Richard Segal ist 35, verheiratet, lebt in einer kleinen Wohnung in Manhattan und arbeitet als Computernetzwerkverkäufer in einer Firma. Sein Leben verläuft eigentlich nicht besonders gut. Er trinkt halt gern, hat noch keinen einzigen Vertrag abschließen können, seit er in seiner neuen Firma ist und in seiner Ehe kriselt es.
Eines Tages trifft er zufällig auf der Straße seinen ehemaligen Nachbarn aus gemeinsamen Kinderjahren. Richard erkennt ihn, Michail Rudnick, sofort. Wie hätte es anders sein können? Rudnick hat ihn damals, als er noch Kind war, sexuell missbraucht und das vergisst man nicht. Das hinterlässt tiefe Spuren. Erinnerungen werden wach, die einen erschüttern und keine Ruhe mehr geben. So geht es auch Richard seit dieser Begegnung.
Rudnick ahnt nichts, aber wohl der Leser. Denn die Geschichte ist in Ich-Form geschrieben. Der Leser ist quasi mitten drin in den Gedanken, Ängsten, Lügen und "hard feelings" des Opfers und späteren Täters.
Es eskaliert dann alles und eine Katastrophe scheint unausweichlich zu sein. Seine Frau will Richard verlassen, im Job droht die Entlassung und dieser Rudnick beansprucht sein Denken. Das Ganze muss ein Ende, eine Erlösung finden. Nun das Ende kommt, aber die Erlösung ...?
Das Buch verschafft dem Leser einen Einblick in das Leben eines amerikanischen Ehepaares mitten in Manhattan. Mit Streben nach Kariere, Statussymbolen, mit harter Konkurrenz und starkem Druck. Die Hauptperson ist eigentlich kein angenehmer Mensch. Das von Beginn des Romans an gewonnene Mitleid und die leichte Symphatie schmelzen nur so dahin. So wird Richard vom Autor Jason Starr ohne Schönfärberei dargestellt: Unglücklich, oft betrunken und beruflich vom Pech verfolgt. Richard lügt, bevor er seien Mund aufmacht und das fällt ihm leicht. Ob es sein Chef, die Kollegen, seine Ehefrau oder die Polizei sind, ist ihm egal.
Einmal beschließt er doch noch, ein ordentliches Leben zu führen. Er will alles wieder in Ordnung bringen. Und zwar nachdem Rudnick erledigt worden ist. Aber nichts, absolut nichts ist in Ordnung. Nun fragt sich der Leser, warum? Warum ist alles so sinnlos und ohne einen Ausweg für ihn? Warum verbreitet das Buch so eine nervöse Stimmung?
Man legt den Roman trotzdem nicht weg, bevor man ihn nicht ausgelesen hat, und damit dem Autor eine reiche Phantasie zugesteht, eine offensichtliche Neigung zum Psychothriller, eine sich steigernde Spannung und ein unverkennbares Interesse an den Problemen des heutigen gesellschaftlichen Lebens und dem damit verbundenen brutalen Realismus.
© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth
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