Lorenz Mohn, ein Pornodarsteller hängt seinen Beruf an den Nagel und macht nach dem Motto "Stricken statt Ficken" einen Strickwarenladen auf. Bestimmen zuerst Geschlechtsteile und alle Arten von Stellungen das Leben von Lorenz, so inspiriert ihn eine Kollegin, die in einer Drehpause in aller Seelenruhe und vor allem Würdevoll an einem kleinen Pullover häkelt so sehr, dass er es ihr gleichtun will und muss. Eine Grande Dame der Wiener Unterwelt, Claire Montbard, ist seine Geldgeberin. Einzige Bedingung für das zinslose Darlehen zur Geschäftseröffnung: es auf den Tag genau in sieben Jahren zurück zu zahlen oder aber an diesem 14. Juli 2015 hat er ein Leben zu retten.
Das ist auch genau der Tag, an dem die NASA-Sonde New Horizons den Planeten Pluto erreichen soll. Ein Zufall? Wohl kaum, wenn man den Namen von Lorenz Mohns neuer Existenz, seinem Strickwarengeschäft bedenkt: Plutos Liebe!
Ein wahrer Sturm bricht los und reißt alle, Protagonisten wie Leserinnen und Leser, mit sich - und wie! 423 eng beschriebene Seiten lang entsteht ein Universum der Besonderheiten. Fast wird es dem Leser zu viel, denn der Autor erzählt akribisch, fast manisch genau. Er schildert jede Gesichtsregung, kommentiert und stellt witzige, bisweilen aberwitzige Vergleiche an. Heinrich Steinfest geht es in diesem Roman zwar um die Spannung, aber noch viel mehr um die einzelnen Charaktere. Er entwirft eine Welt voller verschrobener Zeitgenossen: die Unterweltkönigin, die ihre Mutter als Gärtnerin und den Bruder als Butler beschäftigt, die Heiratsvermittlerin, in die sich der Ex-Porno-Star unsterblich verliebt.
Trotz Leiche, Polizei und Täter ist der Roman in erster Linie kein Krimi. Es ist vor allem wild formulierte Science-Fiction: Außerirdische kommen ins Spiel, Schauplätze wechseln im Eilzugtempo, Fantasie und Realität verschmelzen, irgendwo, irgendwie. Und Archaeopteryx, der Urvogel, dessen Geschichte und dessen Verbindung zu Pluto bekommen ein Eigenleben. Dem in Australien geborenen, in Österreich aufgewachsenen und in Stuttgart lebenden Autor und Maler Steinfest gelingt ein sprachliches Feuerwerk. Ganz selten liest man einen Roman mit so vielen großartigen Vergleichen, Wortschöpfungen, Beobachtungen und niedlichen Boshaftigkeiten. Der Autor erschafft mit und in Gewitter über Pluto ein wahres Universum: von Porno bis Pluto!
Wolfgang Gonsch
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© 2010 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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