigkeiten. Auch er muss nun erfahren, dass Bestechung, Intrigen, Korruption, Verdächtigungen und Neid die Welt der "Schönen und Reichen" beherrschen. Das Ende kommt absolut überraschend.
Wer sich auf die Lektüre von Christian Schünemanns Buch einlässt, erfährt zweifellos einiges über "Haarbeschaffenheit, Schneidetechniken und Kopfmassagen"; was allerdings ein anspruchsvoller Leser vermissen wird, sind knisternde Spannung, beeindruckende Charaktere, ausdruckstarke Sprache, die einen gut geschriebenen Krimi ausmachen. Der Autor schreibt mit Witz, in einfachen, kurzen und verständlichen Sätzen. Für viele wird es eine Ein-Tag-Lektüre sein.
Nicht vergessen: Christian Schünemann ist ein junger Schriftsteller. Er studierte Slawistik, arbeitete in Moskau und Bosnien-Herzegowina und absolvierte die Evangelische Journalistenschule in Berlin, wo er heute lebt.
Ach ja, wann haben Sie Ihren nächsten Frisörtermin?
© 2004 Ludmila Hück, Harald Kloth
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