Startseite > Literaturkritiken > Belletristik

Amélie Nothomb

Im Namen des Lexikons


So temporeich, wie sie erzählt, so flott legt sie auch Jahr für Jahr einen neuen, wenngleich immer sehr knappen (diesmal 147 Seiten) Roman vor: Amélie Nothomb, die junge, in Frankreich regelmäßig Bestsellerlisten stürmende Autorin. Phantastisch und wild sind sie jedesmal, ihre Erzählungen, und immer wieder tauchen Grundmotive auf, die der Autorin offenbar besonders am Herzen liegen und die höchstwahrscheinlich autobiografisch gefärbt sind.

Wie schon in ihrem letzten Roman, Metaphysik der Röhren, geht es auch diesmal um ein Kind, das, kaum geboren, schon auffällt und ein besonderes Kind ist. Ein Genie - aber zugleich zum Scheitern verurteilt. Ebenfalls tritt in beiden Romanen das Motiv der Todessehnsucht des Kindes auf: War es dort das Fallenlassen in den Teich, so ist es hier das Sich-Einschneien lassen. Abgesehen vom allzu aufgesetzt wirkenden Schluss der Geschichte, in dem sich die Autorin selbst mit in das Geschehen einbringt, überzeugt "Im Namen des Lexikons" als angenehme Lektüre für zwischendurch. Um der Eintönigkeit vorzubeugen, sollte Nothomb in ihrem nächsten Roman allerdings nicht unbedingt wieder ein Kind in den Mittelpunkt stellen.

Lucette weiß, dass ihr Kind etwas Besonderes sein wird - deshalb wählt sie den Namen Plectrude. Das Kind kommt im Gefängnis zur Welt, da Lucette ihren Freund erschossen hat. Kurz nach der Geburt bringt sie sich selbst um. Plectrude wächst bei Lucettes Schwester Clémence auf. Dass die Kleine ein besonderes Kind ist, sieht man sofort an ihren Augen. Wegen ihres besonderen Blicks wird sie aus dem Kindergarten verbannt; wegen eben diesem Blick und ihrem herausragenden Talent aber schafft sie es schließlich, als junges Mädchen als Ballettschülerin an die Pariser Oper aufgenommen zu werden. Der Drill dort ist unmenschlich, 40 kg Körpergewicht dürfen nicht überschritten werden. Da Plectrude Joghurt nicht mag und somit kein Kalzium mehr zu sich nimmt, bricht eines Tages einer ihrer Knochen. Sie wird nie wieder tanzen können - ihr Lebenstraum ist zerstört. Da Plectrude kein Ziel mehr hat, setzt sie es sich in den Kopf, wie ihre Mutter mit 19 ein Kind zu gebären und dann zu sterben - doch dann kommt es doch noch ganz anders.

Christa Rossmann
4 **** bis 5 *****


mehr von Amélie Nothomb

jetzt bestellen bei amazon.de | Amélie Nothomb bei amazon.de

^


© 2003 Christa Rossmann, Harald Kloth
alle Rechte bei den Autoren

http://www.how2find.de/imnamendeslexikons.htm